23.05.2024 Deutlich mehr antisemitische Vorfälle

Der Jahresbericht 2023 der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) ist erschienen

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) dokumentiert im Jahr 2023 528 antisemitische Vorfälle - 338 davon ab dem 7. Oktober 2023. 2023 war im Meldeaufkommen in den ersten neun Monaten bereits ein leichter Anstieg zum Vorjahr zu verzeichnen. Dies spiegelt eventuell auch die wachsende Bekanntheit von RIAS Hessen wider; zudem hat die Berichterstattung über Antisemitismus hoffentlich zur Sensibilisierung beigetragen. An den Zahlen wird auch deutlich, dass Antisemitismus in Hessen nicht erst nach dem 7. Oktober 2023 präsent war.

2022 hatten insbesondere die documenta fifteen und die Situation an Bildungseinrichtungen bereits ein erschreckendes Ausmaß antisemitischer Alltagskultur offenbart. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu israelbezogenem Antisemitismus und dessen Akzeptanz in verschiedenen Milieus spiegelten sich vor allem mit Blick auf die documenta fifteen; während der Laufzeit der Kunstschau war diese Erscheinungsform dominierend. Eine Prognose für 2023 ließ sich daraus aber zunächst nicht ableiten.

Von Januar bis September 2023 blieben die Vorfallzahlen ziemlich konstant. Im Vergleich zu 2022 kam es in den Monaten Januar bis März  2023 zu einer Verdoppelung bzw. Verdreifachung (März). Im Vergleich zu 2022 kam es im im Juni und August 2023 zu weniger Vorfällen, während bereits im September 2023 sechs Fälle mehr als im Vorjahr dokumentiert wurden. Im Mai und Juli 2023 wurden 28 bzw. 29 Vorfälle gemeldet, dies waren 12 bzw. neun mehr im Vergleich zu 2022. Durchschnittlich wurden zwischen Januar bis September 2023 knapp fünf antisemitische Vorfälle pro Woche dokumentiert.

Noch am 7. Oktober 2023, dem Tag des Überfalls der Hamas auf Israel und die Massaker und Verschleppungen, antizipierte RIAS Hessen, dass eine antisemitische Welle beginnen würde. Bereits am 7. Oktober 2023 kam es zu acht RIAS Hessen bekannt gewordenen antisemitischen Vorfällen. Ab dem 7. Oktober und bis zum 31. Dezember 2023 wurden insgesamt 338 Vorfälle dokumentiert: 133 im Oktober, 139 im November und 66 im Dezember.

Angriffe, gezielte Sachbeschädigungen und Bedrohungen nahmen zu. Viele Meldungen im Jahr 2023 wurden nach RIAS-Kriterien als verletzendes Verhalten gewertet. Dies ist eine Kategorie, die sämtliche antisemitischen Aussagen oder Vorfälle gegen jüdische wie nichtjüdische Personen oder Institutionen umfasst, darunter auch Demonstrationen und sonstige Versammlungen. Detailliert nachzulesen ist all dies im Jahresbericht 2023, insbesondere in der statistischen Auswertung.

Exemplarische Vorfälle geben einen Überblick über die Gesamtsituation 2023. Zwei Fokuskapitel, basierend auf der bei RIAS Hessen erfolgten Dokumentation antisemitischer Vorfälle und deren Analyse, gehen in die Tiefe: eines befasst sich mit den allgemeinen Folgen des 7. Oktober in Hessen, das andere beschreibt die Situation, wie sie sich in Bildungseinrichtungen insgesamt im Jahr 2023 darstellte und was dies für Betroffene bedeutet.

Über RIAS Hessen

 Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen dokumentiert antisemitische Vorfälle und vermittelt bei Bedarf Unterstützung an Betroffene. RIAS Hessen ist auch aktiv in Bildung und Forschung. Grundlage der Arbeit von RIAS Hessen ist die Arbeitsdefinition Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

RIAS Hessen ist in Trägerschaft des Demokratiezentrums Hessen und an die Philipps-Universität Marburg angebunden.

RIAS Hessen wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert.

RIAS Hessen wird durch das im Hessischen Innenministerium ansässige Hessische Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus und im Rahmen des Landesprogramms „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ gefördert.

Quelle: RIAS Hessen

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