error while rendering unimr.mobilemainnav
Hauptinhalt

Über Behring-Nachlass digital

Zum DFG-Projekt Die Erschließung, Digitalisierung und Bereitstellung des Nachlasses von Emil von Behring im Internet

Die Bakteriologie mit ihren Forscherpersönlichkeiten wie Robert Koch (1843-1910), Paul Ehrlich (1854-1915) und Emil von Behring (1854-1917) gab der modernen Gesundheitspflege um die Wende zum 20. Jahrhundert wichtige Impulse. Betrachtet man zudem die Entwicklung der Pharmaindustrie, so kann Emil von Behring mit seinem unternehmerischen Handeln, der Begründung der Behringwerke im Jahre 1904 und seinen vielfältigen Kontakten zu anderen Wissenschaftlern und der pharmazeutischen Industrie auch auf diesem Gebiet als herausragende Persönlichkeit gelten.

Der Mediziner und Bakteriologe Emil von Behring, der erste Nobelpreisträger für Medizin und Begründer der Serumtherapie, hinterließ eine große Zahl von Briefen, Tagebüchern, Labornotizen, Typoskripten sowie zahlreiche andere zumeist handschriftliche Aufzeichnungen. Der wissenschaftlichen Korrespondenz (ca. 1650 Briefe), insbesondere mit Persönlichkeiten wie Paul Ehrlich, Otto Heubner, Erich Wernicke und den in Frankreich forschenden Kollegen Émile Roux und Elie Metschnikoff, kommt hierbei eine herausragende Bedeutung zu.

Der Nachlass, seit Juni 2011 im Besitz der Philipps-Universität Marburg, ist heute in der Robert-Koch-Straße 6 untergebracht und wird von den Mitarbeiterinnen der Emil-von-Behring-Bibliothek, Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin, betreut. Für die Wissenschaft konnten die Dokumente bisher nur eingeschränkt genutzt werden, da sie nur unzureichend erschlossen waren. Der fachwissenschaftliche Einstieg war durch die systematische Erschließung nach Materialart bisher nicht möglich, und da Findmittel bisher nur analog und nicht digital vorlagen, war die Recherche stets mit Archivbesuchen in Marburg verbunden.

Dank der Förderung durch die DFG (LIS) ist es nun möglich, durch eine fachlich fundierte Erschließung (weitere Informationen hier) und eine Online-Präsentation der handschriftlichen Unterlagen eine orts- und zeitunabhängige Recherche durchzuführen und so das für die Forschung grundlegende Material benutzerfreundlich zur Verfügung zu stellen. Es war das Ziel, den gesamten Nachlass auf der Grundlage der bisher vorliegenden Findmittel formal und inhaltlich nach den Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA) zu erschließen, wobei Verknüpfungen mit der Gemeinsamen Körperschaftsdatei (GKD) und Personennamendatei (PND) für die Regestierung hervorragende Bedingungen bieten. Das Vorhaben wurde auf der Grundlage der Allegro-Datenbank HANS realisiert, die mit dem Regelwerk der RNA kompatibel ist. Die Entscheidung für diese Datenbank erfolgte auch deshalb, weil die Universitätsbibliothek Marburg als Kooperationspartner Allegro-HANS für die Erschließung des Savigny-Nachlasses (durch Dr. Bernd Reifenberg) und als Grundlage für die Erschließung und Präsentation ihrer Nachlässe benutzt.

Die fertig erstellten Erschließungssätze mit Metadaten wurden in einem zweiten Arbeitsschritt mit Abbildern der ausgewählten Autographen verknüpft, um die Inhalte des Nachlasses für die Forschung als www-Präsentation bereitzustellen. Für das gesamte Vorhaben wurden zwei Mitarbeiterstellen bewilligt. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin (Dr. Ulrike Enke, ulrike.enke@staff.uni-marburg.de) erschließt den Nachlass auf medizinhistorischer Grundlage und erstellt die Regesten. Eine Diplom-Bibliothekarin (Martina Kahler) ist für die formale Erschließung und EDV–Fragen zuständig. 

Gleichzeitig dient das Vorhaben der umfassenden Bestandserhaltung. Briefe und Werkmanuskripte weisen zum Teil erhebliche Säureschäden oder Insektenfraß auf, eine Umbettung und sachgemäße Lagerung in alterungsbeständigen Kartonagen war dringend erforderlich.

Zahlreiche Bücher der noch erhaltenen Privatbibliothek Behrings sind mit Widmungen oder zum Teil umfangreichen Annotationen von Behrings Hand versehen; momentan - Stand März 2012 - werden in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Marburg (Direktor: Dr. Neuhausen) die circa 160 Bücher mit handschriftlichen Eintragungen digitalisiert und im Internet (OPAc) zugänglich gemacht. (Näheres dazu im Kapitel Behrings Bibliothek

Das Projekt ist im August 2009 angelaufen und wurde im Dezember 2011 bis zum Februar 2013 verlängert. Im Sommer 2012 soll auch die Behringwerk-Korrespondenz digitalisiert sowie inhaltlich und formal erfasst werden und ab 2013 online abrufbar sein.

Im Anschluss an das Projekt ist geplant, auf der Grundlage des dann vorliegenden formal und inhaltlich erschlossenen Materials ein wissenschaftliches Forschungsprojekt zu Behrings Person und seinem wissenschaftlichem Wirken zu initiiren.

(Kornelia Grundmann, Ulrike Enke, Christoph Friedrich, 2009/ 2012)