20.05.2025 Wissen über Grenzen: Arabisch-islamische Philosophie und Aufklärung
Die Freiburger Philosophin Prof. Dr. Nadja Germann gibt einen Einblick in vergessene Denktraditionen bei der Christian Wolff-Vorlesung 2025
Auch außerhalb Europas hat Philosophie eine reiche Geschichte – das zeigt die Christian Wolff-Vorlesung 2025 der Philipps-Universität Marburg. Die Freiburger Philosophin Prof. Dr. Nadja Germann spricht über das philosophische Denken im arabisch-islamischen Kulturraum und über unsere westlich geprägten Vorstellungen von Aufklärung. Der Vortrag findet statt
am Donnerstag, 22. Mai 2025, um 20 Uhr s.t.
in der Aula der Alten Universität, Lahntor 3, 35037 Marburg.
Arabisch-islamische Philosophie? Während die Leistungen arabischer Mediziner im Mittelalter weithin anerkannt sind, bleibt die Philosophie des arabisch-islamischen Kulturraums in der öffentlichen Wahrnehmung oft ausgeblendet. Namen wie Avicenna, Averroes oder al-Ghazālī sind zwar bekannt, gelten jedoch als Figuren einer fernen Vergangenheit. Seither, so das verbreitete Narrativ, habe die Philosophie im „Orient“ stagniert – im Gegensatz zur europäischen Aufklärung mit Vertretern wie Christian Wolff, Immanuel Kant oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
Prof. Dr. Nadja Germann widerspricht dieser Sichtweise. In ihrer Vorlesung beleuchtet sie nicht nur, innerhalb welcher Grenzen arabisch-islamische Denker*innen über Wissen, Wissenschaft und Aufklärung nachgedacht haben – sie fragt auch, was unsere Wahrnehmung dieser Traditionen über unser eigenes Verständnis von Wissen verrät. Dabei steht die Reflexion über die Grenzen unseres Wissens und unserer Narrative im Zentrum: Was wissen „wir“ eigentlich über die arabisch-islamische Kultur – und warum wissen wir es?
Nadja Germann ist Professorin für arabische Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihre interdisziplinären Forschungsarbeiten verbinden Philosophiegeschichte, Sprachreflexion und Kulturwissenschaft. Sie engagiert sich für eine dezentrierte Sicht auf die Philosophiegeschichte, die eurozentrische Perspektiven hinterfragt und transkulturelle Denkwege sichtbar macht.
Die Vorlesung richtet sich an Wissenschaftler*innen, Philosoph*innen und die interessierte Öffentlichkeit. Die Christian Wolff-Vorlesung, benannt nach dem Philosophen Christian Wolff, der von 1723 bis 1740 in Marburg lehrte, widmet sich den Ideen der Aufklärung und ihren aktuellen Fortsetzungen. Sie wurde 1999 ins Leben gerufen und zählt heute zu den profilbildenden Veranstaltungen des Fachs Philosophie an der Philipps-Universität Marburg.
Kontakt
Prof. Dr. Alexander Becker
Tel.: 06421 28-21340
Mail: alexander.becker@staff.uni-marburg.de
Institut für Philosophie
Philipps-Universität Marburg