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Maßnahmen der US-amerikanischen Militärregierung beziehungsweise der Theater and Music Branch und ihre Auswirkungen auf das deutsche Musikleben

Als Hauptverpflichtung in den Monaten vor der Währungsreform beschrieb Helm die Lizenzierungsvorgänge, die die Theater and Music Branch im Auftrag der US-amerikanischen Militärregierung bearbeitete. Es sollte nicht nur gewährleistet werden, dass ehemalige NSDAP-Angehörige von der Arbeit ausgeschlossen wurden; die US-Amerikaner bemühten sich vielmehr allgemein darum, das kulturelle Leben auf einem gewissen Niveau zu halten. Im Hinblick auf die zu besetzenden Posten mangelte es jedoch häufig an qualifizierten Personen, die politisch annehmbar waren und professionell arbeiteten.

Die Hilfe der Theater and Music Branch bestand darin, dass sie Material (Noten, Bücher usw.) zur Verfügung stellte, um die während der NS-Zeit entstandenen Mängel der deutschen Institutionen zu beheben. Aufgrund der nicht vorhandenen notwendigen Devisen, setzte die Militärregierung außerdem gegenüber US-amerikanischen und anderen Verlegern einen Verzicht auf Tantiemen und Leihgebühren für Theater- und Musikaufführungen durch. Weil die Theater and Music Branch keine direkte Hilfe in Form von Subventionen oder gesteigerten Besucherzahlen leisten konnte, gewann ihre beratende Funktion zunehmend an Bedeutung.

Foto: Wikimedia Commons
Königliches Schauspielhaus Wiesbaden

Gelegentlich gelang es ihr auch, die notwendigen finanziellen Mittel für den Erhalt von kulturellen Einrichtungen sicherzustellen. In diesem Zusammenhang sind die 1946 gegründeten Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt sowie die 1947 gegründeten Kranichsteiner Ferienkurse zu nennen, die beide bereits 1948 vor dem Aus standen. Zu erwähnen sind ebenso die Versuche der US-amerikanischen Militärregierung, die sich auf die Freisetzung bestimmter beschlagnahmter Räumlichkeiten für den teilweisen Gebrauch durch die Deutschen konzentrierten. Dies führte immerhin zur Freigabe des Wiesbadener Opernhauses, blieb allerdings im Hinblick auf weitere Bemühungen erfolglos.

Helm betonte besonders die permanenten, auf gutem Willen basierenden und durch gelegentliche gesponserte Programme forcierten, Bemühungen der Theater and Music Branch, den Deutschen bei der kulturellen Umorientierung und Erweiterung ihres geistigen Horizontes behilflich zu sein. Dass diese »gutwilligen« Bemühungen nur Teil eines groß angelegten kulturpolitischen Umerziehungsprogramms waren, erwähnte er nicht. So versuchte die Theater and Music Branch z. B. auch Theaterstücke und Musik einzuführen, die während des Nationalsozialismus nicht sanktioniert waren, und die daher ebenfalls von gesponserten Vorlesungen begleitet wurden. Kulturpolitische Unterstützung in Form von Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten, erhielt die Theater and Music Branch im Verlauf ihrer Bemühungen von den seit 1946 bestehenden zahlreichen Amerikahäusern.