10.01.2022 ERC-Starting Grant geht an Max-Planck-Forscher Georg Hochberg

Für seine Arbeiten zur Evolutionsbiochemie erhält der Wissenschaftler rund 1,5 Millionen Euro

Porträtfoto im Labor
Foto: Virginia Geisel
Georg Hochberg, Leiter der Max-Planck-Forschungsgruppe „Evolutionary Biochemistry“ am Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie.

Dr. Georg Hochberg erhält den renommierten Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Der Max-Planck-Forschungsgruppenleiter wird die Förderung nutzen, um seine Untersuchungen zur Evolution von Proteinen zu vertiefen.

Proteine sind als die Grundbausteine des Lebens und an praktisch jedem Prozess in der Zelle beteiligt. Gleichzeitig sind sie die komplexesten Makromoleküle und besitzen eine überwältigende Vielfalt. Aber wie hat die Natur diese Vielfalt geschaffen? Das Labor von Dr. Georg Hochberg am MPI in Marburg untersucht die Evolution von Proteinkomplexen, bei denen mehrere Proteinketten in großen und oft geometrisch schönen Anordnungen miteinander verbunden sind. Um zu verstehen, wie diese Anordnungen entstanden sind, verwendet sein Team statistische Methoden, um die Sequenzen von Proteinen zu berechnen, die zuletzt vor Millionen oder sogar Milliarden von Jahren existierten. Anschließend synthetisieren sie diese Protein-Vorfahren im Labor und untersuchen experimentell, welche Arten von Komplexen sie bilden.

Im Rahmen seines ERC-Stipendiums wird Georg Hochberg insbesondere erforschen, warum die Natur so viele verschiedene Arten von Proteinkomplexen zu produzieren scheint: „In der Biochemie geht man davon aus, dass Proteinkomplexe existieren, weil sie nützlich sind. Das ist eine schlüssige Betrachtungsweise, denn diese Strukturen sehen so kompliziert aus: Es scheint unwahrscheinlich, dass sie durch etwas Anderes entstanden sein könnten als durch natürliche Selektion einer nützlichen Funktion.“
Aber der Forscher hat die Vermutung, dass die Realität komplizierter ist. Sein Team wird untersuchen, ob der blinde Zufall in einigen Fällen überraschend komplexe biochemische Strukturen hervorbringen kann, die nicht unbedingt nützlich sind. „Ich denke, dass die Komplexität, die wir in den Zellen sehen, das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels von natürlicher Selektion und diesen Zufallsprozessen ist.“ Derzeit ist diese Idee noch weitgehend theoretisch. Mit Hilfe der großzügigen Unterstützung der EU wird das Labor diese Theorie nun auf den Prüfstand stellen.

Georg Hochberg studierte Biologie an der Universität Oxford, wo er auch in physikalischer Biochemie promoviert wurde. Während seines Postdoc-Aufenthalts an der Universität von Chicago begann er, sich mit Evolutionsbiochemie zu beschäftigen. Seit 2019 ist er unabhängiger Max-Planck-Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie. Im April 2021 wurde Georg Hochberg mit dem prestigeträchtigen Human Frontiers Grants ausgezeichnet.

Mit den „ERC Starting Grants“ fördert der Europäische Forschungsrat vielversprechende Forscherinnen und Forscher, die am Beginn einer unabhängigen Forschungskarriere stehen. Die Fördermittel, die im Jahr 2022 insgesamt 677 Mio. EUR betragen werden, helfen diesen, ihre eigenen Teams aufzubauen und bahnbrechende Forschung in allen Disziplinen zu betreiben. Die Stipendien sind Teil des EU-Programms für Forschung und Innovation, Horizont 2020. (Pressetext: MPI für terrestrische Mikrobiologie)

Weitere Informationen:

ERC Grant für Prof. Dr. Gert Bange für das Projekt „KIWIsome - Kiwellins in the plant defense against pathogenic invaders“