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Kampf, Revolution und Größenwahn. Die 68er als Kinder ihrer Nazieltern

Vortrag im Studium generale im Wintersemester 2017/18

Veranstaltungsdaten

31. Januar 2018 20:15 – 31. Januar 2018 21:45
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Audimax, Biegenstraße 14, Marburg

Größenwahn, Lust an Veränderung und Liebe, Gewalt und Umsturz, Flucht aus der deutschen Geschichte und Identifikation mit den Kämpfern in der Dritten Welt – das alles trieb die Achtundsechziger an. Sie bekämpften den Staat, genannt „das herrschende System“. In den drei Staaten, die den Zweiten Weltkrieg begonnen und glücklicherweise verloren hatten - also in Deutschland, Italien und Japan -, verlief 68 besonders hart und unerbittlich, entwickelte lang andauernde gewalttätige und terroristische Auswüchse, während die Revolten in Frankreich oder in den USA schnell in friedlicher Reintegration endeten. Götz Aly radikalisierte sich seinerzeit an der Freien Universität Berlin, wurde später Mitglied der Roten Hilfe und schaute vor zehn Jahren irritiert auf die eigene Vergangenheit zurück. Sein damals erschienenes Buch „Unser Kampf“ war zunächst heftig umstritten, heute wird es positiver aufgenommen. Der Autor sagt dazu: „Wer wie ich 1947 in Deutschland geboren ist, hatte eine Chance von 95 Prozent, dass der Vater in der Wehrmacht war, eine von gut 30 Prozent, dass er zudem Mitglied der NSDAP geworden war, und eine vom Krieg traumatisierte Mutter. Ähnliches galt für Onkel und Tanten, für einarmige jähzornige Nachbarn, Lehrer mit einem Glasauge – natürlich bekamen wir etwas von dem alten Gift ab, vom Freund-Feind-Denken, von der psychischen Verstocktheit und Kälte der Nachkriegszeit. In den Jahren 1968 folgende haben wir dieses Gift zumindest teilweise ausgeschwitzt. Das roch nicht gut, lässt sich aber verstehen. Eine Heldentat war es nicht.“ 

Referierende

Prof. Dr. Götz Aly, Berlin

Veranstalter

Prof. Dr. Thorsten Bonacker, Zentrum für Konfliktforschung
Prof. Dr. Eckart Conze, Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften

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