25.11.2025 Künstlerin Susanna Hertrich zeigt „Crystalline Cosmologies. Unruhige Anordnungen“

Sonderausstellung im Kunstmuseum und Mineralogischen Museum bis Februar/April 2026

Mensch beugt sich über eine technische Anordnung
Foto: Imogen Grönninger
Die Künstlerin Susanna Hertrich präsentiert ihre Ausstellung in gleich zwei Museen.

Mit Crystalline Cosmologies präsentieren das Kunstmuseum und das Mineralogische Museum seit dieser Woche eine gemeinsame Ausstellung der Künstlerin Susanna Hertrich. Auf zwei Orte verteilt, im Landgrafenschloss (Kleiner Rittersaal) und im Foyer des Kunstmuseums entfaltet sich eine Werkschau, die künstlerische Forschung, spekulative Technologie und wissenschaftliche Denkmodelle miteinander verknüpft. „Crystalline Cosmologies macht sichtbar, dass Kunst und Wissenschaft kein Gegensatz sind, sondern unterschiedliche Werkzeuge, um die Welt zu verstehen – und neu zu denken“, sagt Dr. Christoph Otterbeck, Leiter beider Museen im Schloss und in der Biegenstraße.

Im Schloss zeigt Hertrich unter anderem neue Arbeiten, die sich mit Zeitkristallen befassen – quantenphysikalischen Zuständen, in denen Materie eine zeitliche Ordnung bildet, ohne Energie zu verbrauchen. Die Künstlerin entwickelt daraus ästhetische Modelle für Phänomene, die unserer Wahrnehmung entzogen bleiben und sich gängigen Kategorien entziehen.

Zwischen spekulativer Zukunft und materieller Geschichte entsteht ein Raum, in dem poetische Präzision und wissenschaftliche Forschungslogik aufeinandertreffen. „Hertrichs Arbeiten fungieren hier nicht als Illustrationen von Forschung, sondern als offene Versuchsanordnungen: unruhige, verschiebende Denkfiguren, die neue Arten des Wissens sichtbar machen“, sagt Dr. Isabel Balzer, die beide Ausstellungen kuratiert hat. Die Präsentation wird durch Objekte aus den universitären Mineralien- und physikalischen Sammlungen erweitert.

Künstlerisches Forschungsprojekt zu imaginierten Signalwelten

Im Kunstmuseum steht die Präsentation des künstlerischen Forschungsprojekts SENSORIUM OF ANIMALS im Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist der Elefantenrüsselfisch (Gnathonemus petersii), der seine Umwelt über selbst erzeugte elektromagnetische Felder wahrnimmt. Hertrich verwebt dieses besondere Sinnesvermögen mit den immateriellen Signalwelten unserer technologischen Gegenwart – Wi-Fi, Bluetooth, RFID. In einem „imaginären Labor“ aus Prototypen, Skizzen, Filmen, Werkzeugen und Quellen entfaltet sich diese Forschung als Prozess. Das Projekt stellt eine spekulative Frage: Wie würde sich unsere Gesellschaft verändern, wenn Menschen unsichtbare elektromagnetische Felder wahrnehmen könnten? Das Forschungsprojekt entstand gemeinsam mit dem Medienwissenschaftler Shintaro Miyazaki am Critical Media Lab der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (FHNW) und wurde vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert.

Weitere Informationen
Die Sonderausstellung „Susanna Hertrich – Crystalline Cosmologies. Unruhige Anordnungen“ ist vom 21. November 2025 bis 15. Februar 2026 im Kunstmuseum Marburg und vom 21. November 2025 bis 19. April 2026 im Landgrafenschloss Marburg zu sehen.

Zur Künstlerin
Susanna Hertrich wurde in Paris geboren und lebt in Berlin. Ihre international gezeigten Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst und Techno-Wissenschaft und untersuchen das Zusammenspiel von Mensch, Technologie und Umwelt. Hertrichs Projekte wurden unter anderem in der Triennale Milano, dem Vitra Design Museum und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin gezeigt. Sie erhielt zahlreiche Förderungen und Residenzen, unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes und dem Goethe-Institut, und kooperierte mit Forschungslaboren wie dem Critical Media Lab Basel. 2021/22 erschien ihr Buch „Following the Elephant-nosed Fish. Reimagining our Sensorium“, basierend auf dem Forschungsprojekt „Sensorium of Animals“. www.susannahertrich.com 

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