25.06.2018 Philipps-Universität ehrt wissenschaftlichen Nachwuchs

Verleihung der Promotionspreise des Jahrgangs 2017

Gruppenfoto der Preisträger
Foto: Christina Mühlenkamp
Prof. Dr. Michael Bölker gratulierte Dr. Lisa Vondung, Dr. Timothy Adam Williams, Dr. Alissa Theiß, Dr. Dirk Zeuss und Dr. Florian Altegoer (von links) zu ihren Promotionspreisen.

Mit dem Promotionspreis der Philipps-Universität Marburg werden jedes Jahr hervorragende Dissertationen aus den unterschiedlichen Fachkulturen der Universität ausgezeichnet. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen des Jahrgangs 2017 fand am Freitag, 22. Juni 2018, im Rahmen der Jahresversammlung des Marburger Universitätsbundes statt.

In der Mitgliederversammlung des Marburger Universitätsbundes spielten die Finanzplanung für das kommende Jahr und die Bautätigkeit der Universität Marburg eine zentrale Rolle. Durch die geringe Verzinsung der Vermögensanlagen sei der finanzielle Spielraum des Universitätsbundes kleiner geworden, erläuterte Schatzmeister Egon Vaupel, ehemaliger Oberbürgermeister von Marburg. Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause gab einen Überblick über die Entwicklung der Universität. Dabei wurden insbesondere die Eröffnung der neuen Universitätsbibliothek, die baldige Wiedereröffnung des Kunstmuseums Marburg sowie neue Kooperationsprojekte im Rahmen des Forschungscampus Mittelhessen betont. Weiterhin konnte der Universitätsbund von der Eröffnung eines Erweiterungsbaus im Kleinwalsertal als zusätzlicher Tagungs- und Übernachtungsort berichten.

Im Anschluss an die Jahresversammlung fand die Verleihung der Promotionspreise statt. Für ihre hervorragenden Leistungen wurden in diesem Jahr fünf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit dem Preis geehrt: Dr. Timothy Adam Williams in der Sektion Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Dr. Alissa Theiß in der Sektion Philosophie, Theologie, Geschichte, Erziehungs-, Sprach- und Kulturwissenschaften, Dr. Lisa Vondung und Dr. Dirk Zeuss in der Sektion Mathematik und Naturwissenschaften und Dr. Florian Altegoer in der Sektion Lebenswissenschaften und Medizin. Insgesamt wurden Auszeichnungen im Wert von 4.000 Euro vergeben.

„Promovierende leisten einen sehr wichtigen Beitrag zur Forschungsleistung der Philipps-Universität. Mit der heutigen Auszeichnung dieser fünf Promotionen können wir einmal mehr veranschaulichen, welche exzellente Arbeit unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler schon zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere leisten“, sagte Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident für Forschung, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und Internationalisierung der Universität Marburg. „Gleichzeitig spornen wir junge Talente an, ihre hervorragende wissenschaftliche Tätigkeit weiterzuführen. Deshalb freue ich mich immer ganz besonders auf diesen Termin.“

Dr. Timothy Adam Williams: „The Complexity of Evil. Modelling Perpetration in Genocide.“

Die Doktorarbeit von Dr. Timothy Adam Williams leistet einen wichtigen Beitrag zur internationalen Täterforschung. Sie widmet sich insbesondere der Frage, warum gewöhnliche Menschen zu Tätern bei Völkermorden werden. In seiner Arbeit stellt er heraus, dass einzelne Personen in Gewaltkontexten verschiedene Rollen wahrnehmen können: Täter, Beschützer, Zuschauer, Retter usw. Welche Rolle eingenommen wird, hängt vom komplexen Zusammenspiel mehrerer Faktoren ab, die Williams in einem eigenen Modell („Complexity of Evil“) erarbeitet. Damit erweitert er bisherige wissenschaftliche Debatten, die sich oftmals mit monokausalen Erklärungen begnügen. Geboren wurde Williams in Frimley, Großbritannien. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft an der Universität Mannheim absolvierte er den Master of Science in Comparative Politics an der London School of Economics and Political Science. Seine Promotion schloss er im September 2017 an der Universität Marburg mit Summa cum laude ab.

