Hauptinhalt

"Hassia non cantat"? – Laienmusik in Hessen

Von Uwe Henkhaus

Musik und Musizieren sind unverzichtbare Lebenselemente. Kulturen ohne Musik gibt es weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Die sozialisierende und sozialethische Wirkung von Musik ist hinlänglich bekannt:

„Musik und Musizieren können zur menschlichen Triebbefriedigung, zur Kana­lisierung von Aggressions- und Gewaltpotentialen, zum Abbau motorischer Staus oder zur Veränderung emotionaler Stimmungen beitragen.“
(Hans Günter Bastian)

Foto: Colourbox.de

Jugendliche widmen Musik einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit; allerdings steht vor allem der Musikkonsum an vorderer Stelle und weniger das eigene Musizieren. Die Hemmschwelle, selbst musikalisch aktiv zu werden, scheint groß zu sein.
Laienmusik hat ganz offensichtlich ein Imageproblem. Dabei ist sie schon längst nicht mehr nur das, was wir aus der Tradition kennen: Den Chor, der in der Hinterstube einer Gaststätte mehr schlecht als recht singt.

Laienmusik befindet sich seit Jahr­zehnten in einem ständigen Wandel. Ihre Ensembles werden zunehmend von professionellen Musikern geleitet, wodurch die Qualität entsprechend steigt. Das Laienmusi­zieren hat aber nicht nur ein Problem der Vermittlung.

Die FAZ schreibt am 14. Februar 2005: „Zum Pisa-Schock und zu den anderen Indikatoren der Bildungskrise in Deutschland ist der immer lauter werdende Klageruf über eine andere Mangelerscheinung getre­ten, die sich ebenso fatal auswirkt wie fehlende Befähigung zum mathematischen oder sprachlichen Handwerk: Deutschland scheint nicht nur zu verdummen, es ver­stummt auch, zumindest, was das Singen betrifft! Ob „Los Angeles Times“ oder Deutschlandfunk - weithin wird inzwischen beklagt, daß im Land der Lieder und der Musik schlechthin nicht mehr gesungen wird.“

„Laienmusik“, so Hans Günther Bastian, „steht als Synonym für musikalische Bildung und Kultur auf denkbar breitester Ebene, sie ist der Inbegriff aller nichtpro­fessionell musikalisch aktiven Menschen und sie schließt eine Millionenschar ein. Insofern ist sie die größte nicht-formelle Bildungsinstitution unserer Gesellschaft, von kaum einschätzbarem Wert.“

Musik in ihrer gesamten Breite zu fördern sei deshalb unwiderruflicher Auftrag eines Staates, einer Gesellschaft, einer demokratischen Kultur.