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Forschen, verstehen, inszenieren in der Religionskundlichen Sammlung, einem Museum der Religionen

Dr. Susanne Rodemeier

Foto: Heike Luu

Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die Religionskundliche Sammlung mit ihren Objektbeständen aus zahlreichen Religionen der Welt. Meine Forschungen beziehen sich auf Provenienz von Objekten und Objektgruppen, auf das Problem der Inszenierung von Religion und auf die Rezeption des Ausgestellten durch divergierende Betrachtergruppen.

Mein Erkenntnisinteresse bezieht sich vorrangig auf die Objekte, die das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Glaubensvorstellungen thematisieren bzw. auf dieses verweisen. Die Interaktion zwischen autochthonen, lokalen und popularen mit hegemonialen, monotheistischen und orthodoxen Glaubenstraditionen untersuche ich anhand ausgewählter Objekte und Objektgruppen. Die Auswahl bezieht sich auf Objekte, die ihren tradierten Verwendungszweck aufgrund christlicher Mission verloren haben. Hier geht es um Objekte, die in Ritualen zur Kontaktaufnahme mit Göttern, Geistern oder Ahnen, wie die sogenannten Zauberbücher der Batak auf Sumatra, Verwendung fanden. Besonders interessieren mich unter derartigen Objekten diejenigen, mit deren autochthonem, ritualisiertem Verwendungszweck Christen anders umgehen als Muslime. Es ist ein Aushandlungsprozess, der prototypisch an Objekten wie dem javanischen Kris (Damaszener Dolch) aus der Religionskundlichen Sammlung untersucht wird. Eine weitere Objektgruppe bilden die Objekte, deren künstlerische Darstellung ein Motiv thematisiert, das soziale und religionspolitische Interessenkonflikte thematisiert, die sich am gesellschaftlichen Streit um Deutungshoheit zwischen Varianten popularer lokaler Glaubensvorstellungen und monotheistischer Religionen (z.B. Christentum und Islam) entzünden. Die bildlichen Darstellungen der „Heiligen Kümmernis“, der bärtigen Frau am Kreuz in mittelalterlichen Traditionen Europas ermöglichen den Einstieg in diesen Themenkomplex. Diese Objektgruppe ist für das REDIM Projekt auch deshalb interessant, weil hier Perspektiven zu Gender und Religion sowie zur religiösen Alltagspraxis, die von Edith Franke bearbeitet werden, eingebracht werden.

Ein zweiter Schwerpunkt des Projekts richtet sich auf den Fragenkomplex der Visualisierung, Wahrnehmung und Inszenierung von Religionen durch die museale Arbeit auf Seiten der Kuratierenden, aber auch auf Seiten von Besucherinnen und Besucher. Diese Fragen werden gemeinsam mit Studierenden anhand vergleichender Analysen von Ausstellungen religiöser Themen durchgeführt. Dabei sollen auch die Perspektiven von Besucherinnen und Besuchern Berücksichtigung finden. Die Analyse von Interaktionen und Gesprächen beispielsweise mit Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Expertinnen und Experten der Museumsarbeit und der Museumsbesucherinnen und -besucher als Teil der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Bestandteil der empirischen Arbeit des Projekts.

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