26.04.2022 ERC Advanced Grant für Stefanie Dehnen

Die Marburger Chemikerin erhält bis zu 2,5 Millionen Euro für die Erforschung von Bismut-Clustern

Foto von Prof. Dr. Stefanie Dehnen
Foto: Jochen Mogk
Prof. Dr. Stefanie Dehnen vom Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg erhält einen ERC Advanced Grant.

Die Chemikerin Prof. Dr. Stefanie Dehnen von der Philipps-Universität Marburg erhält einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC). Im geförderten Projekt BiCMat widmet sich die weltweit anerkannte Expertin für moderne Clusterchemie der Synthese und Anwendung Bismut-basierter Nanostrukturen, um die Basis für die Entwicklung neuartiger und zukunftsweiser Materialien zu schaffen. Die Fördersumme beträgt bis zu 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre.

Prof. Dr. Stefanie Dehnen ist Expertin für das Design und die Herstellung von maßgeschneiderten Clusterverbindungen aus Metall- und Halbmetall im Nanometermaßstab und hat mit ihrer Arbeitsgruppe bereits eine faszinierende Vielfalt an unterschiedlichen Zusammensetzungen erforscht. „Clusterverbindungen bieten großes Potenzial für die Herstellung neuartiger, „intelligenter“ Materialien und für die Lösung gesellschaftlicher Probleme, wie zum Beispiel eine effiziente Energieübertragung bzw. -speicherung“, sagt Dehnen.

Das gilt auch für Verbindungen mit dem Metall Bismut. „Zu den wichtigsten Eigenschaften des Metalls gehört seine bemerkenswerte Luft- und Temperaturstabilität, und es ist praktisch ungiftig. Die davon abgeleiteten nanostrukturierten Bi-Materialien sind daher weniger bedenklich als viele andere Metallverbindungen“, sagt Dehnen. Doch wie bei allen Clusterverbindungen stellt die kontrollierte Synthese und Anwendung eine Herausforderung dar.

Dehnen und ihr Forschungsteam haben eine neue Methode entwickelt, um Bismut-basierte Materialien aus atomgenauen molekularen Clustern herzustellen. „Sie bietet großes Potenzial, um entsprechende Cluster gezielt zu erzeugen, sie zu identifizieren und funktionale Nanostrukturen aus ihnen präparieren zu können“, sagt Dehnen. Die Forscherinnen und Forscher planen, für diese neuartige Synthesestrategie auch Methoden des maschinellen Lernens einzusetzen. „Mit Hilfe eines ‚digitalen Zwillings‘ kann man Zielstrukturen vorweg modellieren und so die Synthesen zielgerichteter und effizienter machen, was langfristig Kosten und Ressourcen schont“, sagt Dehnen. Im Projekt BiCMat soll diese kombinierte Methode genauer erforscht und validiert werden.

ERC Advanced Grants

Der Europäische Forschungsrat oder European Research Council ist der Forschungsförderer der Europäischen Union. Die ERC Advanced Grants gehören zu den vier großen Förderprogrammen der Organisation.

Zur Person

Stefanie Dehnen ist seit 2006 Professorin für Anorganische Chemie an der Philipps-Universität Marburg und im Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften, dem sie von 2012 bis 2014 als geschäftsführende Direktorin vorstand. Ebenfalls seit 2006 ist sie Direktorin des Mitmachlabors Chemikum in Marburg. Zurzeit ist sie die Vorsitzende der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und seit 2020 Vizepräsidentin der GDCh. Seit 2020 ist Stefanie Dehnen Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Sie ist unter anderem Preisträgerin des wichtigsten deutschen Forschungspreises, dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2022.

Kontakt