06.10.2025 Afrikas vergessene Industriegeschichte im Fokus
Die Wirtschaftshistorikerin Marie Huber gewinnt ERC Starting Grant
Wie haben Fabriken das Leben in Afrika verändert? Diese bisher kaum erforschte Frage steht im Mittelpunkt des neuen Forschungsprojekts, das Dr. Marie Huber, Forscherin an der Universität Marburg und am Centre Marc Bloch, ab September 2026 leiten wird. Die Europäische Union fördert das ambitionierte Vorhaben über fünf Jahre mit 1,5 Millionen Euro im Rahmen des kompetitiven Starting Grant des European Research Council (ERC) – dem höchstdotierten Einzelstipendium für Nachwuchsforschende in Europa.
Hubers Forschungsprojekt „Manufacturing Modernity in Africa“ (MAGIC) untersucht erstmals systematisch die Langzeitgeschichte von Schuhfabriken des multinationalen Unternehmens Bata in Kenia, Malawi und Simbabwe von den 1940er Jahren bis in die 2000er Jahre. Die Schuhfabriken in Limuru, Blantyre und Gweru entstanden während der späten Kolonialzeit und produzierten über Jahrzehnte hinweg – doch ihre konkrete Wirkung auf Menschen und Gesellschaften vor Ort blieb bisher unerforscht. Mit ihrer Forschung, die in neuer Weise historische Anthropologie, Globalgeschichte und quantitative Wirtschaftsanalyse verbindet, will Huber explizit das klischeebehaftete Bild des afrikanischen Kontinents aufbrechen: „Bei Afrika und Wirtschaft denken viele nur an Rohstoffe; Kakao, Kaffee, Gold. Dabei waren Fabriken für Konsumgüter und die neuen Waren, die ab den 1940er und 1950er Jahren in vielen Ländern verfügbar waren, viel prägender für den Alltag vieler Menschen und die Veränderungen, die mit der Industrialisierung und Modernisierung eintraten."
„Wir freuen uns sehr mit und für Marie Huber. Dieser große Erfolg ist eine besondere Auszeichnung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Wir freuen uns aber auch, dass mit diesem Projekt die Globalgeschichte und afrikanische Geschichte am Centre Marc Bloch noch stärker verankert und sichtbar wird“, sagt Esther Möller, stellvertretende Direktorin des Centre Marc Bloch.
Dr. Marie Huber leitete für vier Jahre ein DFG-gefördertes Projekt zur Geschichte der Luftfahrt in Afrika, seit 2023 forscht sie an der Universität Marburg in einem Projekt zu Außenwirtschaft und Sicherheit, insbesondere zu deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit postkolonialen Ländern im Rahmen des SFB/TRR 138 „Dynamiken der Sicherheit“. Derzeit ist sie außerdem Research Fellow am renommierten Smithsonian National Air and Space Museum in Washington DC und assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch. Huber begann ihre akademische Laufbahn jung und gründete früh eine Familie. Mit ihrer Arbeit beleuchtet sie wenig beachtete Themen und trägt zu einem ausgewogeneren Bild der Globalgeschichte bei.
Quelle: Pressemitteilung des Centre Marc Bloch, Berlin
Kontakt
Dr. Marie Huber
Tel.: 06421 28-24594
Mail: marie.huber@uni-marburg.de
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Philipps-Universität Marburg