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Lehr- und Forschungsprojekt VEO: Erweiterung der Interaktions- und Reflexionskompetenz durch videobasierte, kollaborative Analyse mit dem Tool VEO

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Unterrichtliche Interaktion und lernerseitige Partizipation gelten in der sprachdidaktischen Forschung als zentrale Erwerbsfaktoren. Um Lehr- und Lernprozesse im Klassenraum partizipationsfördernd zu gestalten, bedarf es seitens der Lehrkräfte hervorragend ausgebildeter interaktionaler Kompetenzen, die sich auf die konkrete Gestaltung sprachlicher Handlungen innerhalb des Unterrichts beziehen. Videobasierte Kasuistik bietet die Möglichkeit, spezifische unterrichtliche Interaktionssituationen fokussiert und forschungsbasiert zu analysieren. Die Arbeit mit authentischen Unterrichtssequenzen in der Lehrkräftebildung überwindet die oft wahrgenommene Kluft zwischen Theorie und Praxis besonders gut und ermöglicht den Aufbau von professional vision.

Das Ziel des AG-übergreifenden Marburger Projekts „Erweiterung der Interaktions- und Reflexionskompetenz durch videobasierte, kollaborative Analyse mit dem Tool VEO“ ist die Professionalisierung der angehenden Lehrkräfte in den Studiengängen MA Deutsch als Fremdsprache, Lehramt Deutsch als Fremdsprache, Lehramt Deutsch und Sprechwissenschaft durch unterschiedliche Formate des evidenz-basierten und forschenden Lernens durch die kollaborative, annotationsbasierte Analyse von authentischen, videografierten Interaktionsdaten. Dabei wird einerseits der Anwendungsbezug gesprächsanalytischer Methoden in der Fachdidaktik gestärkt und andererseits die innovative, digitale und kollaborative Auseinandersetzung im Modus des forschenden Lernens sowie die professionelle Unterrichtswahrnehmung gefördert, die über methodisches Rezeptwissen hinausgeht und analytisch‐reflexiv mit der Kontingenz unterrichtlicher Interaktionsprozesse umgeht. Handlungsleitend sind für uns folgende Fragen:

  • Wie kann ein interaktionslinguistischer Beitrag zum Aufbau einer professional vision (nach Goodwin) geleistet werden?
  • Wie können Beobachtungs- und Analysekompetenz für Unterrichtsinteraktionsprozesse optimiert werden?
  • Welche Methoden erweisen sich dafür als zielführend?

Fokussiert wird dieser gemeinsame Gegenstand aus linguistisch‐gesprächsanalytischer, sprechwissenschaftlicher Perspektive und mit Blick auf die erwerbsförderlichen Potenziale der Unterrichtsinteraktion sowie die didaktische Umsetzung in verschiedenen Unterrichtskontexten (Deutsch als L1, L2, L3). Anhand unterschiedlicher authentischer Daten von Unterrichtsvideos sowie Analyse- und Zielperspektiven wird videobasierte Kasuistik als Lehr-Lern-Format in den beteiligten Studiengängen fest implementiert. Bearbeitet werden Formen, Funktionen und Wirkungen mündlich‐multimodaler Interaktion in verschiedenen Kontexten wie beispielsweise Unterricht mit einem mikroskopischen Blick auf Sprache in Interaktion. Um kasuistisches Arbeiten digital zu unterstützen und zugleich forschungsmethodisch adäquat zu arbeiten, wird seminarübergreifend das digitale Tool VEO (video enhanced observation, https://veo.co.uk) eingesetzt, da dieses Tool die interaktive und kollaborative Fallarbeit in den Seminaren ermöglicht und die für eine erfolgreiche Fallarbeit notwendigen Funktionen bietet (z.B. Seedhouse 2021). Dabei arbeiten die Studierenden in professionellen Lerngemeinschaften interdisziplinär zusammen, tauschen sich aus unterschiedlichen Perspektiven über die unterrichtlichen Interaktionsprozesse aus und erwerben dadurch bereits im Studium wichtige teambezogene Kompetenzen für die zukünftige kollegiale Zusammenarbeit im Beruf. Der kooperative Umgang mit Videodaten ermöglicht die Verknüpfung einer methodischen mit einer technologischen Innovation. Der Einsatz des Tools VEO wird dabei durchgängig evaluiert und reflexionsorientiert begleitet.

Stimme der Studierenden 

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  • Seminare

    Das digitale Tool VEO wird in folgenden Lehrveranstaltungen und Studiengängen eingesetzt, die von der AG Sprechwissenschaft sowie der AG DaFZ angeboten werden:

    Lehramt DaFZ (Drittfach): Module „Unterrichtskommunikation“ und im „PraxisLab DaFZ“  

    Master DaF: Module „Unterrichtskommunikation“, „Unterrichtsforschung“ und „Praktikum“

    Lehramt an Gymnasien, Studienfach Deutsch: SE „Vertiefungsseminar Didaktik der Mündlichkeit: Mündlichkeit als Lerngegenstand und Lernmedium“

    BA Sprache und Kommunikation: SE „Einführung in die Gesprächsanalyse“

    MA Sprechwissenschaft und Phonetik: SE „Rhetorische Analyse: Anschaulichkeit – multimodal, multimedia, rhetorisch“  

  • Publikationen

    Lazovic, Milica (2023): Going beyond E+. Dimensionen der Empathie in der Unterrichtskommunikation. Ein Beitrag zur Modellierung der Interaktionskompetenz in der Fremdsprachenlehrerausbildung. In: Zeitschrift für Interaktionsforschung für DaF/Z. (PDF)

    Schwarze, Cordula (2023): Gespräche im Seminar über mündliche Rhetorik: Gesprächsanalytische Ergebnisse und hochschuldidaktische Potenziale. In: k:ON - Kölner Online Journal für Lehrer*innenbildung, Sonderausgabe 3, 66-93; Open Access (PDF)

    Siebold, Kathrin / Aguado, Karin (2022): „Lehrendenfragen und ihr interaktives Wirkungspotenzial im inhaltsorientierten DaF-Unterricht.“ In: Schaar, Torsten et al. (eds.): DaF/DaZ: Gegenwärtige Tendenzen in Forschung und Lehre. Münster: LIT Verlag, Reihe: Transkulturelle Kommunikation, 141-171.

    Siebold, Kathrin/ Glosemeyer, Quentin/ Xu, Hang (2021): „Pseudoverständnissicherung.“ Zeitschrift für Interaktionsforschung in DaFZ 1(1), 133-136. (PDF)

    Siebold, Kathrin / Obornik, Leandra (2023): "Videobasierte Fallarbeit zur Anbahnung unterrichtlicher Interaktionskompetenz in der Ausbildung von DaFZ-Lehrkräften". Info DaF 50 (4), 396–417. (PDF)

  • Projektteam

    Prof. Dr. Kathrin Siebold
    Vertr.-Prof. Dr. Cordula Schwarze
    Dr. phil. Milica Lazovic
    Leandra Obornik (von 1/2023 bis 2/2024)
    Insa Johanna Woldt (von 4/2023 bis 4/2024) – Studentische Hilfskraft (gefördert durch QSL-Mittel des ZFL)
    N.N. – Tutorin (gefördert durch QSL-Mittel des IGS)

  • Förderung

    1/2023 – 12/2023 - gefördert durch QSL-Mittel des Zentrums für Lehrkräftebildung
    1/2024 – 12/2024 - gefördert durch QSL-Mittel des Instituts für Germanistische Linguistik