Hauptinhalt

Friedensprozesse und Konfliktlösungsstrategien im sozialen Nahraum

Im Rahmen des Promotionsvorhabens sollen Friedensprozesse und Konfliktlösungsstrategien im sozialen Nahraum untersucht werden. Anhand von Kirchengerichtsakten aus der Diözese York („The Cause Papers of the Diocese of York“ - 1300-1858) soll die Rolle der Nachbarschaft in Konflikten genauer in den Blick genommen werden. Am Beispiel des frühneuzeitlichen Englands soll exemplarisch das individuelle und kollektive Agieren von Nachbarn in den Prozessen der Friedensvermittlung analysiert werden, um zu untersuchen, welche Bedeutung der Nachbarschaft und dem sozialen Nahraum in der Lösung von Konflikten und somit im Wahren und Wiederherstellen des Friedens auf lokaler Ebene zukam. Denn Nachbarn waren sowohl im Entstehen als auch in der Beilegung von Konflikten innerhalb der nachbarschaftlichen Gemeinschaft als Akteure involviert. Aus den Kirchengerichtsakten wird ersichtlich, dass diese nachbarschaftliche Konfliktlösung sowohl unter Einbeziehung der staatlich-juristischen Instanzen, als auch auf außergerichtlichem, also auf infrajustiziellem Wege durch das Agieren des sozialen Nahraums stattfand. In der Forschung wurde der Zusammenhang von Nachbarschaft und gesellschaftlichem Frieden lange Zeit primär als Instrument der sozialen Kontrolle, beziehungsweise der Sozialdisziplinierung von kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten betrachtet. In diesem Projekt soll dieser Ansatz durch den Blick „von Unten“ gegen gelesen werden, um zu untersuchen, wie gesellschaftlicher Frieden innerhalb der nachbarschaftlichen Gemeinschaft verstanden, ausgehandelt und (wieder)hergestellt wurde.