22.10.2020 Die Komplexität von Geodaten meistern

Plattform Geo Engine erleichtert den Umgang mit großen Datenmengen

Foto von vorbeiziehenden Lichtern
Foto: Colourbox.de
Riesige Datenmengen wirtschaftlich nutzbar machen - das ist das Ziel von Geo Engine.

Wo bin ich und wie komme ich zum Ziel? Mit einer Karten-App auf dem Smartphone ist die Antwort auf diese Frage mittlerweile keine große Herausforderung mehr. Ohne Geodaten wären Anwendungen wie diese allerdings nicht möglich. Gleichzeitig ist das Potenzial dieser Daten sehr viel größer. Um dieses besser ausschöpfen zu können, haben Informatiker und Geographen der Philipps-Universität Marburg die Plattform Geo Engine entwickelt – einen cloudbasierten Dienst, der die Integration und die effiziente Verarbeitung raum-zeitlicher Daten bündelt und neueste Visualisierungs- und Analysemethoden intuitiv erschließt. Innerhalb der nächsten anderthalb Jahre soll Geo Engine marktreif werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Vorhaben mit über 700.000 Euro im Rahmen der Förderlinie EXIST-Forschungstransfer.

„Raum-zeitliche Daten sind für viele Unternehmen eine essentielle Ressource für den Geschäftsbetrieb. Das reicht von der Detektion von akuten Gefahren wie Waldbränden über Besucherstromanalysen an Flughäfen bis zum drohnenbasierten Monitoring von großflächigen Solaranlagen. Die Anwendungsfelder sind praktisch unbegrenzt“, sagt Dr. Christian Beilschmidt, der das Projekt leitet. Doch so groß das Potenzial von Raum-Zeit-Daten ist, so schwierig ist auch der Umgang mit ihnen. „Groß, komplex, verschiedenartig – sie werden nicht umsonst als Big Data bezeichnet. Je nach Anwendungsfall kann es sehr schwierig sein, diese riesigen Datenmengen wirtschaftlich nutzbar zu machen“, sagt Beilschmidt.

Ein großes Hindernis bei der Nutzung von Geodaten liegt für viele Unternehmen in der Heterogenität und Größe der Daten sowie in den begrenzten Optionen, das Problem zu lösen. In den vergangenen sechs Jahren hat das Marburger Forschungsteam deshalb intensiv an einer neuen, praktikablen Möglichkeit gearbeitet. Im Rahmen des DFG-Infrastrukturprojekts GFBio und des LOEWE-Projekts Natur 4.0 haben die Marburger Forscher mit dem sogenannten VAT-System (Visualization, Analysis and Transformation) eine Möglichkeit geschaffen, Biodiversitäts- und Umweltdaten zu analysieren und als interaktive Web-Applikation nutzbar zu machen. „In dieser Entwicklungsphase haben wir viel praktische Erfahrung bei der erfolgreichen Entwicklung dieses Systems zur effizienten Verarbeitung raum-zeitlicher Daten erlangt. Der nächste Schritt ist nun, den Dienst zu erweitern und innovative Verfahren aus dem Bereich Deep Learning zu integrieren“, sagt Beilschmidt.

Die Plattform Geo Engine soll also nicht nur die vorhandenen Daten handhabbar machen, sondern durch die permanente Verknüpfung neuer Inhalte kontinuierlich dazulernen und eigene Prognosen oder Entscheidungen treffen. So erstellte Analysen können in Unternehmensprozesse integriert und wiederum als interaktive App bereitgestellt werden. Ziel des Projektes ist die Ausgründung eines Unternehmens, das ein Service-Produkt mit ergänzenden Beratungsleistungen für kundenspezifische Anwendungen anbietet. Für diesen Schritt haben die drei Forscher Christian Beilschmidt, Johannes Drönner und Michael Mattig ihr Team durch Philip Schweitzer verstärkt, der seine Kenntnisse aus Unternehmensführung und Vertrieb mit in das Startup einbringt. Unterstützt werden sie beim EXIST-Forschungstransfer durch ihren Mentor Prof. Dr. Bernhard Seeger.

EXIST-Forschungstransfer

Die Förderlinie EXIST-Forschungstransfer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind. Geo Engine wird im Rahmen der ersten Förderphase finanziert. Ziel dieser ersten Phase des EXIST-Forschungstransfers ist es, Entwicklungsarbeiten zum Nachweis der technischen Realisierbarkeit durchzuführen, Prototypen zu entwickeln, den Businessplan auszuarbeiten und schließlich das Unternehmen zu gründen. Unterstützt wird das Forschungsteam unter anderem vom Projektträger Jülich sowie dem Marburger Institut für Innovationsforschung und Existenzgründungsförderung (MAFEX) der Universität Marburg.

Weitere Informationen

https://www.uni-marburg.de/de/fb12/arbeitsgruppen/dbs/forschung-projekte/geo-engine

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