08.05.2023 Zwei neue Graduiertenkollegs für die Philipps-Universität

DFG fördert wissenschaftlichen Nachwuchs in Marburg mit 10,7 Millionen Euro

Foto: Dr. Adam Howe
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Die DFG fördert zwei neue Graduiertenkollegs von Prof. Dr. Nils Heeßel und Prof. Dr. Peter Graumann an der Philipps-Universität Marburg

Gleich zwei Marburger Graduiertenkollegs (GRK) berücksichtigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der aktuellen Förderrunde und stellt dafür rund 10,7 Millionen Euro bereit. Im Fachbereich Chemie und am Marburger Centrum Antike Welt können damit in den kommenden fünf Jahren 46 Stellen für Promovierende sowie eine Post-Doc-Stelle finanziert werden. Danach kann eine Anschlussförderung für bis zu vier weitere Jahre und 22 weitere Stellen beantragt werden. Die Zahl der laufenden Graduiertenkollegs an der Philipps-Universität steigt damit wieder auf fünf. Sie bilden einen wichtigen Baustein in der Ausbildung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften, unterstützen früh deren wissenschaftliche Selbstständigkeit und bereiten Promovierende intensiv auf den komplexen Arbeitsmarkt Wissenschaft vor.

„Die Auswahl der Graduiertenkollegs als Qualifizierungsprogramm der Promovierenden ist zugleich eine Anerkennung und ein Auftrag für die exzellente Forschung und Ausbildung an der Philipps-Universität. Den Leitern der beiden neuen Kollegs, Peter Graumann und Nils Heeßel, gratuliere ich im Namen der Hochschulleitung herzlich zu diesem beachtlichen Erfolg. Sie haben in einem aufwendigen Prozess jeweils überzeugende fächerübergreifende Forschungsprogramme zusammengestellt, die geeignet sind, Lehrende und Lernende zu Spitzenleistungen zu motivieren“, sagt Gert Bange, Vizepräsident für Forschung der Universität Marburg.

Neue Konzepte für die Erforschung antiker Kulturen

Das Graduiertenkolleg „Inszenierung religiöser Atmosphäre in antiken Kulturen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Nils Heeßel und seiner zwölfköpfigen Antragsgruppe untersucht bewusst eingesetzte Mittel wie Bilder und Texte, Raumgestaltung und Licht, Blickachsen und Gerüche, Gesang, Sprache und andere Sinneserfahrungen in religiösen Kulthandlungen. Im Zentrum der Forschung steht die gezielte Herstellung einer religiösen Atmosphäre. Zum einen erfolgt das durch die Planung und Herrichtung der dazu bestimmten Räume, zum anderen durch die Handlungen, die dort vollzogen werden.

Zum Erfolg des Graduiertenkollegs tragen zwölf Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten kleinen Fächer bei, die sich alle mit antiken Kulturen des Mittelmeerraums und des Vorderen Orients befassen. Renommierte Wissenschaftler*innen und engagierte Nachwuchsforscher*innen aus dem Marburger Centrum Antike Welt begleiten die Promotionsvorhaben. Mit methodischen Ansätzen aus der Archäologie und Philologie, der Theologie, der historischen Sprachwissenschaft, sowie der Rechts- und Pharmaziegeschichte will das Graduiertenkolleg den je facheigenen Erkenntnishorizont erweitern und wissenschaftliches Neuland betreten. Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion von religiösen Praktiken in antiken Kulturen. Aus der ersten Förderperiode soll neben zahlreichen Dissertationen eine gemeinsame Publikation zum Konzept der Atmosphäre und seinen Anwendungsbereichen in den Altertumswissenschaften hervorgehen. Die DFG fördert das GRK mit einer Gesamtsumme von rund 4,6 Millionen Euro.

 Hochspezialisierte Grundlagenforschung für den medizinischen Fortschritt

Prof. Dr. Peter Graumann leitet ein neues Graduiertenkolleg an der Philipps-Universität Marburg
Foto: Laackman Fotostudios Marburg
Prof. Dr. Peter Graumann leitet ein neues Graduiertenkolleg an der Philipps-Universität Marburg.

Gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie hat der Biochemiker Prof. Dr. Peter Graumann das Graduiertenkolleg „Microbial Nucleotide Metabolism (MiNu)“ ins Leben gerufen, das Stoffwechsel-Prozesse in Nukleotiden untersucht. Diese Moleküle bilden als kleinste Bausteine von Nukleinsäuren die Grundbausteine der DNA und RNA von allen Lebewesen, so auch von Mikroorganismen wie Pilzen und Bakterien, und sind mit ihrem Stoffwechsel somit das funktionelle Herzstück lebender Zellen. Das wachsende Verständnis der Nukleotiden hat jüngst zu mRNA-basierten Impfstoffen geführt, die erfolgreich zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingesetzt wurden. Die weitere Erforschung des Nukleotidstoffwechsels soll neue Wege eröffnen, um die ständig wachsende Zahl multiresistenter Krankheitserreger zu bekämpfen, die Entwicklung von RNA-basierten Technologien zu fördern und schließlich das Leben von Zellen auf molekularer Ebene noch besser zu verstehen.

Dazu bildet das geplante Konsortium Expert*innen aus, die über ein grundlegendes Verständnis des Nukleotidstoffwechsels verfügen und in den modernsten Technologien geschult sind, um Nukleotide zu untersuchen und mit Hilfe der synthetischen oder chemischen Biologie zu verändern. Auf dieser Grundlage können sie den Nukleotid-Stoffwechsel erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse schließlich in die Anwendung übertragen. Die Promovierenden werden von einem hochqualifizierten Team aus erfahrenen und international vernetzten Forscher*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen ausgebildet, das in Bezug auf Karrierestufen und Geschlechterverteilung sehr ausgewogen ist. Beteiligt sind Expertinnen aus den Bereichen Genetik, Strukturbiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Bioinformatik und synthetische/chemische Biologie. Die DFG fördert das GRK mit einer Gesamtsumme von rund 6,1 Millionen Euro.