24.10.2022 Rita Engenhart-Cabillic mit Frauenförderpreis ausgezeichnet

Philipps-Universität würdigt besondere Förderung von Frauen während der Corona-Pandemie

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Foto: Markus Farnung
Prof. Dr. Sabine Pankuweit (von links), Preisträgerin Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Nina Schumacher und Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss bei der Verleihung des Frauenförderpreises 2022.

Am Dienstag, 18. Oktober 2022, hat die Philipps-Universität Marburg den Frauenförderpreis 2022 an Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic vom Fachbereich Medizin verliehen. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis ging damit an eine Medizinerin, die sich seit Langem für die beruflichen Chancen schwangerer und stillender Ärztinnen einsetzt. Der Fokus der Ausschreibung lag in diesem Jahr auf der besonderen Förderung von Frauen während der Corona-Pandemie. Rita Engenhart-Cabillic setzte sich dafür ein, schwangere Ärztinnen vor einer unnötigen Verlängerung ihrer Facharztausbildung durch nicht zeitgemäße Berufsverbote während der Corona-Pandemie zu bewahren und stattdessen die Tätigkeiten und das Einsatzumfeld der Schwangeren entsprechend anzupassen, so dass eine unterbrechungsfreie Fortführung der Facharztausbildung gewährleistet werden konnte.

Der Präsident der Philipps-Universität, Prof. Dr. Thomas Nauss betonte bei der Preisverleihung: „Frauen waren die Verliererinnen der Pandemie. Sie haben häufiger die Arbeitszeit reduziert, häufiger ihren Job verloren und dadurch auch in wissenschaftlichen Laufbahnen Benachteiligung erfahren. Nur wenige sind gegen den rückwärts gerichteten Strom geschwommen. Dazu gehört die Trägerin des Frauenförderpreises 2022, Rita Engenhart-Cabillic.“

„Der Preis macht mich stolz und glücklich, weil mich junge Ärztinnen aus der Universität nominiert haben. Ich könnte kein größeres Lob erhalten“, sagte Prof. Dr. Rita Engenhart-Cabillic in ihrer Dankesrede nach der Verleihung des Preises. „Die Pandemie bedeutet einen Rückschritt für Frauen. Im 21. Jahrhundert sollte es möglich sein, Klinik, Forschung und Familie zu vereinbaren“, fügte sie hinzu. „Es geht letztlich darum, dass Menschen in Führungspositionen die bestehenden Gesetze anwenden, um dies zu erreichen. Es geht um Gerechtigkeit. Ich nehme den Preis nur stellvertretend entgegen. In der Pandemie haben viele Frauen am Universitätsklinikum und in der gesamten Universität Verantwortung übernommen. All diesen gilt mein Dank.“

Die Laudatorin Prof. Dr. Sabine Pankuweit hob die Leistung Engenhart-Cabillics hervor: „Keinen anderen Kliniken am UKGM ist Ähnliches gelungen wie Rita Engenhart-Cabillic. Aber Chancengerechtigkeit ist eine wesentliche Grundlage für wissenschaftliche Leistungsfähigkeit“, betonte die Vizepräsidentin für Chancengleichheit und Karriereentwicklung. „Wir haben die Hoffnung, dass Aktivitäten zur Gleichstellung an Kraft zunehmen. Inzwischen gibt es im Medizinstudium viel mehr Frauen als Männer – in der Leitung aber nach wie vor viel mehr Männer“, sagte Pankuweit.

„Man hätte über Jahrzehnte Bedingungen für Frauen verbessern und so gestalten können, damit in einer Situation wie der Corona-Pandemie es eben nicht die Frauen sind, die besonders stark unter den Auswirkungen der Krise zu leiden haben. Diese vorausschauende Politik wurde in Deutschland, vor allem im Westen, verpasst. So zahlte es sich bis vor wenigen Jahren für Frauen bei der Altersvorsorge mehr aus, einen finanziell gut gestellten Mann zu heiraten, als in die eigene, bezahlte Arbeit zu investieren“, sagte Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger Ph.D. in ihrem Festvortrag mit dem Titel „Frauen in der Krise. 10 Lehren für die Zukunft“. Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) betonte in Bezug auf die Preisträgerin: „Umso wichtiger ist es, dass das Land Frauen und Expertinnen wie Rita Engenhart-Cabillic hat, die sich nicht nur damit beschäftigen, was alles vorgeblich nicht geht bei der Gleichstellung, sondern zeigen: Es geht. Wir schaffen das.“

Prof. Dr.  Engenhart-Cabillic engagiert sich am Fachbereich Medizin seit langem für Gleichstellung, etwa durch die Einwerbung der Anneliese-Pohl-Habilitations-Stipendien, die sie gemeinsam mit der damaligen Frauenbeauftragten des Fachbereichs, jetzt Vizepräsidentin für Chancengleichheit und Karriereentwicklung, Prof. Dr. Sabine Pankuweit, erfolgreich umsetzte und damit zahlreiche Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Habilitation unterstützte.

Hintergrund: Frauenförderpreis der Philipps-Universität Marburg

Mitglieder oder Angehörige der Universität Marburg, die sich in besonderer Weise für die Förderung von Frauen im wissenschaftlichen oder nichtwissenschaftlichen Bereich engagiert haben, werden ausgezeichnet. Seit 1998 wird die Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben und ist mit 2.500 Euro dotiert.

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