31.05.2022 EU-Förderung stärkt Corona- und Nachhaltigkeitsforschung

Philipps-Universität erhält 4,5 Millionen Euro im Rahmen des Aufbauprogramms REACT-EU

Foto einer Solaranlage
Foto: Colourbox.de / The Lame Photographer
Mit der Förderung können unter anderem neue Technologien zur klimaneutralen Energiegewinnung und -speicherung erforscht werden - beispielsweise im Bereich der Solarenergie.

Die Folgen der COVID19-Pandemie abfedern und die Weichen für die Zukunft Europas stellen – das sind Ziele innerhalb des Programms REACT-EU der Europäischen Union, in dessen Rahmen acht Vorhaben an der Philipps-Universität gefördert werden. Mit insgesamt 4,5 Millionen Euro wird insbesondere die Infrastruktur zur COVID19- sowie Nachhaltigkeitsforschung verbessert. So können unter anderem Studien zu neuen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten von COVID19-Erkrankten sowie zur klimaneutralen Energiegewinnung und -speicherung umgesetzt werden.

„Die Philipps-Universität Marburg kann hervorragende Forschungsexpertise vorweisen – sowohl im Kontext hochpathogener viraler Erkrankungen als auch im Forschungsfeld der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Ich freue mich sehr, dass wir durch die EU-Förderung unsere Forschungsinfrastruktur deutlich stärken können. Es handelt sich um zwei Themenfelder, die für die Zukunft unserer Gesellschaft hochrelevant sind“, sagt Prof. Dr. Gert Bange, Vizepräsident für Forschung der Universität Marburg.

Vorhaben zur Pandemie- und Pandemiefolgenbekämpfung:

Prof. Dr. Andreas Rembert Koczulla wird eine Studie zur Atemgasanalyse von post-COVID/long-COVID-Patientinnen und -Patienten zum Verlaufsmonitoring der Erkrankung umsetzen. Bislang ist die Verlaufskontrolle von COVID-19 mit einer Blutentnahme, einer Computertomografie der Lunge und Abstrichen des oberen Atemwegs sehr kostenintensiv und zeitaufwendig. Ziel der Studie ist es, bei post-/long-COVID-Patientinnen und Patienten mögliche Muster in der Ausatemluft zu erkennen.

Prof. Dr. Michael Lohoff wird die Notwendigkeit weiterer COVID-Impfungen weiter erforschen – unter anderem mittels eines innovativen Zellsorters, der die analysierten Zellen nicht zerstört, so wie es mit sonst üblichen Messmethoden der Fall ist. Lohoff analysiert unter anderem die Qualität der durch Impfung generierten T-Zellen im Vergleich zu denjenigen, die nach der natürlichen Infektion generiert werden, sowie zu Unterschieden der Immunantwort bei jungen versus betagten Personen.

Die verfügbaren Therapieoptionen bei einer COVID-19-Erkrankung sind bisher stark limitiert. Ziel des Teilvorhabens von Prof. Dr. Thomas Worzfeld ist daher die Erforschung neuartiger Therapieansätze gegen COVID-19. Er verfolgt hier den Ansatz der pharmakologischen Inhibition bestimmter zellulärer Enzyme zur Behandlung von COVID-19.

Foto einer Krankenschwester
Foto: Colourbox.de
Insgesamt vier Teilvorhaben im Bereich der Pandemie- und Pandemiefolgenbekämpfung werden an der Universität Marburg durchgeführt.

Schweres Lungenversagen ist die Haupttodesursache bei COVID-Patienteninnen und -Patienten auf der Intensivstation. Die konventionelle Beatmung, die bei diesen Patientinnen und Patienten oft über Wochen erforderlich ist, führt – zusätzlich zur COVID-Schädigung – zu oft irreversiblen Strukturveränderungen der Lunge. Durch Organersatzverfahren soll dem Organismus und speziell der Lunge Zeit zur Regeneration gegeben werden, bis das Infektionsstadium überwunden ist. Diese Effekte erforschen Prof. Dr. Hinnerk Wulf und das Team der Anästhesie & Intensivmedizin.

Vorhaben im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung:

Um das Klima zu schützen, muss die Energieproduktion ohne die Erzeugung von CO2 erfolgen. Wasserstoff ist einer der Hoffnungsträger für die Zukunft, da er – im Gegensatz zu Kohle und Öl – ohne Rückstände verbrannt werden kann. Darüber hinaus ist Wasserstoff speicherbar. Prof. Dr. Kerstin Volz plant, Wasserstoff direkt durch Photokatalyse zu erzeugen, also durch die Zerlegung von Wasser in seine Bestandteile mit Hilfe von Sonnenlicht, und wird dieses Verfahren weiter erforschen.

Der enorme Ausbau der Photovoltaik auf der ganzen Welt führt zu Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Material- und Ressourcenverfügbarkeit. In diesem Kontext setzt Prof. Dr. Jan Christoph Goldschmidt insbesondere auf Perowskit-basierte Tandemsolarzellen. Diese vielversprechende Technologie verbraucht weniger Ressourcen und ist weniger kostenintensiv. Ein wichtiger Arbeitsschritt bei der Erforschung und Herstellung entsprechender Solarzellen ist die Charakterisierung und Vermessung der hergestellten Materialien. Durch die Förderung wird weitere hochinnovative Laborinfrastruktur zur Erforschung dieser Technologie beschafft.

Dem enormen Interesse an neuen Materialien zur effizienteren Gewinnung, Umwandlung und Speicherung von Energie stehen große Herausforderungen bei der Materialsynthese gegenüber, denn die elektronischen, mechanischen und Transport-Eigenschaften vieler Materialien sind stark strukturabhängig. Das Team um Prof. Dr. Michael Gottfried wird mittels eines neuen Tieftemperatur-Rastersondenmikroskops für höchstauflösende Rastertunnelmikroskopie, Rasterkraftmikroskopie und Rastertunnelspektroskopie präzise Analysen der Struktur neuer Materialien auf molekularer und atomarer Skala vornehmen.

Prof. Dr. Jörg Bendix und Prof. Dr. Anke Becker planen den Aufbau einer einmaligen Infrastruktur: MAC-Y im neuen SYNMIKRO-Forschungsgebäude soll zur Etablierung des neuen Forschungsfelds der „atmosphärischen Mikrobiologie“ beitragen, die nur in der Kombination von Atmosphärenwissenschaften und Mikrobiologie möglich ist. Das Ziel ist die Analyse von Ökosystem-Mikroben-Wolkeninteraktionen als zentraler Beitrag zum Klimaschutz. Bendix und Becker arbeiten hierzu mit Prof. Dr. Tobias Erb von MPI für terrestrische Mikrobiologie in Marburg zusammen.

REACT-EU

Mit REACT-EU hat die Europäische Union eine Aufbauhilfe aufgelegt, mit der die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der COVID19-Pandemie in Europa abgefedert werden sollen. REACT-EU steht für "Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe" (Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas) und ist das zweitgrößte Förderinstrument im Rahmen von NextGenerationEU.

 

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