01.03.2023 Stellungnahme der Hochschulleitung zu Vorwürfen des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche"

Hochschulleitung verwahrt sich gegen Unterstellungen

Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" unterstellt mit der Nominierung der AG Neurophysik zum Negativpreis „Herz aus Stein“ unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zwei Dinge, die nicht haltbar sind: 1.) die Versuche seien sinnlos und 2.) unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien herzlos. Dadurch wird vom eigentlichen Zweck der Grundlagenforschung abgelenkt. Gegen beide Unterstellungen verwahrt sich die Universitätsleitung mit Nachdruck.

Die Grundlagenforschung der AG Neurophysik liefert wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung von Therapeutika oder biomedizinischer Produkte. Die Arbeit hat zum Beispiel zur Entwicklung eines Retinaimplantats (Sehprothese) beigetragen.

In der konkreten Studie wurde zwei Affen eine EEG-Haube aufgesetzt, wie sie in der medizinischen Diagnostik auch regulär beim Menschen eingesetzt wird. Die grundlagenwissenschaftliche, behördlich genehmigte und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zuvor begutachtete und finanziell geförderte Arbeit diente dem Nachweis, dass bestimmte Sehreize bei Affen und Menschen gleich verarbeitet werden und zu vergleichbaren EEG-Signalen führen. Da dieser Nachweis geführt wurde, können Untersuchungen beim Affen auf die Einzelzellaktivität bei Menschen übertragen werden. Durch diesen Nachweis wird es zukünftig möglich sein, sowohl die Verarbeitung von Eigenbewegungsinformation beim Menschen als auch die zelluläre Grundlage des EEG-Signals und letztlich auch die Funktion des Gehirns zu verstehen.

Wie weltweit üblich, arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesen Versuchen mit Belohnung. Im Versuch werden die Tiere mit Wasser oder Fruchtsaft, je nach Vorliebe des Tieres, belohnt. Die Tiere werden artgerecht in Gruppenhaltung gehalten und verfügen über Innen- und Außengehege mit Kletter- sowie Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Tiere werden täglich durch Tierpfleger versorgt und regelmäßig von Tierärzten untersucht. Die Haltung an der Universität Marburg entspricht den aktuellen und strengen deutschen Tierschutzstandards, wurde in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden errichtet und wird durch diese Behörden konsequent überwacht.