04.11.2025 Neuer Band zu Sicherheitsstrategien in der internationalen Wirtschaftsgeschichte publiziert

Der von Marie Huber, Shakila Yacob und Christian Kleinschmidt herausgegebene Sammelband "Security Strategies in International Business History. German Companies in Asia in the 20th Century" untersucht, wie deutsche Unternehmen im 20. Jahrhundert auf sicherheitsrelevante Herausforderungen in Asien reagierten und welche Strategien sie entwickelten, um ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in politisch, ökonomisch und sozial volatilen Kontexten zu stabilisieren. Die Fallstudien reichen vom späten 19. bis ins späte 20. Jahrhundert und beleuchten deutsche Unternehmenspraktiken in Japan, China, Indien, Malaysia und Südostasien.

Über den Band

Statt Unternehmensgeschichte vor dem Hintergrund von "Risiko" zu analysieren, schlagen die Herausgeber:innen vor, stärker Fragen von „Sicherheit“ in den Blick zu nehmen. Dieser theoretische Zugang eröffnet neue Perspektiven auf Entscheidungsprozesse, Anpassungsstrategien und Resilienzmechanismen von Unternehmen in unsicheren politischen und wirtschaftlichen Umgebungen. Sicherheit wird dabei als ein von historischen Akteuren konstruiertes Konzept verstanden, das über technische Gefahrenabwehr hinausgeht und Fragen der Stabilität, Vorhersehbarkeit und Handlungsfähigkeit umfasst.

Die Beiträge des Bandes zeigen, wie deutsche Firmen in kolonialen und postkolonialen Kontexten sowie während des Kalten Kriegs mit Unsicherheit umgingen. Sie untersuchen Strategien der Rohstoffsicherung in der Kolonialzeit, das Navigieren deutscher Unternehmen in nationalisierenden Ökonomien nach der Unabhängigkeit asiatischer Staaten sowie Kooperationen in sozialistischen Systemen während des Kalten Krieges. Anhand von Beispielen aus der Pharmaindustrie, dem Maschinenbau, der Chemie, dem Bankwesen und dem Handel zeigen die Beiträge Muster unternehmerischer Anpassung und Einflussnahme in unterschiedlichen politischen Systemen auf.

Mit seinem Fokus auf Sicherheit, Risiko und Resilienz leistet der Band einen doppelten Beitrag zu aktuellen Debatten. Erstens erweitert er die internationale Unternehmensgeschichte um ein theoretisches Konzept, das bislang vor allem in der kritischen Sicherheitsforschung und den Internationalen Beziehungen verankert war. Zweitens ergänzt er die (post-)koloniale Wirtschaftsgeschichtsschreibung um eine deutsche Perspektive auf Asien, die bislang wenig erforscht ist. Durch den Rückgriff auf bislang kaum genutzte Archive in Deutschland und Asien liefert der Band neue empirische Erkenntnisse zu den globalen Verflechtungen deutscher Unternehmen. Er zeigt, wie historische Analysen unternehmerischer Sicherheitsstrategien dazu beitragen können, langfristige Muster wirtschaftlicher Anpassungsfähigkeit in globalen Krisen- und Transformationsprozessen besser zu verstehen.

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