18.06.2020 Grundlagen der Strahlentherapie auch auf Youtube vermitteln

Marburger Professorin setzt Digitale Lehre in der Strahlentherapie ein

Videostandbild: Professorin Hilke Vorwerk vor Whiteboard mit Schema
Video-Standbild: Hilke Vorwerk
Prof. Dr. Hilke Vorwerk erklärt in kurzen Videos Grundlagen der Strahlentherapie, zum Beispiel das Zielvolumenkonzept. Damit wird das Volumen der zu bestrahlenden Tumore ermittelt.

Der klinische Abschnitt des Medizinstudiums galt lange Zeit als nicht digitalisierbar. Dass digitale Lehre aber auch hier möglich ist, zeigt die Marburger Strahlenmedizinerin Prof. Dr. Hilke Vorwerk. Seit dem Sommersemester 2020 unterrichtet sie Studierende in einem Inverted Classroom Szenario mit Youtube-Videos und einem interaktiven E-Book zur Tumortherapie mit Links zu den Erklär-Videos.

„Ich habe nach 25 Jahren in der Lehre nach neuen Wegen gesucht, Inhalte an die aktuelle Generation der Studierenden zu vermitteln. Die Studierenden verbringen viel Zeit in sozialen Netzwerken. Das nutze ich mit der Youtube-Vorlesung“, erklärt die Professorin für Strahlentherapie. „Tumor Target Therapy (Triple T)“ heißt Vorwerks Youtube-Kanal, auf dem sie in zwei bis drei Minuten langen Videos einzelne Aspekte der Strahlentherapie erklärt. Fünf Themenblöcke werden behandelt: physikalische und biologische Grundlagen allgemein, Grundlagen der Strahlentherapie, onkologische Themen und allgemeine medizinische Themen. Zudem gibt es eigene Playlists mit vertiefenden Informationen zu spezifischen Themen wie Prostata- oder Brustkrebs. Das E-Book enthält Links zu den Videos, in denen Vorwerk das Basiswissen zur Strahlentherapie vermittelt.

Mehr als 200 Videos hat die Professorin in den vergangenen Monaten erstellt: „Die Coronavirus-Pandemie hat den Prozess erheblich beschleunigt“, sagt Prof. Dr. Hilke Vorwerk. Und fügt hinzu: „Grundlagen der Strahlentherapie lassen sich digital sehr gut vermitteln.“ Das Erstellen der Videos erfordert Zeit und Kreativität. Die Tafelbilder und Grafiken erstellt Vorwerk selbst. Die digitalen Lern-Materialien hat sie auf der Lernplattform der Universität eingestellt. Studierende hören die Basisvorlesung und können dazu auch Fragen stellen. Dies geschieht asynchron, die Studierenden können also den Zeitpunkt des Lernens selbst bestimmen. Zum Prüfungsumfang gehört bei dieser Vorlesung auch die Aufgabe an die Studierenden, erlernte Inhalte selbst in einem kurzen Video zu erklären und hochzuladen.

„Ich sehe in der digitalen Lehre eine Chance, die Strahlentherapie als relativ kleines Querschnittsfach bekannt zu machen und Interesse dafür zu wecken. Zudem können wir den Präsenzunterricht dann dazu nutzen, den Studierenden die spannenden Techniken unseres Faches näherzubringen“, erklärt Vorwerk. Auch das ist ein Ziel des Inverted Classroom Modells: Es geht nicht darum, Präsenzunterricht durch digitalen Unterricht zu ersetzen, sondern geeignete Inhalte digital zu vermitteln, um im Präsenzunterricht Zeit für das zu gewinnen, was nur direkt zwischen Menschen vermittelt werden kann: den Unterricht am Krankenbett.

Ein Digital Native ist Vorwerk übrigens nicht. Techniken und Methoden für den digitalen Unterricht hat sie sich auch mit Unterstützung der Zukunftswerkstatt für die digital gestützte Hochschullehre an der Philipps-Universität angeeignet. In Zusammenarbeit mit der Zukunftswerkstatt entstand auch ein virtueller Rundgang durch das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT).

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