05.09.2019 Tagung: Ökonomien des Haushaltens

Geschlechterverhältnisse in Arbeits-, Bildungs- und Normierungsprozessen in historischer Perspektive (24.9. bis 27.9.2019)

Foto: Colourbox

Zielsetzung der Tagung

 Die Tagung bringt interdisziplinäre und transepochale Perspektiven auf Geschlechterverhältnisse in den Arbeits-, Bildungs- und Normierungsprozessen von Haushalten zusammen und diskutiert deren Ausformung, Entwicklung und Konsequenzen von der Antike bis in die Gegenwart.

In den gegenwärtigen politischen Debatten um Kinderbetreuung, Kindergrundsicherung, gender pay gap, Verteilung von Erziehungsaufgaben auch nach Ende einer Partnerschaft, Altersarmut (gerade bei Frauen) oder die Finanzierung von Renten- und Pflegeversicherung stehen immer wieder Geschlechterverhältnisse und die geschlechtsbezogene Aufteilung von Aufgaben wie Erträgen in Haushalten und deren Folgen im Fokus. In ihnen schwingt zugleich die Auseinandersetzung um das „traditionelle“ Modell einer bis zum Tode bestehenden kernfamilialen Lebensgemeinschaft auf der Basis einer Ehe mit, in der Erwerbs-, Haus- und Erziehungsarbeit wie auch Ehrenamt und Freizeitgestaltung vielfach geschlechtsbezogen verteilt sind. Dass diese „traditionelle“ Form des Haushaltens selbst Ergebnis vielfältiger historischer Prozesse und Veränderungen ist, wird meist ausgeblendet. Dabei öffnet gerade die historische Tiefendimension den Blick auf die Gestaltbarkeit und Veränderbarkeit in der institutionellen wie mikrosozialen Organisation und Gestaltung von Haushalt und Familie.

Die Veranstalterinnen gehen davon aus, dass Haushalte in allen Epochen und Kulturen eine geschlechtsbezogen organisierte Versicherungsgemeinschaft darstellen, in der das Risiko der individuellen Daseinsvorsorge verteilt und minimiert werden kann und die Vorteile bringt, die nur durch gemeinsames Wirtschaften zu erreichen sind. Gleichzeitig liefern Haushalte als Orte der Produktion und des Konsums maßgebliche Stabilisierungs- und Ordnungsleistungen für die Gesellschaft und unterliegen daher verschiedenen Normierungen.

Leitfragen der Tagung werden sein, wie sich das Verhältnis der Geschlechter in der sozialen Praxis und in normierenden Zuschreibungsprozessen in den verschiedenen Epochen darstellen, wie es sich verändern und welchen Einfluss die sich verändernden sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Kontexte besitzen. Die Tagung führt daher Diskussionen und Ergebnisse aktueller geschichtswissenschaftlicher Forschungsfelder mit denen der Ökonomie, Soziologie, Politologie und Rechtswissenschaften zusammen, um neue Fragen und Perspektiven für die jeweiligen Disziplinen, aber auch für interdisziplinäre Projekte zu öffnen und Problemstellungen für die weitere wissenschaftliche Erforschung zu schärfen.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich neue Perspektiven auf die Form und Strukturen von Haushalten, vor allem aber auf die haushaltsbezogenen Praktiken seiner männlichen und weiblichen Mitglieder, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Implikationen und Konsequenzen durchgesetzt, die die vermeintlichen Gewissheiten und longue durée des „Traditionellen“ deutlich in Frage stellen.

Programmflyer

Poster

Veranstalter

Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges (FB06)
Prof. Dr. Evelyn Korn (FB02)
Prof. Dr. Heide Wunder (Grimm-Preisträgerin 2017)