29.05.2019 „Biomedizin ist einfach pure Faszination“

Maik Luu absolviert Promotion am Fachbereich Medizin in Rekordzeit

Nachwuchswissenschaftler Maik Luu an der Sterilwerkbank, wo seine bisherigen Projekte entstanden sind.
Foto: Christina Mühlenkamp
Nachwuchswissenschaftler Maik Luu an der Sterilwerkbank, wo seine bisherigen Projekte entstanden sind.

Maik Luu ist Rekordpromovend: Mit nur 25 Jahren hat er seine Promotion im Fach Humanbiologie (Biomedical Science) am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität mit Summa cum laude abgeschlossen – und das auch noch in Rekordzeit: nur zwei Jahre und vier Monate hat es bis zur erfolgreichen Verteidigung der Doktorarbeit gebraucht. Neben der Faszination für biomedizinische Forschung haben ihn vor allem seine Eltern, die in den 1980er-Jahren aus Vietnam als Boatpeople flohen, und seine deutschen Zieh-Großeltern motiviert.

Bereits am städtischen Gymnasium in Eschweiler begann die Überholspur für Maik Luu: In der Mittelstufe übersprang er eine Klasse. Das war nicht immer leicht für den damals 14-Jährigen. „Aber ich bin sehr leistungsorientiert erzogen worden. Meine Eltern kamen 1980 als Boatpeople aus Vietnam nach Deutschland. Die Überfahrt dauerte ungefähr ein Jahr und war sehr beschwerlich. Aber sie wollten, dass mein Bruder und ich ein gutes Leben führen. Ihnen war ebenso wichtig, dass wir der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt Luu. Darin haben ihn nicht nur seine Eltern, sondern auch Gisela und Heinz Weber bestärkt – ein deutsches Ehepaar, das die Familie bei ihrer Ankunft in Deutschland unterstützte. „Himmel und Erde, Kassler und Sauerkraut! Ich bin eher traditionell deutsch als vietnamesisch aufgewachsen, da ich einen Großteil meiner Kindheit bei Gisela und Heinz verbracht habe. Meine Eltern waren selbstständig und daher viel außer Haus. Ohne die Unterstützung der Webers wäre ich nicht so weit gekommen. So kann Integration funktionieren“, erzählt Luu.

Noch während der Schulzeit nahm Luu am Programm „Studieren vor dem Abitur“ der RWTH Aachen teil, das leistungsstarken Schülerinnen und Schülern der Oberstufe die Möglichkeit bietet, in ausgewählten Fächern an Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Hier wurde schnell deutlich: die biomedizinischen Fächer begeisterten Luu am meisten. „Biomedizin ist einfach pure Faszination auf so vielen Ebenen! Es war sofort klar, was und wo ich studieren möchte – entweder in Bonn oder Marburg, da beide Universitäten einen guten Ruf im Bereich Biomedizin bzw. Humanbiologie haben. Die Entscheidung fiel dann auf Marburg, weil ich mich augenblicklich in die Stadt verliebt hatte“, sagt Luu.

Von 2012 bis 2015 studierte Luu den Bachelor Humanbiologie (Biomedical Science) am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität. Während des Studiums engagierte er sich unter anderem bei iGEM, einem internationalen Wettbewerb für Studierende auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie, an dem regelmäßig auch Marburger Studierende mit großem Erfolg teilnehmen. „Ich habe sehr viel zusätzliche Zeit im Labor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene verbracht und wurde dadurch sehr viel eigenständiger und effizienter im Arbeiten“, sagt Luu. Das fiel auch Laborleiter Dr. Alexander Visekruna auf, der Luu eine Doktorandenstelle anbot. „Als meine Kommilitoninnen und Kommilitonen in die Master-Arbeit einstiegen, habe ich dann direkt mit der Promotion begonnen. Gefördert wurde ich dabei durch die Studienstiftung des deutschen Volkes“, erklärt Luu. Die sogenannte „Fast Track-Promotion“ ermöglicht Studierenden mit einem sehr guten Bachelor-Abschluss und hervorragenden Leistungen in den ersten zwei Semestern des Master-Studiengangs, schon nach dem Bachelor mit der Promotion zu beginnen. „Es ist eine äußerst intensive Zeit gewesen, aber Alexander Visekruna war ein herausragender Mentor, der mich viel darüber gelehrt hat, wie Wissenschaft funktioniert“, so Luu. Darüber hinaus erhielt Luu Unterstützung in Form eines Deutschlandstipendiums, das eine finanzielle Förderung von 300 Euro beinhaltet.

Seine Doktorarbeit „Immunomodulatory effects of HDAC and proteasome inhibitors in inflammation and carcinogenesis“ geht im Wesentlichen der Frage nach, wie das Immunsystem auf unterschiedliche Bakterien der Darmflora und deren Stoffwechselprodukte reagiert. Ziel ist ein besseres Verständnis entzündlicher Prozesse, die chronische Darmerkrankungen, Autoimmunkrankheiten oder Krebs begünstigen. In seiner letzten Publikation, welche im Journal Nature Communications veröffentlicht wurde, konnte der junge Nachwuchswissenschaftler zeigen, dass bakterielle Stoffwechselprodukte in der Lage sind, den Metabolismus von Immunzellen zu beeinflussen und somit ihre Funktion zu reprogrammieren. Luu wird seine Forschung in Marburg weiterführen – die Von-Behring-Röntgen-Stiftung des Landes Hessen finanziert das Vorhaben mit rund 100.000 Euro für ein Jahr. Wohin es danach geht ist noch offen. „Es werden sich bestimmt neue Türen öffnen. Und für mich war bei allen Chancen, die sich mir boten, klar: Ich kann sehr dankbar sein, denn nicht jeder bekommt diese – wieso also nicht versuchen, sie zu ergreifen?“, sagt Luu.

Weitere Informationen: https://www.uni-marburg.de/de/fb20/bereiche/ziei/medmikrobio

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