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Zwischen Sakralität und Säkularität 

Probleme und Herausforderungen der Präsentation religiös-islamischer Objekte im Museum unter Berücksichtigung der Kategorien Space, Place und Time

Pardis Eskandaripour

Foto: Eskandaripour

Es ist Anliegen dieser Studie, das ethnologische Museum als Rahmen oder Ort für die Ausstellung solcher Objekte unter diesen Gesichtspunkten zu analysieren, um zu verstehen, welche besonderen Probleme oder Herausforderungen mit der Ausstellung von Objekten aus islamischen Kulturen einhergehen. Manche dieser Objekte sind explizit religiös konnotiert, andere gehören in den Kontext islamischer Kultur, sind aber nicht als religiös zu verstehen. Welche Konsequenzen hat das für den Umgang mit solchen Objekten im Museum?

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Objekte (Gegenstände) überhaupt als religiös oder nicht religiös verstanden und entsprechend eingeordnet werden? Was folgt aus diesen Zuordnungen für die musealen Präsentationen?

Ein weiterer Fokus der Untersuchung richtet sich auf die Besucher/innen von Ausstellungen. Für diesen Bezugspunkt dient als theoretischer Referenzrahmen die Theorie Space und Place für die Auswertung und Betrachtung der Befunde.

Ob ein Objekt im Museum als religiöses Objekt verstanden wird oder nicht, hängt vom zeitlichen und räumlichen Rahmen ab, in dem die entsprechende Religion oder Glaubensrichtung verbreitet ist und vor allem hängt es doch davon ab, was Kuratoren/innen über die mögliche religiöse Bedeutung eines Objekts wissen und ob sie das als wichtig oder bedeutungsvoll für den musealen Kontext einschätzen.

 In einem Museum wie dem Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig gibt es häufig Objekte, die ursprünglich als sakral galten, aber in der gegenwärtigen Zeit oder aber durch die Musealisierung ihre religiöse Bedeutung verloren haben. Wie lässt sich solch eine Bedeutungsänderung eines Objektes und der Wandel von einer religiösen zu einer nicht-religiösen Einordnung (oder: Wahrnehmung) aufzeigen? Sollte dessen Ausstellung in den Vitrinen eher religiös oder als säkulares Objekt erfolgen? Daran geknüpft ist die übergeordnete Frage, ob und wann ein Objekt entsprechend dem Verwendungszweck seiner ursprünglichen Zeit und Raum präsentiert werden sollte, oder wie und an welchen Orten ein Objekt ohne klare religiöse Einordnung präsentiert wird, falls aus der ethnologischen Perspektive zu wenig Informationen darüber vorliegen.

Dafür müssen zeitliche und räumliche Dimensionen der Zuordnungs- und Kategorisierungsprozesse untersucht und in Form einer Zeitlinie (Time Line) dargestellt werden, damit Transformationen von Objekten von religiös zu nicht-religiös markiert werden können. Ich verfolge dabei die Annahme, dass sich Bedeutungsänderungen von Objekten in Mythen und Narrativen widerspiegeln und dort ergründet werden können.

An die Diskussion über die religiösen oder nicht- religiösen Eigenschaften der Objekte im ethnologischen Museum schließt sich eine Betrachtung zur Art und Weise einer Ausstellung an. Inwieweit müssen und sollten im Museum als sakral wahrgenommene Eigenschaften und religiöse Verbote und Gebote beachtet werden? Wie werden die sakralen Objekte in einem ethnologischen Museum im Vergleich ihrer Präsentation und ihrer Verwendung in den Religionen bzw. an heiligen Orten behandelt und ausgestellt?

Nicht außer Acht gelassen werden dürfen bei diesem Thema auch die säkularen oder nicht- religiösen Objekte aus Regionen, die von islamisch geprägten Kulturen stammen. Viele dieser Objekte wurden auch für sakrale Rituale verwendet. Darunter befinden sich auch einige Objekte, welche trotz ihrer ursprünglichen Nutzung im Haushalt und im alltäglichem Leben, dennoch religiös konnotiert sind, beispielsweise als Segen spenden gelten oder als Glücksbringer, Schutz gegen bösen Blick usw. fungieren. Wie könnte man mit solchen Objekten umgehen? Dahinter steht die Frage, was ein Museum wie das Grassi-Museum mit den sogenannten „islamischen“ Objekten aus seiner Sammlung vermitteln? Wie können Ausstellungen solcher Objekte eine Verbindung zwischen dem Museum, Wissenschaft und der Gesellschaft herstellen?

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