18.12.2023 Sexualisierte Gewalt: Erkennen - Handeln - Vorbeugen

Hessische Schulen erhalten neuartiges Unterrichts-Set mit Fallbeispielen zur Prävention sexualisierter Gewalt und pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen

Ein Stapel Broschüren
Foto: Hessisches Kultusministerium
Unterrichtsmaterialien zur Präventionsarbeit in Schulen haben Forschende der Universität Marburg mitentwickelt.

Kultusminister Lorz: „Unsere neuen Unterrichtsmaterialien leisten einen wichtigen Beitrag, weil sie die Möglichkeit bieten, das Thema sexualisierte Gewalt im Unterricht umfassend behandeln und dafür sensibilisieren zu können.“

Alle weiterführenden allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Hessen erhalten derzeit neue Unterrichtsmaterialien zum Schutz von Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt. Das innovative Kartenset „Sexualisierte Gewalt: Erkennen Handeln Vorbeugen“, entwickelt von Prof. Dr. Sabine Maschke (Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Ludwig Stecher (Justus-Liebig-Universität Gießen), stellt ein weiteres Element der umfassenden Maßnahmen des hessischen Kultusministeriums zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gegen sexualisierte Gewalt und sexuellen Missbrauch dar – ein bundesweit einzigartiges Angebot.

Ausgehend von den Ergebnissen der hessischen „SPEAK!“-Studien über Erfahrungen Jugendlicher mit sexualisierter Gewalt, dienen die neuen Materialien vor allem der Prävention sexualisierter Gewalt unter Gleichaltrigen wie auch Aspekte digitaler sexualisierter Gewalt. Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betont: „Der Schutz unserer Schülerinnen und Schüler vor Gewalt und sexuellem Missbrauch ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Unsere neuen Unterrichtsmaterialien leisten einen wichtigen Beitrag, weil sie die Möglichkeit bieten, das Thema sexualisierte Gewalt im Unterricht umfassend behandeln und dafür sensibilisieren zu können.“

Das neue Unterrichtsmaterial wurde in Zusammenarbeit mit Jugendlichen, Fachleuten aus der Forschung und Lehrkräften erarbeitet. Die Strukturierung in verschiedene Bausteine ermöglicht es Lehrkräften, die Inhalte zielgruppengerecht und flexibel zu vermitteln. Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal können hierzu bei Interesse landesweite Informations- und Vertiefungsveranstaltungen in Anspruch nehmen. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler wie auch Lehrkräfte über sexualisierte Gewalt zu informieren, ihre Sensibilität für das Erkennen solcher Situationen zu schärfen und ihnen mehr Handlungssicherheit im Umgang mit dieser Thematik zu vermitteln.

„Die Speak! Studien haben u.a. gezeigt, dass im Kindesalter besonders häufig Erwachsene und teils ältere Jugendliche Täter sind. Im Jugendalter geht das Hauptrisiko für Sexualisierte Gewalt vor allem von anderen Jugendlichen, in etwa Gleichaltrigen (Peers), in der Schule und in anderen jugendlichen Lebensbereichen aus. Mit dem Kartenset wollen wir für dieses ernste Problem sensibilisieren, zum Nachdenken, zur Diskussion und zu neuen Erkenntnissen anregen“, erklärten Prof. Dr. Maschke und Prof. Dr. Stecher zu den neuen Unterrichtsmaterialien.
Die neuen Unterrichtsmaterialien nehmen daher insbesondere Bezug auf die Dynamiken und Situationen, die im Kontext von sexualisierter Gewalt unter Gleichaltrigen auftreten. Sie gliedern sich in vier Bausteine:

  • Im „ERKLÄR“-Baustein werden verschiedene Begriffe alphabetisch auf Karten erläutert, die als Diskussionsgrundlage dienen und zur weiteren Recherche anregen.
  • Der „WIBA“-Baustein bietet eine Einführung in die Thematik durch spielerische Quizformen, wobei die Wichtigkeit präventiver Maßnahmen betont wird.
  • Der „SENSI“-Baustein nutzt das bisher erarbeitete Wissen, um durch die Darstellung von Situationen und Zitaten von Jugendlichen die Wahrnehmung für das Thema zu schärfen.
  • Der abschließende „PRÄV“-Baustein konzentriert sich auf Präventionsstrategien, indem es Übungen und Aufgaben für Gruppenarbeiten bereitstellt, um angemessene und konstruktive Verhaltensweisen zu fördern.

Hintergrund: Maßnahmen des Landes zum Schutz zur Prävention sexualisierter Gewalt und dem Schutz der Schülerinnen und Schüler

  • Im Hessischen Schulgesetz ist seit Ende des Jahres 2022 die Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch verankert.
  • Seit dem Schuljahr 2023/2024 werden an allen öffentlichen Schulen Beratungslehrkräfte für Gewaltprävention und Schutzkonzeptentwicklung eingesetzt, die von der Schulpsychologie unterstützt werden.
  • Den Schulen stehen verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsangebote zur Verfügung, darunter systembezogene Beratung und schulische Prozessbegleitung durch die Staatlichen Schulämter sowie Fortbildungsveranstaltungen und weitere Qualifizierungsangebote über die Hessische Lehrkräfteakademie.
  • Digitale Fortbildung Kinderschutz in Kooperation mit der University of Applied Sciences, Frankfurt: Ziel des Kurses ist es, Lehrkräften Fachkenntnisse und Handlungswissen zum Thema Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz für Schulen zu vermitteln sowie das Verständnis im Umgang mit solchen Fällen zu erweitern, insbesondere auch im Hinblick auf die Kooperation mit anderen Institutionen.
  • Eine Handreichung zum Umgang mit sexuellen Übergriffen im schulischen Kontext liegt allen hessischen Schulen vor. Sie steht auch als Download zur Verfügung und wird derzeit aktualisiert. Die Handreichung orientiert sich eng an den von der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) zur Verfügung gestellten Schutzkonzeptstandards.
  • Hessen beteiligt sich seit 2017 an der Kampagne der UBSKM „Schule gegen sexuelle Gewalt“.
    Das Land Hessen unterstützt in diesem Zuge auch einen von UBSKM entwickelten digitalen Grundkurs zum Schutz von Schülerinnen und Schülern vor sexuellem Missbrauch und bewirbt das Angebot an den Schulen.

Quelle: Pressemitteilung des Hessischen Kultusministeriums vom 15.12.2023

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