07.03.2019 Neue Anatomie, Forschungsbau für Foto Marburg, Parken und Mobilität

Universität und Stadt informierten über die bauliche Entwicklung auf den Lahnbergen und in der Innenstadt

schematische Gebäudedarstellung, links Parkhaus Pilgrimstein, geradeaus Forschungsbau Foto Marburg, rechts Sprachatlas
Abbildung: Raoul Kunz
Eine Visualisierung zeigt das zukünftige Forschungsgebäude des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg aus einer Ansicht vom Pilgrimstein aus.

Um die Themen Bauen und Mobilität ging es am 6. März 2019 bei der jährlichen Informationsveranstaltung zur „Universitätsentwicklung in der Innenstadt und den Lahnbergen“ zu der die Philipps-Universität und die Universitätsstadt Marburg gemeinsam eingeladen hatten. Mehr als 150 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung ins Landgrafenhaus gefolgt, um sich über die Bauprojekte der Universität zu informieren.

„Wir kommen gut voran mit den aktuellen Bauprojekten der Universität und haben im vergangenen Jahr zwei große Bauprojekte erfolgreich abgeschlossen“, sagte Uni-Präsidentin Professorin Dr. Katharina Krause und bezog sich bei ihrer Begrüßung auf die im Frühjahr 2018 eröffnete neue Universitätsbibliothek und das im Herbst wiedereröffnete Kunstmuseum Marburg.

„Bauen und Mobilität lassen sich nicht getrennt denken“, sagte der Marburger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Universität und Stadt insbesondere bei diesen Themen eng verzahnt seien. Die Moderation der Veranstaltung übernahm der Marburger Baubürgermeister Wieland Stötzel.

Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Ortenberg

Die Kaufmännische Geschäftsführerin des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) am Standort Marburg, Dr. Sylvia Heinis, stellte die Planungen für einen Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am Ortenberg vor. Das neue Haus mit 77 Betten soll auf einem ehemaligen Gärtnereigelände an der Schützenstraße entstehen. Derzeit ist die KJP am Standort Ortenberg auf sieben Gebäude verteilt. Diese Verteilung berge ein strukturelles Problem, da sie die Wege kompliziert mache, erläuterte Heinis

Auch dies habe für einen Neubau gesprochen, betonte Heinis. Außerdem entsprächen die vorhandenen Mehrbettzimmer ohne eigenes Bad nicht mehr dem heutigen Standard und auch Vorgaben der Aufsichtsbehörden seien nur mit einem Neubau einzuhalten. Künftig sollen die 60 Planbetten der KJP auf fünf Stationen verteilt werden: eine Kinderstation, zwei Stationen für Kinder und Jugendliche, eine Jugendlichen-Psychotherapie-Station und eine geschützte Akutstation. Die Stationen werden mit jeweils 12 Betten geplant, sollen aber für Notaufnahmen auch erweiterbar sein, insgesamt werden daher 77 Betten eingeplant. Hinzu kommen 23 Plätze in der Tagesklinik und in Ambulanzen. Diese Flexibilität sei wichtig, um Zweierzimmer aus medizinischen oder pflegerischen Gründen auch als Einzelzimmer belegen zu können, sagte Heinis. Der geplante Neubau wird gemeinsame Ess- und Spielbereiche, Gruppenarbeitsräume, Therapieräume, Empfangsbereiche sowie Ambulanz-, Dienst und Arbeitsräume umfassen, außerdem gehört ein Garten mit Spielplatz zu der Anlage. Die Altbauten auf dem Areal sollen erhalten bleiben. Lediglich das jetzige Haupthaus der Kinder- und Jugendpsychiatrie soll nach Abschluss der Bauarbeiten und nach der Renovierung der „Schule für Kranke“ abgerissen werden. Die dadurch entstehende Freifläche soll den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen.

Die Planungen sehen zwei T-förmige Neubauten vor, die einen geschützten Gartenbereich flankieren. Die dreigeschossigen Häuser bieten eine Nutzfläche von rund 8.000 Quadratmetern. Der Haupteingang des Gebäudes wird an der Schützenstraße liegen. Die Bauarbeiten sollen im August dieses Jahres beginnen, im zweiten Quartal 2021 soll das neue Haus voraussichtlich eröffnet werden.

Campus Lahnberge

Markus Janik, Projektleiter beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), stellte den Stand der Arbeiten auf dem Campus Lahnberge vor.

Im aktuellen ersten Bauabschnitt solle vor allem die Infrastruktur im Norden des Campus verbessert werden. Zentrales Element der Planungen sei eine durch den Campus geführte „Umwelttrasse“, das ist eine verkehrsberuhigte Straße für Busse, Fahrradfahrer und Fußgänger. Derzeit befinden sich die Bushaltestellen an der Landesstraße. Künftig soll die Einrichtung von Bushaltestellen innerhalb des Campus zum Sicherheitsempfinden vor allem der Wissenschaftlerinnen und Studentinnen beitragen. Mit dem Bau der Umwelttrasse wird 2020 begonnen werden. Um Platz für die Straße zu schaffen, soll zunächst die ehemalige Biochemie abgerissen werden. Mit der Verlegung von Rohren und Leitungen wurde bereits begonnen. Ende 2022 soll die Umwelttrasse befahrbar sein. Die Stadtwerke planen den Einsatz von Elektrobussen auf dem Campus.

Bereits im Juni 2019 soll mit der Erweiterung des Parkhauses Nord begonnen werden. Das Parkhaus bietet derzeit 360 Plätze, mit dem Erweiterungsbau werden ab November 2019 insgesamt 600 Parkplätze zur Verfügung stehen.

