24.03.2021 Hessische Hochschulen übernehmen Hebammen-Ausbildung

Bald 140 Studienplätze pro Jahr – mehr als in den bisherigen Ausbildungswegen

Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK)

Wiesbaden. In Fulda, Frankfurt und Gießen wird es künftig insgesamt mindestens 140 Studienplätze pro Jahr für Hebammen geben. Damit wird in Hessen nicht nur, wie vom Bundesgesetzgeber vorgesehen, die Hebammenausbildung ab 2023 vollständig in Form eines Dualen Studiums angeboten, die Kapazität übertrifft dank finanzieller Unterstützung der Landesregierung sogar die der bisherigen Ausbildungswege. Dort standen in Hessen bisher insgesamt rund 120 Plätze zur Verfügung. Die Vereinbarung stellten Wissenschaftsministerin Angela Dorn und die beteiligten Hochschulen, Universitäten und Universitätsklinika heute vor. Für die Hebammen-Ausbildung hat die Landesregierung im Zeitraum vom 2021 bis 2027 rund 22 Millionen Euro eingeplant.

Die Hochschule Fulda leistet mit dem dualen Bachelorstudiengang Hebammenkunde bereits seit 2012 Pionierarbeit. Sie wird künftig mit der Philips-Universität Marburg und dem Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM, Standort Marburg) kooperieren. In den kommenden beiden Jahren richten die Frankfurt University of Applied Sciences in Kooperation mit der Goethe-Universität und der Uniklinik Frankfurt sowie die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem UKGM (Standort Gießen) weitere Studiengänge ein. Damit werden Nord-, Mittel- und Südhessen gut abgedeckt und die Grundversorgung in Hessen sichergestellt.

„Ich freue mich sehr, dass es uns gelingt, die Ausbildung nicht nur mit der Akademisierung auf eine neue Ebene zu heben, sondern auch die Kapazität deutlich zu steigern – denn diese zusätzlichen Fachkräfte werden gebraucht“, erklärte Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Hebammen sind bereits jetzt hervorragend ausgebildet; die Akademisierung trägt ihrer entscheidenden Rolle zusätzlich Rechnung. Auf ihren Schultern lastet eine sehr hohe Verantwortung: Sie stehen Frauen und Familien vor, während und nach der Geburt mit großem Wissen und hohem Einsatz beiseite. Sie arbeiten mit anderen Disziplinen zusammen, von der Medizin über Pflegefachkräfte bis zu sozialpädagogischen Fachleuten. Auch die akademische Ausbildung wird sowohl theoretisch und praktisch fundiert als auch interdisziplinär und interprofessionell angelegt sein. Mit ihr ist das Ziel verbunden, die Hebammenwissenschaften als eigenständiges Forschungsgebiet weiterzuentwickeln und wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden.“

„Die Hochschule Fulda hat mit der Einführung eines Bachelorstudiengangs vor knapp zehn Jahren die ersten Schritte auf dem Weg zur Akademisierung der Hebammen gemacht“, erklärt Prof. Dr. Karim Khakzar, Präsident der Hochschule Fulda. „Bereits seit diesem Wintersemester bieten wir in Kooperation mit mehreren Kliniken einen akkreditierten Studiengang nach dem neuen Berufsgesetz für Hebammen an.  In Kürze werden in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg und dem Uniklinikum Gießen und Marburg mindestens weitere 20 Studienplätze hinzukommen. Damit ist die Hochschule Fulda in Hessen die größte Ausbildungsstätte, die Hebammen eine hochwertige, akademische Ausbildung anbietet und die zugleich den wissenschaftlichen Nachwuchs sichern wird."

„Die hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften verstehen die akademische Ausbildung von Hebammen sowohl als Fortsetzung einer Leistung als auch als neues Entwicklungsfeld“, ergänzt Prof. Dr. Matthias Willems, Präsident der THM und Vorsitzender der HAW Hessen. „Denn einerseits gehört die Qualifizierung von Hebammen bereits zum Lehrprogramm der Hochschule Fulda. Andererseits eröffnen uns die künftigen gemeinsamen Studiengänge an weiteren Standorten Chancen für innovative Kooperationsmodelle mit medizinischen Fakultäten und den dazugehörigen Kliniken.“

Prof. Dr. Roger Erb, Vizepräsident der Goethe-Universität, bezeichnet den gemeinsam von Frankfurt University of Applied Sciences und Goethe-Universität getragenen Studiengang Hebammenwissenschaften als „ein Musterbeispiel für optimale Kooperation“. Dieser sei der erste gemeinsame Studiengang der zwei Frankfurter Hochschulen, die seit einigen Jahren eine enge Kooperation pflegen. Der Studiengang vereinige „die komplementären Anteile beider zu einem attraktiven Format – mit einer weiteren Entwicklungsperspektive: Im Zuge der Kooperation wird neben dem berufsbildenden Bachelorangebot auch ein Masterstudiengang entwickelt, der weitere berufliche und wissenschaftliche Perspektiven eröffnet.“ Ziel des Bachelorstudiums sei neben der optimierten Befähigung zur Erfüllung des Hebammenberufes vor allem ein interdisziplinäres Studium von Medizinstudierenden und Studierenden der Hebammenwissenschaften, um das Zusammenspiel dieser beiden Berufsgruppen im Umgang mit Neugeborenen zu optimieren.