15.11.2021 Den Friedensprozess in Kolumbien unterstützen

Philipps-Universität Marburg tritt Deutsch-Kolumbianischem Friedensinstitut CAPAZ bei

Foto: Prof. Dr. Anika Oettler
Graffito in Bogotá. Ein Straßenkünstler setzt sich mit dem Friedensprozess in Kolumbien auseinander.

Vor fünf Jahren waren die Augen der Weltöffentlichkeit auf Kolumbien gerichtet. Die Unterzeichnung eines umfangreichen Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der ältesten und größten Guerilla Lateinamerikas, der FARC-EP, beendete einen über 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg. Der damalige kolumbianische Präsident Manuel Santos wurde für seine Bemühungen um den Friedensprozess 2016 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Die Philipps-Universität Marburg nutzte den fünften Jahrestag der Unterzeichnung des Friedensabkommens als Anlass, um im November 2021 dem Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstitut CAPAZ (Instituto Colombo-Alemán para la Paz) als assoziiertes Mitglied beizutreten. An dem Konsortium sind aktuell mehr als 20 kolumbianische und deutsche Universitäten beteiligt.

„Der Beitritt ist auch als dringlicher Appell an die künftige Bundesregierung gemeint, den Friedensprozess in Kolumbien weiter zu unterstützen“, sagt die Soziologin Prof. Dr. Anika Oettler, die seit vielen Jahren in dem südamerikanischen Land forscht und dort vielfältige Kooperationsbeziehungen unterhält.

Die Mitgliedschaft der Philipps-Universität beruht auf einem langjährigen Engagement und einer stabilen Zusammenarbeit zwischen Marburger und kolumbianischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Der Kultur- und Sozialanthropologe Prof. Dr. Ernst Halbmayer forscht zu der Frage, welche Erfahrungen die Menschen in Kolumbien in ihrem Alltag mit dem Friedensprozess machen. Halbmayer und sein Team untersuchen in den Regionen Cauca, Cesar und Urabá, wie sich die lokalen Konzeptionen und Praktiken von Sicherheit oder im Umgang mit Unsicherheit verändern.

Die Frage, wie verschiedene soziale Gruppen Versöhnung verstehen und erleben, wird von einem Team unter der Leitung von Anika Oettler untersucht. Weltweit sind viele Gesellschaften mit einem von Gewalt begleiteten sozialen Wandel konfrontiert. Das Forschungsteam hält daher ein nuanciertes Verständnis von Versöhnung in Gewaltkontexten für notwendig, um Instrumente der Friedensbildung und der Transitional Justice weiterentwickeln zu können.

Das CAPAZ-Institut wurde 2017 gegründet und hat seinen Sitz in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. Es ist eine Vernetzungsplattform für Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Universitäten aus Kolumbien und Deutschland in Bereichen der Friedensforschung, Vergangenheitsbewältigung, Erinnerungskultur, Konfliktprävention und der Gestaltung einer Post-Konflikt-Gesellschaft. Finanziert wird das Institut aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Auswärtigen Amtes. Die Leitung des Konsortiums auf deutscher Seite liegt bei der Justus-Liebig-Universität Gießen. Im Jahr 2019 wurde CAPAZ durch den DAAD in den Kreis der „Exzellenzzentren in Forschung und Lehre“ aufgenommen und dadurch in besonderer Weise ausgezeichnet.

 

Weitere Informationen:

Deutsch-Kolumbianisches Friedensinstitut CAPAZ

Projekt „Versöhnung im Kontext von chronischer Gewalt: Gemeinsame Standpunkte und Kontroversen in Kolumbien

Projekt „Konkurrierende (Uns-)Sicherheiten. Friktionen der Gewalttransformation und Friedensbildung im kolumbianischen Friedensprozess

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