Hauptinhalt
"Der vergessene Holocaust?" Erinnern und Geschichtspolitik am Beispiel des chinesischen Nanjing Memorials
Veranstaltungsdaten
17. Juni 2024 10:15 – 17. Juni 2024 11:15
Termin herunterladen (.ics)
online über Big Blue Button
Der Vortrag findet im digtialen Raum statt.
Abstract
An was wird erinnert, wenn nicht die Shoah den Grundpfeiler des Geschichts- und Politikverständnisses bzw. der Erinnerungskultur eines Landes oder einer Region darstellt? Dieser Frage gehen wir als Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte im Loewe geförderten Projekt „Aus welchen Katastrophen lernen?“ nach.
In diesem Vortrag wird Ezra Kücken über einen Forschungsaufenthalt in Nanjing, China, im März 2024 sprechen, bei dem die Gelegenheit bestand, sich näher mit dem zu beschäftigen, was im chinesischen Gedächtnis als „der vergessene Holocaust des Zweiten Weltkriegs“ verhandelt wird.
In chinesischen Gedenkstätten, Bildungseinrichtungen und sogar in der Verfassung steht die Erinnerung an das sogenannte „Jahrhundert der Demütigung“ (1839-1945) im Mittelpunkt, das als entscheidende Lehre und Rechtfertigung für eine Nation dient, die sich dem Grundsatz des "Nie wieder“ (unterdrückt und gedemütigt werden) verpflichtet fühlt, ein Deutungsmuster, das auch in Deutschland bekannt ist, allerdings hierzulande einen anderen Bezugsrahmen hat. Doch wie manifestiert sich diese Erinnerung an und die Hoffnung auf das "Nie wieder" in China?
Die japanische Invasion Chinas und der daraus resultierende sogenannte "Widerstandskrieg gegen Japan" (1937-1945) bilden die wesentlichen und politisch bedeutsamsten Aspekte der chinesischen Erinnerungskultur, wobei das Nanjing-Massaker als repräsentatives Ereignis und Erinnerungsobjekt dient. Im Rahmen des China-Kollegs der Studienstiftung des deutschen Volkes hatte Ezra Kücken die Gelegenheit, die Nanjing Memorial Hall zu besuchen, die sowohl als Gedenkstätte als auch als Museum fungiert. Dieser Vortrag widmet sich der zunächst der historischen Kontextualisierung des Nanjing-Massakers und seiner Bedeutung für die chinesische Geschichte, um dann eine Analyse der Praxis der musealen Darstellung und Aufarbeitung des Ereignisses vorzunehmen. Dabei wollen wir im Sinne der Theorien der Globalgeschichte und des multidirektionalen Erinnerns sowohl die erinnerungspolitischen als auch bilateralen Implikationen der offiziellen Erinnerungsnarrative Chinas reflektieren und diskutieren.
Veranstalter
Didaktik der Geschichte