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Religionskundliche Sammlung

Foto: Religionskundliche Sammlung

Die Religionskundliche Sammlung zeigt die Vielfalt der Religionen der Welt anhand von Gegenständen und bildlichem Material. Anlässlich des Universitätsjubiläums wurde die Sammlung im Jahr 1927 als zentrale Einrichtung der Universität von dem evangelischen Theologen und Religionsforscher Rudolf Otto (1869-1937) begründet. Sie sollte nicht nur der Erforschung religiöser Praktiken und Vorstellungen anderer Kulturen dienen, sondern auch über Religionen informieren und in der universitären Lehre und für die Vorbereitung von Auslandsaufenthalten von Diplomaten, Ärzten, Fernhandelskaufleuten und Missionaren genutzt werden können. Seit 2006 liegt die Leitung und Verantwortung für die Sammlung bei der Professur für Allgemeine und Vergleichende Religionswissenschaft (FB 03) in Händen von Edith Franke. Seit 2008 prägen Sonderausstellungen wie beispielsweise zu Tibet in Marburg und zur Vielfalt Islamischer Glaubenspraxis sowie eine enge Kooperation mit dem Museum für Religionsgeschichte in St. Petersburg und seit 2018 Forschungen in einem größeren Verbundprojekt zu den Dynamiken religiöser Dinge im Museum (REDIM) in Zusammenarbeit mit dem Dommuseum in Frankfurt und dem GRASSI Museum für Völkerkunde in Leipzig die Aktivitäten der Religionskundlichen Sammlung.  Seit Edith Franke die Leitung der Sammlung übernommen hat, wird die Museumsarbeit zudem verstärkt in die Studiengänge des Bachelors „Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft“ sowie des Masters „Religionswissenschaft“ eingebunden. Durfte sich die Religionskundliche Sammlung in ihren Gründungsjahren als weltweit erstes universitäres Museum mit der Vielfalt der Religionen als Schwerpunkt rühmen, so ist es heute nicht selten die Anziehungskraft eines religionswissenschaftlichen Studiums mit dem Schwerpunkt auf der materiellen und musealen Repräsentanz von Religion, der Studierende nach Marburg führt. Hier können sie – ebenso wie Praktikanten – zu Objekten und deren Sammlungsgeschichte recherchieren, Führungen entwickeln, Objekte pflegen und archivieren, und sind nicht zuletzt in die Konzeption und Umsetzung von Sonderausstellungen einbezogen. Die kunstvoll bestickte Zeremonialmütze eines Derwisch aus der mystischen Tradition des Islam, eine Tanzmaske aus Tibet und der hinduistische Gott Shiva in Gestalt des Nataraja („Königs des Tanzes“) sind nur einige Beispiele für die vielfältigen Bestände der Sammlung. Insgesamt geben fast 10.000 Objekte, von denen etwa 1.500 auf drei Etagen und in wechselnden Sonderausstellungen gezeigt werden, Einblick in Geschichte und Gegenwart religiöser Kulturen. In zehn Ausstellungsräumen veranschaulichen Kultfiguren, Bilder und Ikonen, Rollbilder, Ritualgegenstände und Hausaltäre sowie Objekte aus dem religiösen Alltagsleben die Praxis und Lehre verschiedener Religionen.

Das Selbstverständnis der Sammlung als Lehr- und Forschungssammlung ist nicht von der Aufgabe zu trennen, die Objekte konservatorisch angemessen aufzubewahren. In Abhängigkeit von finanziellen und personellen Ressourcen werden die Objekte restauriert, katalogisiert und erforscht. Mit Hilfe von Drittmitteln und privaten Sponsoren können besondere Projekte, wie beispielsweise 2018/19 die dringend notwendige, aufwendige Restaurierung und klimagerechte Präsentation eines alt-ägyptischen Mumiensargs, realisiert werden.
Die Religionskundliche Sammlung ermöglicht sowohl Schülern/innen, Studierenden, Wissenschaftlern/innen als auch interessierten Besucherinnen und Besuchern aus dem In- und Ausland, die Vielfalt der Religionen im Rahmen von allgemeinen und thematischen Führungen kennenzulernen oder individuell die Ausstellungsräume zu erkunden. Zudem besteht die Möglichkeit, in der Sammlung Forschungen zu einzelnen Objekten und Objektgruppen durchzuführen. Nationale und internationale Kooperationen mit Experten/innen aus verschiedenen Fachrichtungen unterstützen die kontinuierliche Erschließung der Objekte.