12.05.2022 Ehrendoktorwürde für revolutionäre medizinische Entwicklung

Fachbereich Medizin verleiht Ehrenpromotion an Özlem Türeci und Uğur Şahin

Foto: Christian Stein
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Fachbereich Medizin verleiht Özlem Türeci und Uğur Şahin die Ehrendoktorwürde

Auf der globalen Landkarte der Impfstoffentwicklung ist die Philipps-Universität Marburg (UMR) eine feste Größe. Der erste Nobelpreis für Medizin ging 1901 an den Marburger Hygiene-Professor Emil von Behring für die Entwicklung der Impfung gegen Diphterie. Damals eine revolutionäre Entwicklung, die viele Menschenleben rettete.

Am 12. Mai 2022 ehrte der Fachbereich Medizin der Universität Prof. Dr. med. Özlem Türeci und Prof. Dr. med. Uğur Şahin für eine ähnlich revolutionäre Entwicklung mit der Ehrendoktorwürde: für ihre Verdienste in der Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19. Im Projekt „Lightspeed“ führte das von Türeci und Şahin mitgegründete Biotechnologieunternehmen BioNTech in Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Pfizer in Rekordzeit im Dezember 2020 zur ersten Marktzulassung eines COVID-19-Impfstoffs auf der Basis von Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) und schrieb damit Wissenschaftsgeschichte. Denn es handelt sich bei dem Impfstoff zugleich um die weltweit erste Zulassung für ein kommerzielles pharmazeutisches Produkt, das auf der mRNA-Technologie basiert.

In feierlichem Rahmen haben die Dekanin des Fachbereich Medizin, Prof. Dr. Denise Hilfiker-Kleiner und der Präsident der Philipps Universität Marburg, Prof. Dr. Thomas Nauss Özlem Türeci und Uğur Şahin die Urkunden für die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Medizin im Auditorium des Universitätsklinikums überreicht.

„Der Erfolg der beiden Preisträger, der zunächst anmutet, wie ein Wunder, fußt bei näherer Betrachtung auf langjähriger leidenschaftlicher wissenschaftlicher Arbeit, dem großen Wunsch, neue Krebstherapien für Patienten zu entwickeln und der Fähigkeit zu mutigen unternehmerischen Entscheidungen“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie der UMR, Prof. Dr. Stephan Becker, in seiner Laudatio.

„Die Auszeichnung für unsere wissenschaftliche Arbeit an diesem historischen Ort der Medizin und Immunologie ist für uns eine besondere Anerkennung. Wir haben mit unserer Forschungsarbeit vor über 30 Jahren begonnen, weil wir Krebspatienten helfen wollten. Zu wissen, dass unsere Forschung und Entwicklung bei mehr als einer Milliarde Menschen weltweit in Form des ersten mRNA-Impfstoffs angekommen ist, erfüllt uns mit Dankbarkeit und Demut“, sagte Prof. Dr. Türeci.

Prof. Dr. Şahin fügte hinzu: „Unser besonderer Dank gilt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Marburg, ihren Familien und den vielen Menschen hier vor Ort, die mit ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft dazu beigetragen haben, dass wir unsere Impfstoffproduktion in Marburg so schnell starten und in so kurzer Zeit vielen Menschen weltweit helfen konnten. Es ist wunderbar, dass Marburg das verbindet, was uns am Herzen liegt: akademische Forschung und Lehre und eine lange Tradition, medizinische Innovationen für Menschen in aller Welt verfügbar zu machen.“

Auch die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, würdigte bei der Verleihung die Verdienste der beiden Geehrten: „Frau Prof. Dr. Türeci und Herr Prof. Dr. Şahin haben entscheidend zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beigetragen, ja, sie haben ein Stück weit die Welt gerettet. Und sie motivieren mit ihrem Enthusiasmus für die Wissenschaft und ihrem Erfolg viele Studierende und Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Hochschulen sind die Zukunftswerkstätten der Gesellschaft, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Studierenden von heute geben die Antworten auf gesellschaftliche, technologische und ökologische Fragen unserer Zeit und der Zukunft. Dafür braucht es die besten Rahmenbedingungen an den Hochschulen, und es braucht Vorbilder wie Prof. Dr. Türeci und Herr Prof. Dr. Şahin. Herzlichen Glückwunsch.“

Özlem Türeci und Ugur Şahin sind Mediziner und Pioniere auf dem Gebiet der mRNA-Technologie. Die bahnbrechenden Entdeckungen und Erfindungen der Wissenschaftlerin und des Wissenschaftlers erstrecken sich von der Grundlagenforschung über die Entwicklung der mRNA-Technologie und die klinische Forschung bis hin zur Entwicklung und Zulassung des ersten mRNA-Medikaments in der Geschichte der Medizin. Türeci und Şahin forschen seit Mitte der 1990er Jahre an Krebsimmuntherapien auf der Basis von mRNA, um das patienteneigene Immunsystem zur Erkennung und Bekämpfung von Krebs zu mobilisieren. Das für die Krebstherapie entwickelte Prinzip nutzten die beiden Forschenden dann für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs.

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