01.12.2025 Das Kunstgebäude zum Anfassen
Museumsfreunde übergeben Bronze-Tastmodell an die Philipps-Universität Marburg
Ein bedeutendes Gebäude ganz neu erleben – das ermöglicht seit Kurzem ein Bronze-Tastmodell des Kunstgebäudes in der Biegenstraße, das nun gut sichtbar links neben der Eingangstreppe des Kunstmuseums steht. Initiiert und vollständig finanziert wurde das Projekt von den Freunden des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Marburg e. V., die damit einen lang gehegten Wunsch aus ihrer Mitgliedschaft verwirklicht haben.
Im Rahmen einer kleinen Enthüllungszeremonie übergaben die Museumsfreunde das Tastmodell am vergangenen Freitag feierlich an den Präsidenten der Philipps-Universität, Prof. Dr. Thomas Nauss. Das Modell gilt als vorgezogenes Geschenk für ein Doppeljubiläum: 2027 wird die Universität 500 Jahre alt, und das im Marburger Sprachgebrauch auch „Universitätsmuseum“ genannte Gebäude feiert seinen 100. Geburtstag.
Das 1927 nach Entwürfen des Architekten Hubert Lütcke errichtete Kunstgebäude prägt seit fast einem Jahrhundert das kulturelle Leben Marburgs. Als bedeutender Bildungsbau der Weimarer Republik beherbergt es bis heute kunst- und kulturwissenschaftliche Institute sowie das Kunstmuseum Marburg.
Mit dem neuen Tastmodell wird die außergewöhnliche Architektur des Hauses erstmals „begreifbar“ für alle Besucherinnen und Besucher, besonders aber für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Das detailreiche Modell lädt dazu ein, die Architektur des Hauses zu ertasten und zu erkunden. Damit knüpfen die Museumsfreunde an ihr erfolgreiches Projekt „Museum für alle“ an und zeigen wie Barrierefreiheit, haptische Zugänglichkeit und kulturelle Vermittlung zusammenwirken können.
Für die Umsetzung dieses anspruchsvollen Projekts konnten die Museumsfreunde auf fachkundige Unterstützung zählen. Heekyung Reimann modellierte das digitale, dreidimensionale Objekt des Kunstgebäudes in einer 3D-Software, während Carsten Reimann aus diesen Daten im 3D-Druckverfahren das „Urmodell“ erstellte. Mit höchster Präzision widmeten sich beide jedem noch so feinen Detail, von der Fassadengliederung über die Zacken-Fenstergitter bis zum Innenhof mit seinem Art déco-Brunnen. Sie schufen so eine Miniatur, die die Architektur des Hauses in all ihren Besonderheiten erfahrbar macht. Die Kunstgießerei Pfeiffer setzte den Bronzeguss um, während der Steinmetzbetrieb Trautmann den Basaltsockel fertigte, auf dem das Modell nun ruht.
Bei der Enthüllung erläutere Dr. Catharina Graepler, Vorsitzende der Museumsfreunde, die Entstehung des Projekts. Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss würdigte die Bedeutung des Tastmodells als „ein sichtbares Zeichen gelebter Barrierefreiheit - und auch als starkes politische Signal gegen Ausgrenzung und Gewalt“. Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich mit diesem Modell das Kunstgebäude in die Reihe der historischen, das Stadtbild Marburgs prägenden Bauwerke einreiht. Der Sockel aus Vulkangestein stehe zudem für die Kraft von Kunst und Kultur, die sich stets den Weg bahnt.
Kontakt
Dr. Christoph Otterbeck
Tel.: 06421 28-22352
Mail: otterbeck@uni-marburg.de
Direktor
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Philipps-Universität Marburg