05.04.2019 Ausstellung würdigt erste Hörerinnen an der Universität Marburg

"Vorkämpferinnen an der Alma Mater Philippina" wirft Blick in die Zeit um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert

aufgeschlagenes Matrikelbuch aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts
Foto: Silke Lorch-Göllner
In Matrikelbüchern wurden Namen, Geburtsdaten, Zweck des Vorlesungsbesuchs der Hörerinnen festgehalten, aber auch Informationen wie "Stand des Vaters".

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Vorkämpferinnen an der Alma Mater Philippina – Die ersten Hörerinnen 1895-1908“ stehen die meist verschlungenen Lebenswege der Frauen, die zwischen 1895 und 1908 als Hörerinnen an der Universität Marburg zugelassen waren. Trotz vieler Vorbehalte und mannigfaltiger Hindernisse schlossen einige von ihnen noch vor 1908 ihre Studien - einige sogar mit der Promotion - erfolgreich ab und waren jahrelang beruflich tätig. Ihnen zollt die Ausstellung Respekt und Anerkennung, indem sie ihre Bildungs- und Studienverläufe sowie ihre beruflichen Werdegänge detailliert präsentiert. Zur Eröffnung am 9. April 2019 um 18 Uhr führt Dr. Silke Lorch-Göllner im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek in die Schau ein.

Dr. med. Antonia von Langsdorff, die auch an der Universität Marburg als Hörerin zugelassen war, kommentierte in einer Rückschau die Tatsache, dass sie nach langem Suchen endlich eine Stelle in einem städtischen Krankenhaus gefunden hatte, wie folgt: „Was es aber an Einsatz von seelischer und körperlicher Kraft bedeutet hatte, bis zu diesem Punkt zu gelangen, davon kann sich die kühnste Phantasie der heutigen Generation keine Vorstellung machen.“

Hintergrund:

Erst zum Wintersemester 1908/09 wurde es für Frauen in Preußen möglich, sich an Universitäten regulär zum Studium einzuschreiben. Aber bereits seit dem Wintersemester 1894/95 konnten sie als Hörerinnen zugelassen werden. Damit kam das preußische Kultusministerium vor allem der Forderung der Lehrerinnenvereine nach einer wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Mitglieder entgegen. Jede Hörerin musste für die sogenannte „kleine Matrikel“ allerdings drei Genehmigungen vorlegen: die des zuständigen Ministeriums, des Rektors und jedes einzelnen Dozenten, bei dem sie Vorlesungen besuchen wollte.

Die Gruppe der Hörerinnen, die ab 1895 auch die Universität Marburg besuchte, war sehr heterogen. Sie bestand aus seminaristisch ausgebildeten Lehrerinnen, ausländischen Studentinnen und einigen Abiturientinnen, die sich privat auf die Reifeprüfung vorbereitet und diese extern an (Jungen)-Gymnasien abgelegt hatten. Denn die sogenannten Höheren Töchterschulen endeten bereits mit dem 9. oder 10. Schuljahr.

Doch mit der „kleinen Matrikel“ wollte sich die bürgerliche Frauenbewegung nicht zufriedengeben. Sie forderte in Petitionen die Voll-Immatrikulation, und so gab es in der Öffentlichkeit, Politik und an den Universitäten viele Diskussionen zum Frauenstudium, wobei sich die Professorenschaft in Gegner und Befürworter spaltete.

Neben der zögerlichen und teilweise widersprüchlichen Politik des preußischen Kultusministeriums werden in der Ausstellung auch die Positionen der Marburger Universitätsleitungen, Gremien und Fakultäten sowie einzelner Professoren zum Frauenstudium vorgestellt.

Öffnungszeiten:

Die Ausstellung ist vom 9. April bis zum 26. Mai 2019 zu sehen, geöffnet täglich von 8-20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung der Universitätsbibliothek ist in Kooperation mit dem Universitätsarchiv und dem Büro der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten entstanden.

Kontakt Universitätsbibliothek:

Tel.: 06421 28-25130
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