09.02.2024 Erfolgreicher Start für das LOEWE-Zentrum DYNAMIC

Verbund hessischer Universitäten entwickelt neue Ansätze zur Erforschung psychischer Krankheiten

Gruppenfoto mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
Foto: Winfried Rief
Innovative Forschungsprojekte zu psychischen Erkrankungen entwickeln die Forscher*innen im LOEWE-Zentrum DYNAMIC, hier beim Kick-Off-Workshop an der Philipps-Universität Marburg.

Mit einer innovativen Herangehensweise wollen die beteiligten Forscher*innen im LOEWE-Zentrum DYNAMIC ein grundlegend verbessertes Verständnis für psychische Erkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten entwickeln. Mit einer Auftaktveranstaltung an der Philipps-Universität Marburg haben die mehr als 50 Wissenschaftler*innen von verschiedenen hessischen Universitäten und Forschungseinrichtungen Anfang Februar den Startpunkt für ihr ambitioniertes Vorhaben gesetzt. Das LOEWE-Zentrum erhält zunächst für vier Jahre insgesamt 14,7 Millionen Euro Fördermittel des Landes Hessen.

Koordiniert wird der Verbund in der ersten Förderphase an der Universität Marburg. Sprecher Prof. Dr. Winfried Rief freut sich, dass es nach der Förderzusage im Vorjahr nun endlich losgeht: „Wir haben uns intensiv auf diesen Zeitpunkt vorbereitet, Kooperationen auf- und ausgebaut, uns national und international mit innovativen Ansätzen auseinandergesetzt.“ Das Neue an der DYNAMIC-Forschung sei, dass nicht mehr nach einfachen Erklärungen für die psychischen Erkrankungen gesucht werde, sondern die komplexen Zusammenhänge akzeptiert und zum Gegenstand der Forschung gemacht würden, erklärt der Psychologe. Die Untersuchung sogenannter dynamischer Netzwerke berücksichtigt, dass es nicht einfache Ursache-Wirkungsketten gibt, sondern bezieht komplexe Vernetzungen im Gehirn sowohl psychologisch als auch neurobiologisch ein. Die einzelnen Elemente der Netzwerke stabilisieren sich dabei gegenseitig, so dass oftmals eine Veränderung nur möglich ist, wenn sich das komplette Netzwerk und seine Interaktionen verändern. 

„Hier haben bisherige Erklärungsversuche, einfache Ursachen zu finden, schlichtweg versagt und wir müssen lernen, die Komplexität der psychischen Erkrankungen in den Fokus der Forschung zu nehmen“, sagt Rief. Er ist zuversichtlich, dass jetzt genau der Zeitpunkt ist, um diesen Forschungsansatz umzusetzen, da sowohl auf Ebene der Messungen als auch der statistischen Modelle und mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz nun verschiedene Innovationen zusammengeführt werden können.  

Beim ersten Treffen des LOEWE-Zentrums haben Wissenschaftler*innen der Universitäten Marburg, Frankfurt, Darmstadt und Gießen sowie des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) und des Ernst-Strüngmann-Instituts (ESI) neue Projekte anhand dieser Grundidee vorbereitet. Zudem wollen sie die bisherigen Erkenntnisse nutzen, um bestehende Datensätze nochmals mit dieser neuen methodischen Herangehensweise zu analysieren. 

Eine Besonderheit des Verbundes ist die enge Kooperation zwischen klinischer Psychologie und Psychiatrie. „Hier gibt es viel mehr Synergieeffekte, als wir bislang in der Wissenschaft, auch in Hessen, genutzt haben. Deshalb sehen wir hier sehr großes Potential nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Patientenversorgung“, erläutert der Co-Sprecher des Zentrums, der Frankfurter Psychiater Prof. Dr. Andreas Reif. Von den Erkenntnissen sollen Patientinnen und Patienten langfristig profitieren und es sollen nachhaltige Forschungskooperationen der beteiligten Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen etabliert werden. Das Zentrum will dabei nicht nur durch vordefinierte Projekte glänzen, sondern eine kreative Plattform darstellen, aus der heraus viele neue Impulse, andere Projektinitiativen und Kooperationen entstehen. „Wir möchten, dass sich hier eine langfristig stabile Forschungsplattform entwickelt, mit der Hessen zu einem international sichtbaren Zentrum der Forschung im Bereich psychischer Erkrankungen wird“, sind sich die beiden Sprecher einig. In einer zweiten Förderphase bis 2030 hoffen sie daher auf eine Aufstockung der Finanzierungssumme auf 33 Millionen Euro und die Entwicklung nachhaltig bestehender Strukturen.

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