14.11.2023 IRDi-Teammitglieder auf Forschungsreise in Lissabon

Von dem Ausbruch der „digitalen Revolution“ wurde insbesondere der Wirtschaftszweig des Finanz- und Kapitalmarkts erfasst, der durch die fortschreitende Dematerialisierung wirtschaftlicher Prozesse kontinuierlich Effizienzsteigerungen zu erzielen sucht. Aufgrund der Tatsache, dass die dabei mitunter zum Einsatz kommende Blockchain-Technologie einerseits länderübergreifende Netzwerke ermöglicht und andererseits zahlreiche universelle rechtliche Fragen aufwirft, besteht ein großer Bedarf an internationaler, rechtsvergleichender Forschung. Mit dem Ziel, die rechtsvergleichende Forschung auf dem Gebiet Tokenized Finance (ToFi) voranzutreiben, hat das hessische Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) zahlreiche Fellows an ausländische Universitäten entsandt und zur Forschungsaufenthalten nach Hessen eingeladen.

Vier Angehörige des Marburger Instituts für das Recht der Digitalisierung (IRDi), Tim Blöcher, Derwis Dilek, Jannik Heine und Alexander Schneider, durften als ToFi-Fellows für drei Wochen an der Universidade de Lisboa forschen und konnten sich in dieser Zeit intensiv mit Themen der tokenisierten Finanzierung sowie unterschiedlicher rechtlicher Aspekte im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie aus portugiesischer Perspektive auseinandersetzen.

Einen bedeutenden Teil der Reise hat zudem der fachspezifische Austausch mit Rechtswissenschaftler:innen vor Ort eingenommen. Die Diskussionen mit Professor:innen und Rechtsberatern über die Regulierung und rechtliche Erfassung von Token bzw. tokenisierten Vermögenswerten im Privat- und Wertpapierrecht haben dabei aufschlussreiche Einblicke in die portugiesische Rechtsordnung ermöglicht. So ließ sich unter anderem eine in Teilen divergierende Flexibilität der Rechtsordnungen erkennen, die perspektivisch auch als Anstoß für gesetzgeberische Initiativen des nationalen Gesetzgebers dienen könnten. Darüber hinaus ermöglichte der Austausch mit Vertretern der portugiesischen Finanzmarktaufsicht neben Diskussionen über bedeutsame regulatorische Angelegenheiten auch einen Einblick in den Markt für Kryptowerte in Portugal. Dieser konnte nicht zuletzt durch den Besuch des lokalen FinTech-Hauses gewonnen werden, welches das Zuhause zahlreicher Start-Ups der FinTech-Branche bildet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nunmehr zuvörderst in rechtsvergleichenden Beiträgen verarbeitet, die im kommenden Jahr in einem ToFi-Sammelband bei Mohr Siebeck veröffentlicht werden. 

Die vier ToFi-Fellows bedanken sich herzlich für die Gastfreundschaft, die sie vor Ort in Lissabon erfahren durften. Insbesondere danken sie Prof. Dr. Madalena Perestrelo de Oliveira für die Einladung an die Universidade de Lisboa. Zudem gilt ein besonderer Dank an Herrn Prof. Dr. Omlor, Frau Prof. Dr. Lübke und Herrn Prof. Dr. Möslein, welche mit ihrem Einsatz die Forschungsreise erst ermöglicht haben.