Hauptinhalt

Museum

Foto: commons.wikimedia.org
Der Saalbau der Museumsgesellschaft in der Junghofstraße

Von Sabine Henze-Döhring

Das Museum ist eine Institution, die auf kulturelles Engagement in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruches zurückzuführen ist, als Frankfurt seinen Status als freie Stadt verloren hatte, 1806 zum Rheinbund, seit 1810 zum Großherzogtum gehörte. Carl Theodor von Dalberg stand ihm als Fürstprimas beziehungsweise als Großherzog vor (bis 1813). Das Museum wurde 1808 als Verein auf Initiative von Niklas Vogt (Kurator der Kunst- und Lehranstalten in Frankfurt) sowie den Architekten Clemens Wenzeslaus Coudray und Johann Friedrich Christian Hess gegründet. Dalberg war ein begeisterter Förderer dieses Vereins und stiftete ihm ein Kapital von 6000 Gulden sowie eine bedeutende Gemäldesammlung.

Der Verein hatte sich zum Ziel gesetzt, die schönen Künste und die Wissenschaft zu fördern und zu vermitteln. „Der Zweck aller Mitglieder dieser Verbindung ist, durch wechselseitigen Ideenvertrieb ärmlicher Einseitigkeit entgegenzuarbeiten, und durch Verbindung der ästhetischen Cultur mit der moralischen, die höchste Cultur der Menschheit nach Kräften zu befördern“, heißt es in der im Gründungsjahr verfassten Satzung.

Der „Sammelpunkt für Liebhaber geistiger Erhebung“, so das Vereinsziel, war ganz bewusst und intentional einer geistigen und wohl auch wirtschaftlichen Elite aus Adel und Bürgertum vorbehalten. Durch die Beschränkung der Mitgliederzahl, durch die geforderte Kunst- und Musikkennerschaft mit der Verpflichtung zum aktiven Mitwirken oder durch die Befähigung zum wissenschaftlichen Vortrag war der Kreis der Teilnehmer einerseits fest umrissen und distinkt; andererseits waren die in der Satzung verankerten Sondermitgliedschaften und die Teilnahmemöglichkeit als Gast aber auch eine Option auf Öffnung und qualitative Bereicherung des Gedankenaustauschs wie der Programmgestaltung. Die Sitzungen fanden im Regelfall von September bis Mai alle 14 Tage freitags um 18 Uhr im Saal des Gasthauses „Englischer Hof“ statt. Sie stellten satzungsgemäß ein Gemisch aus musikalischen, literarischen und wissenschaftlichen Darbietungen sowie aus Kunstbeschauungen dar.

Bei den „großen Museen“ wirkte das Orchester des 1792 eröffneten Nationaltheaters mit, das zu den besten städtischen Orchestern im deutschsprachigen Raum zählte.

Programm des "großen Museums" vom 6. Oktober 1815

Anhand des Programms des „großen Museums“ vom 6. Oktober 1815 kann man sich eine Vorstellung über den Ablauf einer solchen Veranstaltung verschaffen:

  • Kunstbeschauung Gemahlde. Zeichnungen und Kupferstiche aus allen Schulen
  • Symphonie von Haydn.
  • Arie, gesungen von Herrn Hasselt [recte: Hassel]
  • Der Mönchsrobbe in Bezug auf den an voriger Messe zu sehen gewesenen Seelowen, ein naturhistorischer Aufsatz von Candidat Pfeiffer
  • Violinconcert von D [recte: Heinrich Anton] Hoffmann.

Ab den 1830er Jahren, als das „Museum“ in das Hotel Weidenbusch umgezogen war und über einen großen Konzertsaal verfügte, öffnete sich der Verein, legte den Schwerpunkt zunehmend auf die Musik und verkaufte die Veranstaltungen im Abonnementsystem. Durch die über die Mitgliedsbeiträge, den Verkauf der Abonnements und die mäzenatischen Zuwendungen bereitstehenden Ressourcen gelang es dem Museum, seine Veranstaltungen attraktiv zu halten: mit Stars wie Wilhelmine Schröder-Devrient, Clara Wieck, Jean Joseph Bott, Jacques Rosenhain, Sigismund Thalberg, Max Hauser, Henri Vieuxtemps, aber auch mit einer spezifischen Programmgestaltung. So setzte man im Museum im Bereich Orchestermusik Schwerpunkte: Mozart, Beethoven und vor allem auch Mendelssohn Bartholdy (erstmals am 23. Febr. 1835), dessen Werke, Ouvertüren wie Symphonien, an der in dieser Zeit sich durchsetzenden Kanonbildung großen Anteil hatten. Kunstbeschauungen und Vorträge wurden nach und nach abgeschafft oder ausgegliedert. Seit 1855 waren die Programme rein musikalisch.

Foto: commons.wikimedia.org
Saalbau Frankfurt, 1890

1861 ging aus dem „Museum“ die Museums-Gesellschaft hervor, ebenfalls als Verein. Um das gestiegene Interesse der Frankfurter Bürger an Musik zu stillen, wurden die Konzerte in den neu errichteten „Saalbau“ verlegt. Er bot Platz für rund 1800 Personen. In ihm wurden die ersten Freitags- und Sonntagskonzerte (1894) gegeben, die noch bis heute fortbestehen. Seit 1880 war die Qualität und Kapazität des Frankfurter Musiklebens durch die Eröffnung der Frankfurter Oper nochmals gehoben worden. Das Orchester bespielte den Saalbau und die Oper, erlangte unter bedeutenden Dirigenten internationales Ansehen und galt als eine der führenden Institutionen im damaligen Konzertbereich.