09.12.2021 Leibniz-Preis 2022 geht an Stefanie Dehnen

Marburger Chemikerin erhält wichtigsten deutschen Forschungspreis

Portraitfoto
Foto: Jochen Mogk
Stefanie Dehnen erhält den Gottried Wilhelm Leibniz-Preis 2022.

Die Marburger Chemikerin Prof. Dr. Stefanie Dehnen erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der renommierteste Forschungsförderpreis in Deutschland ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert.

„Prof. Dehnen gehört zu der äußerst kleinen Gruppe deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die wirklich in allen wichtigen Bereichen des akademischen Lebens herausragend sind: in der Forschung weltweit führend, in der wissenschaftlichen Leitung auf hohem Niveau und in ihrem außergewöhnlichen Engagement in der Ausbildung und Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses, und in der begeisternden Vermittlung von Chemie an Schülerinnen und Schüler. Ich freue mich sehr über die Auszeichnung dieser exzellenten Wissenschaftlerin und gratuliere Stefanie Dehnen sehr herzlich“, sagt Uni-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Krause.

Stefanie Dehnens Forschungsschwerpunkt liegt auf der Synthese und Anwendung von diskreten, atompräzisen Clustern aus Metall- und Halbmetallatomen. Diese Cluster nehmen eine mittlere Stellung zwischen kleinen diskreten molekularen Spezies und viel größeren, atomar undefinierten, Nanopartikeln ein. Wie letztere haben sie herausragende opto-elektronische Eigenschaften und weisen eine bemerkenswerte chemische Reaktivität auf, da sie eine große Zahl an gut zugänglichen (Halb-)Metallatomen beinhalten. Sie besitzen ein großes Potential für die Lösung gesellschaftlicher Probleme wie nachhaltige Synthese und effiziente Energieübertragung bzw. -speicherung.

Während das Potential von Clusterverbindungen auf der Hand liegt, ist ihre kontrollierte Synthese eine große Herausforderung, deren Bewältigung im Mittelpunkt von Prof. Dehnens Forschung steht. Ihre Gruppe hat großen Erfolg beim Design und der Herstellung von maßgeschneiderten Clustern mit deutlich unterschiedlichen Größen und Formen sowie einer faszinierenden Vielfalt an unterschiedlichen Zusammensetzungen. Damit prägt die Arbeitsgruppe von Stefanie Dehnen seit einigen Jahren weltweit die moderne Clusterchemie.

Das zielgerichtete Synthesekonzept der Arbeitsgruppe von Stefanie Dehnen, das den Zugang zu einer großen Vielzahl neuartiger Verbindungen und Materialien ermöglicht, basiert auf der Verwendung binärer Aggregate aus Hauptgruppenelementen. Diese werden dann um mindestens eine Komponente – weitere Atome oder organische Gruppen – erweitert, um kontrolliert eine erstaunliche Vielfalt neuartiger Strukturen mit ungewöhnlichen und potentiell nützlichen Eigenschaften herzustellen.

Stefanie Dehnen schloss ihr Chemiestudium 1996 an der Universität Karlsruhe (heute KIT) mit ihrer Promotion ab. Nach einem Postdoktorat habilitierte sie sich 2004 für das Fach Anorganische Chemie. Seit 2006 ist sie Professorin für Anorganische Chemie an der Philipps-Universität Marburg und im Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften, dem sie von 2012 bis 2014 als geschäftsführende Direktorin vorstand. Ebenfalls seit 2006 ist sie Direktorin des Mitmachlabors Chemikum in Marburg. 2018 erhielt sie den Frauenförderpreis der Philipps-Universität für ihren Einsatz für familienfreundliche Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Zurzeit ist sie die Vorsitzende der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und seit 2020 Vizepräsidentin der GDCh. Seit 2020 ist Stefanie Dehnen Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Ebenfalls 2020 erhielt sie für ihre Forschung zur Clusterchemie den Alfred-Stock-Gedächtnispreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis

Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Mit den zehn Preisen für 2022 sind bislang insgesamt 398 Leibniz-Preise vergeben worden. Davon gingen 127 in die Naturwissenschaften, 115 in die Lebenswissenschaften, 95 in die Geistes- und Sozialwissenschaften und 61 in die Ingenieurwissenschaften. Da Preis und Preisgeld in Ausnahmefällen geteilt werden können, ist die Zahl der Ausgezeichneten höher als die der Preise. Insgesamt haben bislang 425 Nominierte den Preis erhalten, darunter 358 Wissenschaftler und 67 Wissenschaftlerinnen. An der Philipps-Universität haben insgesamt 13 Personen bisher den Leibniz-Preis erhalten, davon 10 Männer und 3 Frauen.

Kontakt