04.07.2025 „Living Library“ bringt psychische Gesundheit ins Gespräch

Marburger Lehrprojekt fördert Aufklärung, Empathie und Resilienz bei Schüler*innen

Sitzgruppe mit Studis und Schüler*innen mit Tableau und Zelt im Alten Botanischen Garten.
Foto: Pius Kern
Im Alten Botanischen Garten organisierten die Studierenden mit Schüler*innen das Projekt Living Library.

Am Mittwoch, den 2. Juli 2025, verwandelte sich der Alte Botanische Garten der Philipps-Universität Marburg erneut in eine „Living Library“ – eine lebendige Bibliothek, in der über 300 Schülerinnen und Schüler aus sechs Marburger Schulen keine Bücher, sondern Menschen „ausleihen“ konnten. In persönlichen Gesprächen mit Psychologie-Studierenden erhielten sie altersgerechte Einblicke in psychische Belastungen und erfuhren, wie ein gesunder Umgang damit gelingen kann.

„Das Kindes- und Jugendalter ist eine besonders prägende Lebensphase, in der viele junge Menschen erstmals psychische Probleme erleben. Gleichzeitig bietet sie die Chance, Strategien für den Umgang mit Stress, Emotionen und zwischenmenschlichen Herausforderungen zu entwickeln“, sagen die Lehrenden Alina Oschwald und Pius Kern, die das Projekt im Alten Botanischen Garten gemeinsam mit Studierenden der Psychologie durchgeführt haben.

Die Studierenden sehen folgende Chancen im Konzept Living Library:

  • es vermittelt Wissen über psychische Gesundheit
  • informiert über Risiken und Schutzfaktoren
  • zeigt Wege zur Stärkung der seelischen Widerstandskraft auf
  • ermutigt zu einem offenen, ehrlichen Umgang mit psychischen Belastungen
  • und hilft, Stigmatisierung abzubauen – in Schule, Familie und Gesellschaft

Das Projekt basiert auf dem internationalen Konzept der „Human Library“ und wurde an Christiansens Arbeitsgruppe „Klinische Kinder- und Jugendpsychologie“ an der Philipps-Universität Marburg speziell für junge Zielgruppen weiterentwickelt.

Eine Besonderheit: Die „lebendigen Bücher“ sind hier Psychologie-Studierende. Dank ihrer Nähe zur Altersgruppe gelingt ein authentischer Zugang. Gleichzeitig lernen die Studierenden, psychologisches Fachwissen alltagsnah und verständlich zu vermitteln – „ein gelungenes Beispiel für gelebte Citizen-Science-Kommunikation“, berichtet Prof. Dr. Hanna Christiansen vom Fachbereich Psychologie, die das Projekt leitet. 

Seit 2019 will die Living Library zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen beitragen. In Gesprächen und interaktiven Übungen thematisieren die Studierenden typische psychische Herausforderungen wie Konzentrationsprobleme, soziale Unsicherheiten oder den Umgang mit belastenden Gefühlen. Ergänzt werden die Inhalte durch Erfahrungsberichte junger Menschen mit psychischen Erkrankungen und praktische Übungen zur Selbstreflexion.

Themen der Living Library 2025:

  • Konzentration & Fokus – Warum Gedanken abschweifen und wie man sie wieder einfängt
  • Negative Gedanken – Strategien gegen Selbstzweifel und Grübelschleifen
  • Soziale Kompetenzen – Besser kommunizieren und Beziehungen stärken
  • Aktivitäten & Wohlbefinden – Was dir guttut und wie du bewusster mit deiner Zeit umgehst
  • Problemlösen – Vom Grübeln ins Handeln kommen
  • Emotionsregulation – Mit Gefühlen umgehen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen

Zu allen Themen haben die Studierenden Pocket Guides mit den wichtigsten Infos erarbeitet, mit praktischen Tipps ergänzt und kostenfrei zur Verfügung gestellt 👉 https://www.uni-marburg.de/de/fb04/team-christiansen/lehre/living-library/pocket-guides/

Weitere Informationen: www.uni-marburg.de/de/fb04/team-christiansen/lehre/living-library

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