Um die Vision eines grünen Campus zu realisieren, auf dem Wiesenflächen mit großen Solitärbäumen zu Spiel, Sport und Freizeit einladen, müssten erst die Voraussetzungen geschaffen werden, erklärte Uni-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. Derzeit stehe dem der Chemie-Altbau im Wege, der die Freifläche belegt, die auf dem Masterplan Lahnberge ausgewiesen ist. Als problematisch stufte die Präsidentin auch die Fußgängerbrücke ein, die das Klinikum mit dem Campus verbindet. Diese sei eindeutig zu klein dimensioniert. Daran werde sich aber in der kommenden Dekade nichts ändern, da es keine finanziellen Ressourcen für eine Erweiterung der Brücke gebe.

Die Arbeiten an dem neuen Forschungsbau „ZSM 2“, des Zentrums für Synthetische Mikrobiologie, seien in vollem Gange, berichtete Janik. Der Bau sei außen weitgehend fertiggestellt, derzeit laufe der Innenausbau. Das Gebäude soll voraussichtlich Ende des Jahres fertiggestellt sein.

Der Leiter des Dezernats IV Gebäudemanagement und Technik, Dr. Eckhard Diehl, stellte die Planungen für den Neubau der Anatomie vor. Derzeit ist das Institut für Anatomie und Zellbiologie in einem historischen Gebäude in der Robert-Koch-Straße untergebracht. Da es baulich nicht möglich sei, die notwendige Technik in den denkmalgeschützten Bau zu integrieren, sei die Entscheidung für ein neues Lehrgebäude gefallen. Rund 4.000 Quadratmeter Fläche werden den Studierenden in dem Gebäude zur Verfügung stehen. Das Gebäude, das von der Universität im Rahmen der Teilbauautonomie errichtet wird, entsteht gegenüber einem 2014 fertiggestellten Modulbau von Synmikro (ZSM 1). Dieser soll nach Fertigstellung des Synmikro-Neubaus (ZSM 2) für die Arbeitsgruppen der Anatomie und Zellbiologie umgebaut werden. Der Altbau der Anatomie in der Innenstadt soll nach dem Umzug des Instituts für die geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer umgebaut werden, sobald dafür Mittel bereitstehen.

Die Infrastrukturmaßnahmen werden aus dem HEUREKA-Budget der Philipps-Universität Marburg finanziert und vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) durchgeführt.

Campus Firmanei

Karlheinz Günther, Bereichsleiter des LBIH, berichtete anschließend über den Stand der Arbeiten für den Forschungsbau des „Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg“ (DDK) sowie ein angrenzendes Seminargebäude. Die beiden Bauten entstehen auf dem ehemaligen Brauereigelände am Pilgrimstein, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. Das Seminargebäude wird das nahe Hörsaalgebäude ergänzen und soll vor allem mit großen, flexibel nutzbaren Seminarräumen punkten.

Beide Gebäude sollen entsprechend den Wettbewerbsplänen ausgeführt werden. Das DDK-Gebäude erhält eine hell getünchte Ziegelfassade, das Seminargebäude soll mit einer dunklen Klinkerfassade gestalterisch eine Verbindung zum angrenzenden Alten Botanischen Garten schaffen. Zwischen Seminargebäude und Botanischem Garten wird ein zwei Meter breiter Fußweg mit einer bepflanzten Böschung verlaufen. Ab August 2019 soll zunächst der Baugrund auf dem ehemaligen Brauereigelände verbessert werden, im Oktober sollen dann die Bauarbeiten beginnen.

Das ehemalige Pharmaziegebäude an der Ketzerbach 63 wird vom LBIH im Auftrag der Universität modernisiert und für die Politikwissenschaften umgebaut. Im Rahmen der Sanierung werden die historischen Fenster saniert und das Dach neu eingedeckt. Eine Asbestbelastung im Gebäude mache eine Schadstoffsanierung erforderlich, berichtete Karlheinz Günther (LBIH). Im August 2020 soll das Gebäude voraussichtlich bezugsfertig sein.

Mobilität und Parken

Der Marburger Oberbürgermeister informierte über die Themen Mobilität und Parken. Die Stickoxydwerte lägen in Marburg oberhalb der Grenzwerte. Daher müsse der Verkehr in der Innenstadt verringert werden. Die Stadt arbeite derzeit an einem Konzept, das „Park & Walk“-Parkplätze an der früheren Uni-Bibliothek vorsehe. Von dort könne man zu Fuß die Oberstadt erreichen, oder aber an Bushaltestellen mit Umsteigemöglichkeiten die Stadtbusse nutzen. Um dieses Vorhaben zu realisieren, müssten allerdings zusätzliche Parkplätze geschaffen werden. Stadt und Universität seien bereits im Dialog, um die Möglichkeiten für den Bau eines Parkdecks mit Bushaltestelle am Erlenring zu erörtern.

Auf Nachfragen zum Radverkehr zwischen Lahnbergen, Stadt und Außenstadtteilen jenseits der Lahnberge verwies der OB darauf, dass Stadt und Universität gemeinsam in Gesprächen mit HessenMobil seien und sich dafür einsetzten, zunächst wegen ihrer Bedeutung insbesondere die Radverkehrsanbindung zwischen Innenstadt und Lahnbergen zu verbessern.

Auf dem Campus selbst werde die Verkehrsführung künftig durch die neue Umwelttrasse deutlich gewinnen, betonte die Uni-Präsidentin. Eine gute Verkehrsanbindung der Lahnberge sei für Universität, Stadt und Klinikum gleichermaßen essentiell.

Präsentationen der Veranstaltung

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