17.10.2017 Sichere Arzneimittel: Dissertation ausgezeichnet

Dr. Ariane Retzar erhielt Carl-Wilhelm-Scheele-Preis

Dr. Ariane Retzar, Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Pharmazie der Philipps-Universität Marburg, erhielt den Carl-Wilhelm-Scheele-Preis der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft für eine der besten Dissertationen. Das Thema ist die Erfassung und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen in der DDR. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird zweimal pro Jahr vergeben.

Seit 1978 ist die sogenannte Spontanerfassung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen in Deutschland gesetzlich verankert. Das bedeutet: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen werden laufend und systematisch überwacht – mit dem Ziel, Risiken in der Anwendung von Arzneimitteln zu minimieren. Zwar existierte in der DDR bereits seit 1969 ein solches Spontanerfassungssystem – doch es leistete aufgrund der geringen Anzahl eingehender Meldungen häufig keinen wesentlichen Beitrag, um unerwünschte Wirkungen zu bewerten und Konsequenzen für das eigene Sortiment zu ziehen.

Anhand von sechs ausgewählten Arzneimitteln legt Retzar in ihrer Dissertation detailliert dar, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um Arzneimittelrisiken abzuwehren. Neben eigenen Original- und Nachentwicklungen wurden in der DDR unter anderem Arzneimittel im Auftrag westlicher Hersteller klinisch erprobt. Beispielweise ließ die westdeutsche Firma Boehringer Mannheim in den 1980er-Jahren entsprechende Prüfungen durchführen. In der Studie werden exemplarisch die beteiligten Akteure analysiert.

Bei der Risikoabwehr spielten allerdings nicht nur medizinische, sondern auch wirtschaftliche und versorgungstechnische Aspekte eine Rolle. Auch die Analyse der wichtigsten Informationsmittel und darin publizierter Mitteilungen über Nebenwirkungen bildet einen Schwerpunkt der Studie. Neben Informationen für Fachkreise wird auch die Information der Patientinnen und Patienten näher untersucht.

Die mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation zum Thema „Erfassung und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen. Ein Beitrag zur Arzneimittelsicherheit in der DDR“ liegt ab sofort gedruckt in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart vor.

Die Arbeit entstand unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Friedrich. Frau Retzar ist zurzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem von Friedrich geleiteten Projekt zur Erstellung des dritten Ergänzungsbandes der Deutschen Apotheker-Biographie tätig, die als wichtiges Biographikon gilt. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

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