04.10.2017 Bei Citizen-Science-Projekt für die Klimaforschung basteln

Team der Universität Marburg sucht Unterstützung von Schulklassen

Mithilfe von Schulklassen aus acht europäischen Ländern wollen Forscherinnen und Forscher der Universität Marburg die Aktivitäten von Schädlingen und deren Fressfeinden an Stieleichen untersuchen. Die Aufzeichnungen sollen Rückschlüsse erlauben, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Baumbestand Europas hat. Die Schülerinnen und Schüler können sich ab sofort für das Projekt anmelden. Start ist im Frühling 2018.

Forscherinnen und Forschern ist schon lange bekannt, dass pflanzenfressende Insekten, wie Raupen von Schmetterlingen, in wärmeren Regionen mehr Schaden anrichten als in kalten – im Frühling sind sie früher und im Herbst länger aktiv. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen, was den Baumbestand in Europa schwächen könnte. Mit der Hilfe von Schulklassen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stileiche in den verschiedenen Ländern vergleichen.

„Die Teilnahme ist ganz einfach – die Schülerinnen und Schüler basteln Raupen aus Knetmasse und Draht und befestigen sie an einer Stieleiche in ihrer Nachbarschaft“, sagt Evolutionsökologe Dr. Lars Opgenoorth von der Philipps-Universität, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Katrin Heer in Marburg betreut. „Räuber wie Vögel, Spinnen oder Säugetiere werden diese Köder angreifen, als ob sie echte Beute wären und dabei Spuren in der Knetmasse hinterlassen. Im Anschluss werden diese Spuren gezählt und fotografiert.“ Diese Spuren zeigen, wie aktiv die Räuber in den verschiedenen Ländern sind. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler einige Blätter an das französische Forschungsinstitut für Agrarwissenschaft „Institut national de la recherche agronomique“ (INRA) in Frankreich schicken. Dort wird Projektleiter Dr. Bastien Castagneyrol gemeinsam mit seinem Team das Ausmaß des Blattfraßes und den chemischen Inhalt der Blätter analysieren. Denn ganz schutzlos ist die Stieleiche gegen ihre Fressfeinde nicht. In ihren Blättern produziert sie abstoßende oder giftige Substanzen.

Anhand der gesammelten Daten wollen die Forscherinnen und Forscher vergleichen, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Baumbestand in Europa hat. Die Stieleiche ist hierfür die geeignete Baumart, da sie in Europa die größte Vielfalt an pflanzenfressenden Insekten beherbergt. „Diese fressen zwar meistens nur einen kleinen Teil der Blätter, in der Summe kann dies die Bäume jedoch schwächen und ihr Wachstum verlangsamen“, sagt Opgenoorth. Massenentwicklungen von Schädlingen können Eichen sogar töten, wenn sie mit Krankheiten oder anderen Stressfaktoren zusammenfallen, wie zum Beispiel Trockenheit, die durch den Klimawandel entstehen kann.

Teilnahme

Die Eichen, die für dieses Projekt ausgewählt werden, können einfacher und zuverlässiger vor dem Laubfall im Herbst bestimmt werden. Deshalb werden Lehrerinnen und Lehrer gebeten, baldmöglichst mit Lars Opgenoorth Kontakt aufzunehmen.

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