Dr. Alissa Theiß: „Höfische Textilien des Hochmittelalters. Realienkundliche Untersuchung am Beispiel des Parzival“

In ihrer Dissertation führt Dr. Alissa Theiß Textwissenschaften und Mittelalterarchäologie zusammen und bietet somit einen einzigartigen Zugriff auf die Kultur des Mittelalters. Ergebnis ist unter anderem ein umfangreicher Realienkatalog zu Stoffen und Kleidung im Mittelalter, der das Potenzial zum Standardnachschlagewerk für die Forschung in diesem Gebiet hat. Theiß ist gebürtige Hessin und der Region auch nach ihrer Schulzeit treu geblieben. Ihr Magister-Studium an der Philipps-Universität Marburg absolvierte sie mit Auszeichnung. Im Februar 2017 wurde ihre Dissertation mit Summa cum laude bewertet.

Dr. Lisa Vondung: „From Boron to Nitrogen Based Pincer Complexes: Bonding and Reactivity”

Zur Herstellung von Medikamenten werden chemische Katalysatoren eingesetzt, die auf Edelmetallen, wie beispielsweise Ruthenium, basieren. Diese sind jedoch immer schlechter verfügbar und daher auch immer teurer. Dr. Lisa Vondung entwickelte im Rahmen ihrer Promotion unter anderem einen alternativen Katalysator und bietet so einen vielversprechenden Ansatz zur Lösung dieser Problematik in der pharmazeutischen Chemie. Durch den Einsatz verschiedener experimenteller und quantenchemischer Methoden konnte Vondung die Bindungssituationen und Reaktivitäten neuer Eisen-Komplexe mit Bor-basierten Liganden aufklären und diese Komplexe als Katalysator in der Oxidation von Alkoholen anwenden. Ihre Ergebnisse schildet Vondung in ihrer Dissertation, die im Dezember 2017 mit Summa cum laude ausgezeichnet wurde. Die gebürtige Ludwigshafenerin absolvierte sowohl ihr Bachelor- als auch ihr Masterstudium der Chemie an der Philipps-Universität.

Dr. Dirk Zeuss: „Environmental drivers of colour and size in insects – A macroecological perspective“

Insekten erfüllen essentielle Ökosystemfunktionen und sind die mit Abstand artenreichste Tiergruppe der Welt. Für seine Dissertation untersuchte Dr. Dirk Zeuss unter anderem mehrere tausend Arten von Schmetterlingen und Libellen in Europa und Nordamerika, um herauszufinden, wie Farbe und Körpergröße von Insekten mit deren globaler geographischer Verbreitung zusammenhängen und ob sich diese durch die Klimaerwärmung verändert. Insekten regeln ihre Körpertemperatur meist durch Aufnahme von Wärmeenergie aus der Umwelt. Dabei ist unter anderem die Farbe der Körperoberfläche wichtig: Beispielsweise nehmen dunkle Oberflächen Wärmeenergie besser auf als helle. Zeuss konnte erstmalig auf biogeographischer Ebene zeigen, dass kühle Klimate von dunklen Insekten und warme Klimate von hellen Insekten bewohnt werden. Die Resultate seiner Arbeit sind von großer Bedeutung für die Vorhersage der Auswirkungen des Klimawandels. Geboren wurde Zeuss in Happurg in Bayern. Nach seinem Studium der Biologie und Geographie an der Philipps-Universität wurde er im Juni 2017 mit Summa cum laude promoviert.

Dr. Florian Altegoer: „Structural and functional studies on the homeostasis and type-III-secretion of flagellin”

In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Dr. Florian Altegoer mit einem der komplexesten Motoren in der Biosphäre – dem bakteriellen Flagellum, einem fadenförmigen Gebilde auf der Oberfläche einzelner Zellen, das eine sehr komplexe Architektur aufweist. Mit jeder Zellteilung muss auch das gesamte Flagellum reproduziert werden. Dieser Vorgang erfordert die Synthese von zehntausenden von Proteineinheiten, welche als Bausteine eben jenes neuen Flagellums fungieren. Altegoer geht in seiner Arbeit unter anderem der Frage nach, wie die bakterielle Zelle kontrolliert und reguliert, dass die notwendige Anzahl von Bausteinen ohne unnötigen Überschuss produziert wird. Geboren wurde Altegoer in Witten in Nordrhein-Westfalen. Er studierte Biologie an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte im März 2017 an der Philipps-Universität Marburg. Seine Dissertation wurde mit mit Summa cum laude bewertet.

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