02.05.2025 Caroline Champetier prägt das europäische Kino seit mehr als 40 Jahren
Französische Bildgestalterin erhielt den Marburger Kamerapreis 2025 im Cineplex von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss
„Die Arbeit von Caroline Champetier zeichnet sich durch die Bandbreite an bildgestalterischen Möglichkeiten aus, die sie in ihren Filmen verwendet. Licht, Farbe, Kamerabewegungen und -effekte bauen im Zusammenspiel Bilder auf, die uns das Gefühl geben, an der Geschichte der Protagonist*innen nah dran zu sein“, sagte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Thomas Spies während der Verleihung des Marburger Kamerapreises 2025. Die Werke von Champetier seien ein Leuchtturm und ein Licht für zukünftige Generationen. Die Preisträgerin habe den Weg für viele geebnet, insbesondere für Frauen, die in der Filmbranche sowie in vielen anderen Bereichen immer noch unterrepräsentiert seien.
Caroline Champetier nahm den Marburger Kamerapreis 2025 im Cineplex entgegen. Die Auszeichnung erhielt sie als besondere Würdigung ihres bisherigen Schaffens – das Werk einer mutigen Bildgestalterin, die es auf einzigartige Weise versteht, sich immer wieder neu zu erfinden und sich dabei jedes Mal treu zu bleiben. Caroline Champetier prägt seit mehr als 40 Jahren das europäische und insbesondere französischsprachige Kino wie kaum eine andere Bildgestalterin. Dabei schlägt sie eine Brücke zwischen Filmschaffenden der französischen Nouvelle Vague und einer neuen Generation von Filmschaffenden und insbesondere weiblichen Regisseurinnen, so die Begründung der Jury.
Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur hob die gesellschaftliche Bedeutung des Schaffens der Preisträgerin hervor: „Carolin Champetiers Arbeit verkörpert jene Werte, die das Fundament einer lebendigen Demokratie bilden: Verständnis, Respekt und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. In einer Zeit, in der polarisierende Stimmen oft die lautesten sind, brauchen wir mehr denn je Künstlerinnen wie Champetiers, die uns die Komplexität und Vielschichtigkeit des menschlichen Daseins vor Augen führen.“
„Die Werke von Caroline Champetier fordern durch ihre anhaltende Aktualität dazu auf, sich mit ihnen und den behandelten Themen wie beispielsweise dem Holocaust oder der Rolle von Frauen vor und hinter der Kamera ausgiebig auseinanderzusetzen. Für diesen Dialog bieten vor allem die Bild-Kunst-Kameragespräche einen Rahmen“, betonte Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität Marburg.
Caroline Champetier absolvierte ein dreijähriges Filmstudium am Institut des hautes études cinématographiques (IDHEC) in Paris, das heute als La Fémis zu den renommiertesten Filmhochschulen Frankreichs zählt. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Kameraarbeit und die Kunst der Bildgestaltung, bevor sie erste Erfahrungen als Kameraassistentin sammelte.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Schweizer Kameramann und Preisträger des Marburger Kamerapreises 2008, Renato Berta. Beide sind seit Jahren freundschaftlich verbunden und schätzen die Arbeit des jeweils anderen. „Ich schätze ihre Arbeit als Ganzes sehr. Caroline verwendet stets die gleichen Zutaten, fügt sie jedoch immer unterschiedlich zusammen. Die passende Schnittfolge von Einstellungen, die einen Film bilden, ist das Wesentliche unserer Arbeit. Caroline Champetier gelingt es, Atmosphäre zu erzeugen und eine Gestaltung, die zum jeweiligen Film gut passt“, so Renato Berta in seiner Laudatio.
Zu den bekanntesten Arbeiten von Caroline Champetier zählt „Von Menschen und Göttern“ (2010, Regie: Xavier Beauvois) für den sie bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Großen Preis der Jury und dem César für die Beste Kamera ausgezeichnet wurde. Für „Holy Motors“ (2012, Regie: Leos Carax) wurde sie beim Chicago International Film Festival mit dem Preis für die Beste Kamera und bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Sie drehte an der Seite bedeutender Regisseure, wie Jacques Rivette („An der Nordbrücke", 1981), Margarethe von Trotta („Hannah Arendt“, 2012), Leos Carax („Annette“, 2021) und zuletzt mit Thomas Napper („Die Witwe Clicquot“, 2023).
Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg verliehen den Marburger Kamerapreis, der von Prof. Dr. Malte Hagener, Christian Alexius und dem Fachdienst Kultur geleitet und organisiert wird, zum 24. Mal. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Die Summe wird von der Sparkasse Marburg-Biedenkopf gefördert. (Text: Pressestelle der Stadt Marburg)
Die Verleihung fand im Rahmen der 26. Bild-Kunst Kameragespräche statt, die am 30. April mit dem Film „Hannah Arendt“ (Regie: Margarethe von Trotta) eröffnet wurden und am 1. und 2. Mai fortgesetzt werden.
Weitere Informationen zum Marburger Kamerapreis und den Preisträger*innen finden sich unter www.marburger-kamerapreis.de.