02.10.2025 Frieden und Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter gestalten
Konferenz und Herbsttagung der europäischen Hochschulallianz EUPeace in Pilsen (Tschechien)

Wie gestalten wir eine gerechte und friedliche Welt im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz? Mit dieser drängenden Zukunftsfrage beschäftigte sich die diesjährige Konferenz der europäischen Hochschulallianz EUPeace. Vom 22. bis 25. September 2025 trafen sich an der Westböhmischen Universität (UWB) in Pilsen (Tschechien) führende Köpfe der Allianzuniversitäten und weiterer Hochschulen mit Interessenverter*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um über die Chancen und Risiken von KI für globale Gerechtigkeit, Frieden und Inklusion zu diskutieren.
Im Fokus der Konferenz standen zentrale Menschheitsthemen: soziale Ungleichheit, Migration, Menschenrechte, Klimawandel und der Zugang zu inklusiver Gesundheitsversorgung – und wie diese Herausforderungen im Zeitalter intelligenter Technologien neu gedacht werden müssen. Besonders deutlich wurde: KI ist nicht nur eine technologische Frage, sondern eine ethische und gesellschaftspolitische Herausforderung.
Die Philipps-Universität Marburg als federführende Hochschule innerhalb der EUPeace-Allianz, spielte in Pilsen eine Schlüsselrolle: Eine hochrangige Delegation unter Leitung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Evelyn Korn reiste nach Tschechien, um ihre Expertise in die Debatten einzubringen und die strategische Entwicklung der Allianz zu gestalten. Korn, die zugleich den Vorsitz des EUPeace Governing Board innehat, war nicht nur Mitgastgeberin der Herbsttagung, sondern auch treibende Kraft in der gleichzeitig stattfindenden EUPeace-Herbsttagung. Diese markierte einen weiteren Meilenstein in der europäischen Hochschulzusammenarbeit: Die zentralen Gremien der Allianz kamen zusammen, um Weichen für die kommenden Jahre zu stellen – mit starker Marburger Handschrift.
EUPeace-Konferenz
Im Zentrum der dreitätigen Konferenz „Advancing Justice, Peace, and Inclusiveness in Times of AI“ stand der interdisziplinäre Austausch zu Potenzialen, Risiken und Gestaltungsräumen der KI in einer globalen Welt. Zum Auftakt gaben Lukáš Benzl, Präsident des Tschechischen KI-Verbands (CAAI), und Miloslav Konopík, Informatik-Forscher an der UWB, Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der KI-Forschung in Tschechien – von der technischen Innovation bis zu gesellschaftlichen Anwendungen. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde kontrovers diskutiert, welche Chancen und Herausforderungen KI für Bildung, Gesellschaft und Politik birgt. Darunter Fragen wie: Wie verändert KI das Lernen und Lehren an Hochschulen? Welche sprachlichen Bilder prägen unser Verständnis von künstlicher Intelligenz? Und wie kann KI so gestaltet werden, dass sie allen zugänglich ist – nicht nur den technisch Versierten oder wirtschaftlich Privilegierten?
Der zweite Konferenztag war den EUPeace Research Hubs gewidmet. Dabei präsentierten Forschende aktuelle Arbeiten zu Themen wie Sicherheit und Konflikttransformation, Klimagerechtigkeit, Migration und Menschenrechte sowie inklusiver Gesundheit – stets mit Blick auf die Rolle, die KI in diesen Feldern spielt. Die Beiträge reichten von theoretischen Reflexionen bis hin zu praxisnahen Fallstudien und machten deutlich, dass Wissenschaft einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung einer gerechteren und inklusiveren Zukunft leisten kann. Der dritte Tag schließlich öffnete neue Räume für kreative und interdisziplinäre Zugänge. In den sogenannten Creative Spaces traf Wissenschaft auf Kunst, Praxis und Zivilgesellschaft. In interaktiven Formaten wurden u. a. Erinnerungskulturen nach dem Bosnienkrieg beleuchtet, Möglichkeiten der Vermittlung von Klimagerechtigkeit ausgelotet und digitale Werkzeuge für Frauengesundheit entwickelt. Die vielfältigen Beiträge zeigten eindrücklich, wie transdisziplinäre Zusammenarbeit dazu beitragen kann, die komplexen Wechselwirkungen zwischen KI, Frieden, Gerechtigkeit und Inklusion nicht nur zu analysieren, sondern auch erfahrbar zu machen.
