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Georg Philipp Telemann: Wirken und Schaffen in Frankfurt am Main

Von Sabine Henze-Döhring

Foto: de.wikipedia.org
Georg Philipp Telemann, Kupferstich von Georg Lichtensteger (um 1745)

Georg Philipp Telemann gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Komponisten des frühen 18. Jahrhunderts. Er prägte maßgeblich die Musik seiner Zeit und inspirierte viele andere Komponisten mit seinen Werken.
Telemann ging im Jahre 1712 nach Frankfurt und wurde dort städtischer Musikdirektor. Seine Hauptaufgabe war die musikalische Gestaltung der sonn- und feiertäglichen Gottesdienste in der Barfüßer Kirche und an St. Katharinen (aus dieser Tätigkeit sind drei Kantatenjahrgänge überliefert). Zugleich trug er die Verantwortung für die Ausbildung von sechs bis acht Kapellknaben. Daneben steuerte er eine Reihe von Kasualkompositionen aus Anlass von Festtagen bei, für deren Gestaltung er qua Amt ebenfalls verantwortlich war.

Darüber hinaus war er beruflich als „Keller“ (Rechnungsführer, Hausverwalter) der „Hochadligen Gesellschaft Frauenstein“ tätig und in dieser Funktion für das Tabakskollegium verantwortlich. Als Musiker engagierte er sich für die „Frauensteiner“ mit der erfolgreichen Wiederbelebung ihres „Collegium Musicum“, an dem sich zahlreiche Mitglieder dieser Gesellschaft aktiv beteiligten und zu dem Telemann sowohl Instrumental- als auch Vokalkompositionen beisteuerte. Diese Konzerte waren nicht „öffentlich“, wie es in der älteren Literatur irreführend dargestellt wird. Aus dem Vorwort des Textbuches zu Telemanns fünf Davidischen Gesängen (Text: Johann Ulrich König), die er für das Collegium Musicum der „Frauensteiner“ komponierte, geht eindeutig hervor, dass die Konzerte im exklusiven Zirkel der Adeligen Gesellschaft stattfanden und von dieser auch bestritten wurden: „Denen Hoch-Edelgebohrenen, Hoch-Edlen, Hochgelahrten, Grossachtbaren und Wohlfürnehmen Herren, durch deren Vorschub und Veranstaltung das allhier florirende Collegium Musicum nicht allein auffgerichtet, sondern auch biss gegenwärtig unterhalten worden“, heißt es in der Anrede im Rückblick auf die fünf Jahre, die seit Wiederbegründung dieser Einrichtung verstrichen waren. Demnach fanden die Konzerte wöchentlich (seit 1718 offensichtlich 14-täglich) jeweils donnerstags zwischen „Michaelis“ und „biss nach der Oster-Messe“ statt. Intention des Collegium Musicum war, „durch diesen unschuldigen Zeitvertreib das von denen Amts-Geschäfften ermüdete Gemüth zu erquicken, theils auch die Music durch ein beständiges Exercitium zu desto mehrerem Wachsthum zu bringen.“

An der Aufführung der Passion Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesu nach einem Text von Barthold Hinrich Brockes in der Vertonung Telemanns und unter der Leitung Heinrich Remigius Bartels, des erwähnten Mäzens des Collegium Musicums, am 2. April 1716 in der Barfüßer Kirche waren die Musiker des Collegium Musicums wohl nicht oder allenfalls am Rande beteiligt.

Das Orchester rekrutierte sich aus professionellen Mitgliedern der Darmstädter Hofkapelle, deren Direktor in dieser Zeit der mit Telemann befreundete Hofkapellmeister Christoph Graupner war. Die Veranstaltung diente wohltätigen Zwecken zugunsten des Armen- und Waisenhauses. Die wohltätigen Zuwendungen ergaben sich aus der Verpflichtung der Zuhörer zum Abkauf des Textes für 30 Kreuzer pro Exemplar. Der Finanzier des Orchesters, der musikenthusiastische Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, war bei der Aufführung zugegen.

Im Jahr 1718 übertrug Telemann das Amt des musikalischen Leiters der Katharinenkirche an den Musiker und Komponisten Johann Balthasar König (1691–1758). König hatte ein enges, freundschaftliches Verhältnis zu Telemann. Er kopierte und sammelte zahlreiche Kantaten, so dass heute eine große Handschriftensammlung (22.660 Blätter und ca. 830 Kantaten) vieler Kompositionen Telemanns in Frankfurt am Main zu finden sind. Telemann blieb bis 1721 in Frankfurt und ging von dort als Kantor nach Hamburg, wo er auch die Leitung der Oper übernahm.