25.06.2020 Von Heiligen und Kultobjekten

Neue virtuelle Ausstellung zeigt sakrale Kunst des Mittelalters

Foto eines mittelalterlichen Schlüssels aus der Elisabethkirche in Marburg
Foto: Bildarchiv Foto Marburg, Horst Fenchel
Prunkschlüssel, mittelrheinisch, letztes Viertel 12. Jahrhundert, Bronze, Herkunft: Elisabethkirche Marburg, Inventar-Nr. 2973.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg präsentiert Objekte der sakralen Kunst des Mittelalters in einer Online-Ausstellung mit dem Titel „Von Heiligen und Kultobjekten“. Gezeigt werden Fundstücke aus der Marburger Elisabethkirche, Behältnisse für Reliquien, Kruzifixe und Skulpturen sowie ein Flügelaltar. Die virtuelle Ausstellung ist auf der Website des Kunstmuseums der Universität zu sehen. Sie entstand in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Museum, dem Kunstgeschichtlichen Institut und dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg.

Zu den Ausstellungsstücken gehört ein 21 Zentimeter großer Prunkschlüssel aus der Elisabethkirche. Schlüssel aus dem Mittelalter sind sehr selten überliefert. Der prächtige Schlüssel aus dem 12. Jahrhundert gibt Rätsel auf. Wofür wurde er genutzt? Es gibt für diesen Schlüssel kein passendes Schloss in der Kirche. Vermutlich wurde er für symbolische Zwecke gefertigt.

Ein weiteres Objekt ist ein fein verziertes Reliquienkästchen aus Zinn. Es wurde im 12. Jahrhundert im östlichen Mittelmeerraum hergestellt und gelangte wahrscheinlich durch Pilger nach Marburg. Über den Inhalt des Kästchens kann nur spekuliert werden. Das Objekt war 1786 beim Abriss der Marburger Firmaneikapelle nördlich der Elisabethkirche in einer Mauer beim Altar entdeckt worden.

Der Flörsbacher Altar ist ebenfalls in der virtuellen Ausstellung zu sehen. Der um 1500 aus Holz gefertigte, mit Skulpturen und Malereien versehene Flügelaltar stand ursprünglich in der Kirche im mainfränkischen Flörsbach. Der Altar hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach der Reformation wurde er auf den Dachboden der Kirche verbannt und später verkauft. Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte er zum hessischen Geschichtsverein, bevor er als Dauerleihgabe in den Bestand des Museums der Philipps-Universität Marburg überging.

Die Informationen zu den Ausstellungsstücken sowie den Ausstellungsaufbau haben Studierende der Kunstgeschichte und des Studiengangs Kunst, Musik und Medien in einem Praxisseminar im Wintersemester 2019/2020 unter der Leitung von Dagmar Fehrenbacher und Viktoria Imhof erarbeitet. Die Grundlage für das Seminar war das Marburger Digitalisierungsprojekt „Standards und Empfehlungen für Digitales Sammlungsmanagement an Museen für Kunst und Kulturgeschichte in Hessen“. Gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst entstanden 9.000 Digitalaufnahmen des Museumsbestandes.

Die in der virtuellen Ausstellung präsentierten Objekte befinden sich im Landgrafenschloss Marburg in der Dauerausstellung im Wilhelmsbau. Das Landgrafenschloss wird am 4. Juli 2020 mit einem kleineren Rundgang vom Fürstensaal zur Kapelle wiedereröffnet. Das kulturhistorische Museum im Wilhelmsbau bleibt vorerst noch geschlossen.

Über die Ausstellung „Von Heiligen und Kultobjekten“ hinaus zeigt die Philipps-Universität Marburg derzeit drei weitere Online-Ausstellungen: Sammlung Richard Hamann, Carl Bantzer und die Fotografie (1890-1940) und Rolf Gith – message of painting. Alle vier Ausstellungen sind hier zu sehen unter.

Kontakt