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A3: Künstliche Stoffwechselwege zur verbesserten CO2-Fixierung im Chloroplasten
Tobias Erb, Axel Arturo Navarrete Martinez
Fragestellung
Wie können wir mit Hilfe synthetischer Biologie neue, robuste CO2-Fixierungsmechanismen im Chloroplasten etablieren? Welche künstlichen Stoffwechselwege sind geeignet, die photorespiratorische Stressantwort zu mindern?
Hintergrund
In der Photosynthese findet lichtgetriebene CO2-Fixierung statt, bei der CO2 durch den Calvin Benson Bassham (CBB) Zyklus in den pflanzlichen Metabolismus bzw. in Biomasse überführt wird. Ein limitierender Faktor der natürlichen Photosynthese ist photorespiratorischer Stress. Dieser entsteht, wenn das Schlüsselenzym des CBB-Zyklus, Rubisco, nicht mit CO2, sondern mit O2 reagiert. Dabei wird der toxische Metabolit 2-Phosphoglycolat (2-PG) gebildet, der in einer komplexen Reaktionssequenz wieder in den CBB-Zyklus zurückgeführt werden muss. Im Photorespirationsweg wird chemische Energie (ATP, Reduktionsäquivalente) benötigt und CO2 freigesetzt. Es wird geschätzt, dass durch die photorespiratorische Stressantwort 25-30% des zuvor fixierten CO2 verloren gehen, was den photosynthetischen Ertrag erheblich mindert.
Um dieses Problem zu lösen, wurden erst kürzlich mehrere künstliche Stoffwechselwege als Alternative zur natürlichen Photorespiration vorgeschlagen. Diese künstlichen Stoffwechselwege kommen ohne Verlust von CO2 aus, bzw. können sogar zusätzliches CO2 fixieren, was die Photorespiration zu einer Kohlenstoff-Senke macht und auch unter Stress die Photosynthese robust und ohne Verlust von CO2 funktionieren lassen würde.
Einige dieser Stoffwechselwege konnten in vitro etabliert werden. Zur erfolgreichen Realisierung in vivo, müssen diese im nächsten Schritt erfolgreich im lebenden Organismus bzw. Chloroplasten etabliert und optimiert werden. Die Alge C. reinhardtii bietet sich für diese Zwecke als Modellsystem an: C. reinhardtii besitzt nur einen einzigen Chloroplasten, was genetisches Arbeiten (und experimentelle Evolution) erheblich vereinfacht; photorespiratorischer Stress kann in der Mikroalge relativ einfach durch Ausschalten der Pyrenoidstruktur induziert werden und durch die schnelle Generationszeit des Einzellers in Flüssigmedium kann adaptive Laborevolution (ALE) eingesetzt werden, um die neuen Stoffwechselwege zu optimieren.