20.11.2023 Forschende aus aller Welt zu Gast in Marburg

Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten an der Philipps-Universität

Junge Frau mit Schutzbrille in einem Chemielabor
Foto: Crispin Lichtenberg
Das Chemielabor auf den Lahnbergen ist aktuell der Arbeitsort von Dr. Gargi Kundu aus Indien.

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergibt jedes Jahr Stipendien und Preise an überdurchschnittlich qualifizierte Forscherinnen und Forscher aus aller Welt. Ein Stipendium der Stiftung gilt als hohe Auszeichnung für die Geförderten sowie die gastgebende Institution. Der Aufenthalt bietet Gelegenheit, ein anderes Wissenschaftssystem und ein neues Forschungsfeld kennenzulernen und gilt als wichtiger Schritt in der wissenschaftlichen Laufbahn. Die spannende Herausforderung, im Ausland zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen, ist für die Stipendiatinnen und Stipendiaten oft eine bereichernde persönliche Erfahrung. Im laufenden Wintersemester kommen insgesamt zwölf Humboldtianer*innen an die Philipps-Universität Marburg.

Aus Indien auf die Lahnberge zur Untersuchung gegensätzlicher Elemente

Eine dieser Gastwissenschaftlerinnen ist Dr. Gargi Kundu, die kürzlich ihren zweijährigen Aufenthalt begonnen hat. Die Chemikerin aus Westbengalen war bereits an verschiedenen Universitäten in ihrem Heimatland Indien tätig und hat sich als Co-Autorin von mehr als 15 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in angesehenen Fachzeitschriften einen Namen gemacht. In der Arbeitsgruppe von Prof. Crispin Lichtenberg nutzt sie ihre Zeit auf dem Campus Lahnberge für die Forschung an Molekülverbindungen des Bismut und untersucht die Wechselwirkung zwischen dem Schwerelement Bismut und dem leichtesten Element Wasserstoff. „Wir versprechen uns von diesem Forschungsprojekt neue grundlegende Erkenntnisse zu den Bindungswechselwirkungen dieser Elemente und möchten das Potential für Anwendungen in der Katalyse ausloten“, erklärt Lichtenberg. Der Marburger Chemie-Professor schätzt den Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt als Chance, neue Sichtweisen, Ansätze und Lösungswege im Arbeitsalltag und in der Forschung kennenzulernen.

Zwischen Ost und West: Internationale Forschung zur arabischen Literatur

Selbstporträt Lara Harb
Foto: Lara Harb
Prof. Lara Harb von der Princeton University (USA) forscht derzeit am CNMS in Marburg zur arabischen Literatur.

Am Marburger Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS) ist die US-amerikanische Professorin Dr. Lara Harb von der Princeton University ein Jahr lang als Humboldt-Stipendiatin zu Gast. Sie arbeitet aktuell an einem Buchprojekt zum Konzept der Mimesis in der arabischen Literatur des Mittelalters. Das Verhältnis zwischen Kunst und Wirklichkeit erfährt in der klassischen arabischen Welt eine eigene Ausprägung, die Harb am Beispiel von Theater und Poesie, Prosa- und Theorietexten nachverfolgt.

Ihre Ergebnisse will sie Master-Studierenden und Forschenden in Seminaren und durch Präsentationen zugänglich machen. Sie arbeitet eng mit anderen Wissenschaftlern am CNMS zusammen, die neue literaturtheoretische Zugänge zur Welt der Arabistik suchen. „Dieser Gastaufenthalt ist ein weiterer wichtiger Baustein für die internationale wissenschaftliche Kooperation zwischen dem Nahen Osten Deutschland und USA, die wir mit dem Forschungsnetzwerk ‚Denkfiguren – Wendepunkte‘ fördern“, betont Professorin Dr. Friederike Pannewick. Sie leitet die eine interdisziplinäre Leibniz-Forschungsgruppe am CNMS, die sich mit kulturellen Praktiken und sozialem Wandel in der arabischen Welt befasst. Den Gastaufenthalt in Deutschland wertet Lara Harb als einzigartige Gelegenheit: Aufgewachsen in Palästina hat sie ihre akademische Ausbildung in den USA absolviert. Deutschland gelte als eines der wichtigsten internationalen Zentren für das Studium der arabischen Literatur und der islamischen Welt, sagt die Wissenschaftlerin.

Mit Licht zu neuen Medikamenten

Junger Mann in blauem Jackett vor dem Eingang des Fachbereichs Chemie der Uni Marburg
Foto: Albert Gandioso
Dr. Albert Gandioso aus Barcelona forscht in Marburg an der Schnittstelle von Chemie und Biologie an der Entwicklung neuer therapeutischer Wirkstoffe.

Einen insgesamt zwei Jahre dauernden Forschungsaufenthalt an der Arbeitsgruppe für chemische Biologie von Prof. Dr. Olalla Vazquez hat der spanische Nachwuchsforscher Dr. Albert Gandioso Ubieto aus Barcelona angetreten. In seiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn mit Stationen in Spanien, USA und Frankreich hat er an verschiedenen multidisziplinären chemisch-biologischen Projekten gearbeitet, in denen es um das Design, die Synthese, die Charakterisierung und die biologische Bewertung bioaktiver Moleküle für das Bioimaging und therapeutische Anwendungen geht. „Das Humboldt-Stipendium ist eine außergewöhnliche Chance, Teil eines deutschen und weltweiten Netzwerks zu sein. Es ist ein entscheidender Meilenstein in meiner wissenschaftlichen Karriere und ermöglicht mir, umfassende Kenntnisse in der Chemie der Nukleinsäure- und Peptidsynthese und der chemischen Biologie zu erwerben“, sagt Albert Gandioso. Die Forschung an der Schnittstelle von Chemie und Biologie soll dabei helfen, biologische Prozesse auf molekularer Ebene zu verstehen und Krankheiten zu entschlüsseln. „Hier konzentriere ich mich auf die Nutzung von Licht als externes Agens, um die Aktivität bioaktiver Verbindungen zu kontrollieren und somit den Weg für neue therapeutische Wirkstoffe zu ebnen“, betont der Humboldt-Stipendiat. Von Marburg ist Albert Gandioso bereits nach den ersten Wochen begeistert: „Ich kann mir kein besseres Szenario für den Abschluss meines Postdoc-Studiums vorstellen. Die Philipps-Universität Marburg ist eine weltweite Forschungsreferenz. Außerdem ist Marburg eine schöne Stadt.“