15.07.2023 Marburger Studierende erfolgreich beim 1. Hessisch-rheinischen Moot Court zur Zivilrechtsgeschichte

Constantin Willems

Wir schreiben den 14. Juli 1873. Das Bezirksgericht Mainz verhandelt einen Fall, bei dem ein bayrischer Adliger von einem Oppenheimer Kaufmann die Rückzahlung eines Darlehens verlangt, das der Kläger dem Beklagten am 4. Mai 1873 im Rahmen einer Schafkopf-Runde in der Gaststätte "Zum Krug" im rheinhessischen Oppenheim ausgezahlt hatte. Doch war dies wirklich ein wirksamer Darlehensvertrag? Und wenn ja - in welcher Höhe werden Zinsen geschuldet? Welche Rolle spielte es, dass der Beklagte an besagtem Abend deutlich über den Durst getrunken hatte? Ist Schafkopf ein legales Geschicklichkeitsspiel oder handelt es sich um verbotenes Glücksspiel? Und welche Auswirkungen hat der sogenannte "Schwarze Freitag" am 9. Mai 1873, durch den der Beklagte sein gesamtes Vermögen verloren hat?

Mit diesen und weiteren Fragen hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 1. Hessisch-rheinischen Moot Court zur Zivilrechtsgeschichte herumzuschlagen, der am 14. Juli 2023 im Historischen Saal des Landgerichts Frankfurt am Main ausgetragen wurde. Der hessisch-rheinische Moot Court zur Zivilrechtsgeschichte wurde federführend vom Lehrstuhl für Neuere Rechtsgeschichte, Geschichte des Kirchenrechts und Zivilrecht der Goethe Universität Frankfurt a.M. (Prof. Dr. David von Mayenburg) veranstaltet. Zwei Teams aus Frankfurt, ein Team aus Mainz und zwei Teams aus Marburg plädierten vor Gericht stellten sich den Fragen der Richterbank, die aus PD Dr. Peter Collin (MPI für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, Frankfurt) Prof. Dr. Peter Gröschler (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Prof. Dr. David von Mayenburg (Goethe-Universität Frankfurt), Prof. Dr. Guido Pfeifer (Goethe-Universität Frankfurt), Dr. Ralf Seinecke (MPI für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, Frankfurt) und Prof. Dr. Constantin Willems (Philipps-Universität Marburg) zusammengesetzt war.

Dabei konnten die beiden Marburger Teams, bestehend aus Studierenden aus dem zweiten Fachsemester, in ganzer Linie überzeugen und große Erfolge feiern. Das erste Marburger Team, bestehend aus Léonie Mallmann und Louisa Scholz, konnte sich in der ersten Vorrundenbegegnung gegen das erste Team aus Frankfurt durchsetzen. Das zweite Marburger Team, Benedikt Althof und Julius Rabba, erreichte sogar das große Finale, in dem es sich allerdings knapp dem Mainzer Team geschlagen geben musste. Alle vier Marburger Studierende hatten im ersten Fachsemester den "Grundkurs Rechtsgeschichte" belegt und waren dort auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. Im Rahmen des 1. Hessisch-rheinischen Moot Court zur Zivilrechtsgeschichte konnten sie nicht nur ihr Wissen zur Rechtsgeschichte und zum Zivilrecht anwenden und ausbauen, sondern auch ihre rhetorischen Fähigkeiten und das Zusammenarbeiten im Team schulen. Zudem konnten zahlreiche interessante Gespräche geführt und Kontakte geknüpft werden.

Auch im kommenden Jahr soll es voraussichtlich wieder einen Hessisch-rheinischen Moot Court zur Zivilrechtsgeschichte geben; Informationen werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben.