01.12.2025 Forschungsneubau des Hochsicherheitslabors feiert Richtfest
Neubau der Universität für Marburg Centre for Epidemic Preparedness nimmt Form an
Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums der Finanzen
An der Philipps-Universität Marburg nimmt derzeit ein besonderes Gebäude Form an: Mit dem Forschungsneubau für das Hochsicherheitslabor des Marburg Centre for Epidemic Preparedness (MCEP) entsteht am Campus Lahnberge ein Labor der höchsten Sicherheitsklasse. Der Neubau wird ein bestehendes Hochsicherheitslabor vor Ort ergänzen und soll der weiteren Erforschung lebensbedrohlicher Erreger dienen, um auf zukünftige Ausbrüche noch besser vorbereitet zu sein. Am Montag, 1. Dezember 2025, wurde das Richtfest für den Laborneubau gefeiert.
Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz sagte: „Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell sich in einer globalisierten Welt hochgefährliche Krankheitserreger ausbreiten können. Nicht nur deshalb ist es absolut sinnvoll, dass das Land gemeinsam mit dem Bund in ihre Erforschung investiert. Hessen steuert rund 26 Millionen Euro aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA zu den Gesamtkosten des Hochsicherheitslabors von mehr als 50 Millionen Euro für Bau und Erstausstattung bei. Knapp 60.000 Euro kostet der Quadratmeter Nutzfläche, was die hohe technische Komplexität des Neubaus widerspiegelt. Er ermöglicht zudem die Verstärkung der Spitzenforschung im Fachbereich Virologie, denn die Kapazitäten des bestehenden Hochsicherheitslabors sind erschöpft, und das Gebäude ist in die Jahre gekommen.“
Wissenschaftsminister Timon Gremmels betonte: „Der beeindruckende Rohbau des neuen Forschungsgebäudes zeigt bereits deutlich, welche Bedeutung dieses Projekt für die Zukunft der Gesundheitsforschung in Hessen haben wird. Das Vorhaben ist ein entscheidender Meilenstein für die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Landschaft und ein klares Bekenntnis zur Stärkung der Forschung in Hessen. Die Philipps-Universität Marburg darf sich auf einen Neubau mit modernster technischer Ausstattung und höchster Funktionalität freuen. Die herausragenden Leistungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – nicht nur in der Virologie – haben maßgeblich dazu beigetragen, die begehrte Bundesförderung zu erhalten. Denn gefördert werden ausschließlich Vorhaben von besonderer wissenschaftlicher Qualität und überregionaler Bedeutung. Mit den neuen Laborflächen erhalten die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Virologie auch künftig optimale Bedingungen auf internationalem Spitzenniveau. Die Marburger Virologie, bereits heute deutschlandweit führend, wird dank des neuen BSL-4-Laborgebäudes langfristig exzellente Forschung ermöglichen."
Der Präsident der Philipps-Universität Marburg, Professor Dr. Thomas Nauss, bekräftigte: „Marburg ist ein zentraler Standort in Deutschland für Forschung an hochpathogenen Viren. Als einzige Universität in Deutschland mit einem Hochsicherheitslabor erforschen wir hier die gefährlichsten Viren, um Menschenleben zu retten. Deshalb ist die Marburger Virologie gemeinsam mit der medizinischen Mikrobiologie auch federführend am European Vaccines Hub (EVH), einem europaweiten Projekt zur Pandemie-Readiness, beteiligt.“
Und Petra Zellner, Vertreterin des Direktors des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), sagte: „Erneut realisieren wir am Standort Marburg gemeinsam mit der Universität ein Hochsicherheitslabor der Schutzstufe 4 – ein Projekt, das besondere Anforderungen an Sicherheit und Technik stellt. Im Zentrum steht ein hermetisch abgeschlossener, virenundurchlässiger Containment-Bereich – ein ‚Haus im Haus‘. Hier forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Schutzanzügen, umgeben von redundanten Systemen, die auch im Havariefall zuverlässig funktionieren. Jeder Aspekt der Architektur und Technik ist darauf ausgerichtet, Schutz für Mensch und Umwelt zu bieten – und schafft damit beste Voraussetzungen für die Marburger Virenforschung auf höchstem Niveau.“
Fragen und Antworten zum Hochsicherheitslabor (BSL4-Labor)
Was zeichnet das entstehende Hochsicherheitslabor aus?
Der Neubau ist als freistehendes Gebäude geplant, das in sich eigenständig funktioniert und direkt an das bestehende Hochsicherheitslabor über einen dreigeschossigen Verbindungsbau angeschlossen ist. Das Dach sowie die Ost- und Süd-Fassade werden mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet. Damit kann voraussichtlich ein Viertel des zukünftigen jährlichen Strombedarfs gedeckt werden.
Welche Anforderungen an Technik und Sicherheit muss der Forschungsneubau erfüllen?
Der Neubau wird die Anforderungen der höchsten Sicherheitsstufe BSL-4 erfüllen. BSL ist die Abkürzung für biologische Schutzstufe (Englisch: biosafety level). Er folgt dem Prinzip der „Haus-im-Haus“-Bauweise: Innerhalb des Gebäudes wird ein vollständig abgeschlossener, hochsicherer Laborbereich errichtet, der physisch und technisch vom Rest des Gebäudes getrennt ist. Der gesamte Laborbereich wird zudem permanent unter Unterdruck gehalten, sodass im Falle einer Undichtigkeit Luft von außen nach innen gesogen wird, nicht umgekehrt. So wird verhindert, dass kontaminierte Luft nach außen entweicht. Alle kritischen Systeme wie Strom, Lüftung und Sicherheit sind zudem überzählig ausgelegt, um Ausfälle zu vermeiden.
Wann wird der Neubau voraussichtlich bezogen?
2027 soll der Neubau planmäßig in Betrieb gehen – genau 60 Jahre nach der Entdeckung des Marburg-Virus und 500 Jahre nach der Gründung der Philipps-Universität.
Was wird aus dem bestehenden Hochsicherheitslabor?
Das bestehende Hochsicherheitslabor war das erste biomedizinische Labor in Deutschland, das in der höchsten Sicherheitsstufe BSL-4 zugelassen wurde, und das bislang einzige, das von einer Universität betrieben wird. Nach Inbetriebnahme des Neubaus ist seitens der Universität eine Sanierung angestrebt.