22.12.2022 Rückblick Interaktive Podiumsdiskussion "Die Universität als Wegweiser für eine nachhaltige Gesellschaft?!"

Ein Plakataufsteller steht vor dem Vortragsraum der Unibib. In dem Plakataufsteller hängt ein Poster, was für die interaktive Podiumsdiskussion des Green Offices wirbt.
Foto: Luca Schmidt

Am Dienstag, den 6.12., haben wir zu unserer ersten komplett selbst-organisierten Veranstaltung als Green Office einladen dürfen. Im Format einer interaktiven Podiumsdiskussion kamen viele Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen, Studierende und andere Interessierte, zu dem Thema ins Gespräch, wie die Universität als Wegweiser für eine nachhaltige Gesellschaft fungieren könnte. Moderiert wurde der Abend von Leonie und Jorin, zwei tollen Moderator*innen vom Netzwerk N, einem Netzwerk von jungen Menschen, die sich bundesweit für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen einsetzen. Und natürlich freuten wir uns auch sehr über unsere Gäste auf dem Podium: den Universitätspräsidenten Prof. Dr. Thomas Nauss, den Klimaschutzumsetzungsmanager Ralf Orths-Rustige, eine der neu ernannten Nachhaltigkeitsbeauftragten des FB 04 Dr. Anke Haberkamp, Daniel Bothe als Vertretung des Green Offices und der Studierenden, und die Vize-Präsidentin für Lehre, Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes. Und auch die zwei freien Stühle, auf die sich Personen aus dem Publikum dazusetzen konnten, wurden rege genutzt.

Die Diskussion teilte sich in die zwei großen Themenblöcke Governance und Lehre, obwohl sich auch zeigte, dass viele Themenfelder in dieser komplexen Herausforderung von Nachhaltigkeit nicht so klar getrennt oder zugeordnet werden können.

Vier Menschen diskutieren bei der Podiumsdiskussion vorne.
Foto: Luca Schmidt

Im Governance-Block stand die große Frage im Raum, wie die Hochschulgemeinschaft die neuen Nachhaltigkeitsstrukturen optimal nutzen, zusammenwirken lassen und unterstützen kann, um die Universität zukunftsfähig zu machen. In diesem Kontext wurde auch die Rolle der neuen Nachhaltigkeitsbeauftragten an den Fachbereichen beleuchtet, die als erste Ansprechpersonen für Nachhaltigkeitsmaßnahmen direkt vor Ort funktionieren sollen. Deutlich wurde, dass diese neue Rolle noch sehr unbeschrieben ist, und noch viele Entfaltungsmöglichkeiten in den nächsten Monaten hat. Dabei gibt es auch viel Offenheit von Seiten der Universität, wie die Nachhaltigkeitsbeauftragten ihre genaue Rolle ausdefinieren werden. Um noch viel mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, ist die derzeitige Lage mit hohen Energie- und Betriebskosten allerdings etwas schwierig, es wird ein Priorisieren nötig sein, welche Maßnahmen an welchen Stellen den größten Effekt haben können und in diese gezielt investiert werden. Außerdem wurde aus dem Publikum eingebracht, dass ein Bedürfnis besteht, dass wir als Universitätsgemeinschaft noch einen Schritt weitergehen und nicht nur Nachhaltigkeit im Unibetrieb diskutieren, sondern auch Klimagerechtigkeitsaspekte in einen stärkeren Fokus rücken. Es wurde auch die Frage gstellt, wie wir mit der Verantwortung des globalen Nordens umgehen in der Klimakrise und wie diese in der Universitätsstruktur klar benannt werden kann. Ebenfalls als wichtige Frage blieb etwas offen, wie erreicht werden kann, dass Anreize geschaffen werden, damit Engagement für Nachhaltigkeit an der Universität für die Aktiven nicht zu Nachteilen führt, weil weniger Zeit für Studium/Nebenjob bei Studierenden bzw. Arbeitsaufgaben bei Mitarbeitenden bleibt. Ein großer Wunsch aus dem Publikum war dabei auch, dass Engagement für Nachhaltigkeit nicht nur appelativ an die Hochschulgemeinschaft gerichtet wird, sondern strukturell vereinfacht wird.

Beim Themenblock Lehre war die Hauptfrage, wie das Thema Nachhaltigkeit in allen Studiengängen stärker mitgedacht werden kann und wie mehr Menschen in ihrem Studium mit dem Thema konfrontiert werden können. Besonderes Augenmerk war auch auf den neuen Studienstrukturen: Mit dem Nebenfachsystem in vielen Bachelorstudiengängen können Module wie das Marburg Modul angewählt werden. In diesem können selbstgewählte Projekte zu aktuellen Themen gesellschaftlicher Relevanz bearbeitet werden. Dies ermöglicht, sich mit Themen wie Klimagerechtigkeit und nachhaltigem Wandel auseinanderzusetzen und dafür Credit Points zu erhalten. Es wurden auch die Studierenden aufgefordert, bestehende Angebote wie dieses anzunehmen und zu nutzen, ergänzt darum, auch Lehrende gezielt anzusprechen auf die Themen der Nachhaltigkeit. Dagegen wurde aus dem Publikum von Personen aus der Studierendenschaft auch deutlich, dass sich mehr Aktion von oben gewünscht wird und mehr klar vorgegebene Berührungspunkte mit Klimawandel und Nachhaltigkeit in allen Studiengängen, die über Nudging-Prozesse hinausgehen. Außerdem wurde diskutiert, ob es eine Möglichkeit sein könnte, bei jedem Akkreditierungsprozess von Studiengängen und Modulen, erst einmal aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit darauf zu schauen. Ähnlich zu Vorgehensweisen, die Ende der 90er für Fragen der Gendergerechtigkeit genutzt würden, könnte so eine Nachhaltigkeits-Lupe als erster Schritt zumindest das Thema bewusster machen.

In einer Abschlussrunde wurden mögliche Quick-Wins, kleine Spielräume und Maßnahmen, die direkt aus der Diskussion mitgenommen werden könnten, untersucht. Hier wurde noch einmal deutlich, wie sehr es strukturelle Unterstützung für die Auseinandersetzung mit dem Thema braucht und Vernetzung, um gemeinsam effektive Lösungsansätze zu finden. Im Anschluss kamen noch viele Gäste vom Podium und aus dem Publikum bei Getränken und Häppchen untereinander in den Austausch. So konnten auch konkrete Projektideen spezifiziert werden.  Eine Person aus dem Publikum brachte den Abend schön auf den Punkt: “Mich hat gefreut, dass eine Vielzahl verschiedener Perspektiven (auch oft aus dem Publikum) in einem konstruktiven Ton miteinander verhandelt wurden. Ich denke auch, dass die Veranstaltung vielen die Arbeit der Nachhaltigkeitsbeautragten näher gebracht hat.” 

Auch uns als Green Office hat der konstruktive Dialog sehr gefreut und das große Interesse an der Veranstaltung. Wir werden viele der diskutierten Punkte hoffentlich mit in unsere Arbeit aufnehmen können und sind sehr dankbar, so viele Standpunkte von verschiedenen Gruppen und Personen innerhalb der Universität näher kennenlernen zu können. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen in der Zukunft mit allen Interessierten!

Weiterführende Links:

Marburg Modul

perspektive n