02.09.2020 Auf der Suche nach Breitband-Virostatika mit körpereigenen Angriffspunkten

Kick-Off Meeting des BMBF-geförderten Verbundprojekts HELIATAR in Marburg

Mitglieder des BMBF-geförderten Konsortiums HELIATAR (D.Helmecke/FB Pharmazie,Uni Marburg).
Von links nach rechts: Prof. Andreas Heine, Prof. Arnold Grünweller, Dr. Francesca Magari (alle Philipps-Universität Marburg), Prof. Klaus-Peter Koller (Mentor, ehem. Sanofi), Wiebke Obermann, Dr. Harsha Janga (Philipps-Universität Marburg), sowie Dr. Alexandra Friedrich und Dr. Christin Müller (AG Prof. John Ziebuhr, Justus-Liebig Universität Gießen). Frau Dr. Susanne Schiffmann vom Fraunhofer Institut IME in Frankfurt a.M., Prof. Ziebuhr sowie Frau Dr. Lisa Johanna von Kleist (Projektträger VDI/VDE-IT) nahmen per Videokonferenz an dem Kick-Off Meeting teil.

Gegen viele schwerwiegende Virusinfektionen gibt es bisher keine Impfungen oder wirksame Medikamente. Durch das Auftreten unbekannter Viren, wie aktuell dem Coronavirus SARS-CoV-2, sowie der Entwicklung von Resistenzen in bekannten Viren ist es dringend erforderlich, neue Medikamente zu entwickeln, die gegen eine möglichst große Anzahl verschiedener Viren wirken. Solche Breitband-Virostatika können gegen körpereigene Angriffspunkte, insbesondere Enzyme, die für die Vermehrung unterschiedlicher Viren gleichermaßen erforderlich sind, gerichtet sein. Inhibitoren solcher Enzyme haben den Vorteil einer breiten Wirksamkeit und ein geringes Risiko der viralen Resistenzentwicklung. In dem vom BMBF-geförderten Forschungsvorhaben HELIATAR (Validierung der RNA-Helikase eIF4A als antivirales Breitband-Target) soll das Wirtsenzym eIF4A als Angriffspunkt für antivirale Wirkstoffe validiert und neue Leitstrukturen gefunden werden. Dieses Enzym wird von vielen Viren für ihre Proteinsynthese benötigt. Daher verringert eine Hemmung von eIF4A effizient die Virusanzahl in infizierten Zellen.

Am 20.08.2020 fand nun in Marburg am Institut für Pharmazeutische Chemie der Philipps Universität Marburg das Eröffnungs-Meeting des HELIATAR-Konsortiums statt. Die vier Teilvorhaben werden dabei vom BMBF mit insgesamt etwa 1 Million € für die nächsten zwei Jahre gefördert. Beteiligt am Verbund sind zwei Teams aus der Marburger Pharmazie (Prof. Arnold Grünweller, der den Verbund koordiniert und Prof. Andreas Heine), sowie aus Gießen die Arbeitsgruppe des Virologen Prof. John Ziebuhr und aus Frankfurt die Gruppe von Frau Dr. Susanne Schiffmann (Fraunhofer Institut Frankfurt, IME). Zunächst wurde der Projektträger (VDI/VDE-IT) von Frau Dr. Lisa Johanna von Kleist (VDI/VDE-IT) vorgestellt. Herr Prof. Grünweller gab anschließend einen Überblick über das Gesamtvorhaben HELIATAR. Prof. Klaus-Peter Koller, der viele Jahre in einer leitenden Funktion bei Sanofi für den Bereich Targetvalidierung zuständig war, wird als Mentor das Projekt begleiten. In seinem Vortrag erklärte er wie in einem universitären Umfeld es gelingen kann industrielle Standards im Rahmen der Targetvalidierung zu implementieren.

Anschließend wurden die einzelnen Projekte des BMBF-Verbunds kurz vorgestellt. Um eIF4A als wirkungsvolles antivirales Breitband-Target zu etablieren, sollen in den nächsten zwei Jahren die zellulären Effekte einer Hemmung von eIF4A durch bekannte Inhibitoren in Coronavirus-infizierten Zellen global untersucht, die Auswirkungen auf humane Immunzellen analysiert, eine mögliche Resistenzentwicklung überprüft sowie neuartige eIF4A-Inhibitoren identifiziert werden. Das Forschungsvorhaben trägt somit zu einer besseren Translation von Wissen bezüglich neuer Targets als unverzichtbare Grundlage für eine weiterführende Arzneimittelentwicklung im Bereich der Antiinfektiva bei. Ergänzt wird der Forschungsverbund HELIATAR durch die Arbeitsgruppe von Prof. Martin Schlitzer, die am Institut für Pharmazeutische Chemie in Marburg ansässig ist. Dessen ebenfalls vom BMBF gefördertes Projekt HELIACOR (Die RNA Helikase eIF4A als Zielstruktur zur Entwicklung neuer antiviraler Wirkstoffe gegen Coronaviren) widmet sich der struktur-basierten Entwicklung neuer eIF4A-Inhibitoren, um diese gezielt gegen Coronaviren einzusetzen

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