EUPeace-Herbsttagung
Parallel zur EUPeace-Konferenz kamen in Pilsen auch die zentralen Leitungsgremien der Allianz zusammen – darunter das Governing Board und das Education Board. Im Governing Board sind die Spitzen der neun Partneruniversitäten vertreten. Sie zogen eine Zwischenbilanz zur ersten Hälfte der EU-Förderlaufzeit. Mit der Bewilligung von Projekten im EUPeace-Funds stärkt die Allianz die Zusammenarbeit.
Petra, Kienle, Leiterin des Dezernats für Internationale Angelegenheiten der Universität Marburg und Chief Development Officer der EUPeace Allianz resümiert: „Die Entwicklung von EUPeace in den vergangenen zwei Jahren ist bemerkenswert: In kürzester Zeit sind wir zu einer starken Allianz zusammengewachsen. Die Konferenz zeigt eindrucksvoll, welches akademische Potenzial in dieser Zusammenarbeit steckt – und wie wir gemeinsam den europäischen Bildungsraum prägen. Besonders inspirierend ist zu erleben, wie wir in Forschung, Lehre und Verwaltung Hürden überwinden und als vernetzte Allianz weiter an Stärke gewinnen.“
Das EUPeace Education Board, in dem die Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten für Studium und Lehre der Allianzuniversitäten vertreten sind, widmete sich intensiv dem neuen europäischen Studienangebot European Track. Studierende der neun EUPeace-Partneruniversitäten können das interdisziplinäre Studienangebot ab dem nun beginnenden Wintersemester 2025/2026 sowohl in virtuellen als auch in Präsenzveranstaltungen wahrnehmen.
EUPeace –die europäische Hochschulallianz für Frieden, Gerechtigkeit und inklusive Gesellschaften

EUPeace besteht aus neun Institutionen in sieben über Europa verteilten Ländern. Die Mission der Hochschulallianz ist es, Menschen Fähigkeiten, Wissen und Erfahrung zu vermitteln, um Frieden, Gerechtigkeit und inklusive Gesellschaften zu gestalten. Die Hochschulallianz umfasst alle Wissenschaften und Fachgebiete, von den Geistes- und Sozialwissenschaften über die Natur- und Lebenswissenschaften bis hin zum Ingenieurwesen und basiert auf drei Hauptzielen: EUPeace als gelebter Bestandteil des Lehrplans und Rahmen für studentische Erfahrungen zur Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und inklusiven Gesellschaften; EUPeace als Raum für interdisziplinäre internationale Forschung mit starker gesellschaftlicher Wirkung; EUPeace als dauerhafter gemeinsamer Weg für die Partnerinstitutionen.
Mitgliedsuniversitäten von EUPeace: Philipps-Universität Marburg (Deutschland), Justus-Liebig-Universität Gießen (Deutschland), Université de Limoges (Frankreich), Università della Calabria (Italien), Universidad Pontificia Comillas (Spanien), Západočeská univerzita v Plzni (Tschechien), Sveučilište u Mostaru (Bosnien und Herzegowina), Çukurova Üniversitesi (Türkei), Univerzitet u Sarajevu (Bosnien und Herzegowina).
Die wiederaufgebaute Brücke von Mostar findet sich im Logo von EUPeace wieder und steht sinnbildlich für die Kraft des Dialogs, der Konflikte überwinden kann. EUPeace ist ko-finanziert durch die Europäische Union.
Weitere Informationen www.eupeace.eu/